Des
Kaisers Abschiedsworte an seine Garde
Kaiser
Wilhelm II.
Bevor
das Leibregiment der Hohenzollern, das Erste Garderegiment zu Fuß,
seine Garnison Potsdam verließ, hat sich, wie die "Hamburger
Nachrichten" melden, der Kaiser als Chef des Regiments von
seinen Grenadieren mit einer Ansprache verabschiedet, die folgenden
Wortlaut hatte:
"Die
früheren Generationen und auch alle, die heute hier stehen, haben
die Soldaten des Ersten Garderegiments und Meiner Garde an diesem
Orte schon öfter versammelt gesehen. Sonst war es der Fahneneid,
das Gelübde, das wir vor dem Herrn schwuren, das uns hier
vereinte. Heute sind alle hier erschienen, den Segen für die
Waffen zu erbitten, da es jetzt darauf ankommt, den Fahneneid zu
bewegen bis zum letzten Blutstropfen. Das Schwert soll
entscheiden, das Ich jahrzehntelang in der Scheide gelassen habe.
Ich erwarte von Meinem Ersten Garderegiment zu Fuß und Meiner
Garde, daß sie ihrer glorreichen Geschichte ein neues Ruhmesblatt
hinzufügen werden. Die heutige Feier findet uns im Vertrauen auf
den höchsten Gott und in Erinnerung an die glorreichen Tage von
Leuthen, Chlum und St. Privat. Unser alter Ruhm ist ein Appell an
das deutsche Volk und sein Schwert. Und das ganze deutsche Volk
bis auf den letzten Mann hat Das Schwert ergriffen. Und so ziehe
Ich denn das Schwert, das Ich mit Gottes Hilfe Jahrzehnte in der
Scheide gelassen habe." Bei diesen Worten zog der Kaiser das
Schwert aus der Scheide und hielt es hoch über seinem Haupte.
"Das Schwert ist gezogen, das Ich, ohne siegreich zu sein,
ohne Ehre nicht wieder einstecken kann. Und ihr alle sollt und
werdet Mir dafür sorgen, daß es erst in Ehren wieder eingesteckt
werden wird. Dafür bürgt ihr Mir, daß Ich den Frieden Meinen
Feinden diktieren kann. Auf in den Kampf mit den Gegnern und
nieder mit den Feinden Brandenburgs. Drei Hurras auf unser
Heer!"
Der
Regimentskommandeur erwiderte darauf:
"Eurer
Majestät danke ich ganz untertänigst im Namen von fast
siebentausend Grenadieren und Füsilieren für den überaus gnädigen
Abschiedsgruß, den Eure Majestät uns zugerufen haben. Wir
geloben hier auf dieser von der Tradition geheiligten Stätte, wo
Jahrhunderte preußischen Ruhms auf uns herabsehen, den
Grenadieren des großem Königs es gleich zu tun, die furchtlos
einer Welt von Feinden entgegensahen, nur ihrem König und ihrer
gerechten Sache vertrauend. So vertraut ein jeder von uns Eurer
Majestät. Unser unbezwingbarer Wille zum Siege soll gleich sein
dem, der die Stürmer von Chlum und St. Privat beseelt hat. Und
jeder von uns, der in den beiden Regimentern in Reih und Glied
steht, weiß, daß es nur eins gibt für uns: zu siegen oder zu
sterben. Dies geloben wir, indem wir in den altpreußischen
Schlachtruf einstimmen, mit dem wir heute unser Leben aufs neue
bis zum letzten Blutstropfen Eurer Majestät weihen: Seine Majestät
der Kaiser und König, unser geliebter Kriegsherr und
Regimentschef, hurra!" 2)
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