Der Weltkrieg am 21. September 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Großer Sieg bei Reims und Verdun

Großes Hauptquartier, 21. September.
Bei den Kämpfen um Reims wurden die festungsartigen Höhen von Craonelle erobert und im Vorgehen gegen das brennende Reims der Ort Betheny genommen.
Der Angriff gegen die Sperrfortslinie südlich von Verdun überschritt siegreich den Ostrand der vorgelagerten, vom französischen 8. Armeekorps verteidigten Côte Lorraine. Ein Ausfall auf der Nordostfront von Verdun wurde zurückgewiesen.
Nördlich von Toul wurden französische Truppen im Biwak durch Artilleriefeuer überrascht.
Im übrigen fanden heute auf dem französischen Kriegsschauplatz keine größeren Kämpfe statt. In Belgien und im Osten ist die Lage unverändert.
1)

 

Die Kämpfe im Westen

London, 21. September. (W. B.)
Das Preßbureau meldet: Die Lage ist unverändert. Das Wetter ist schlecht. - Das Preßbureau dementiert offiziell die Nachricht von einer Landung russischer Truppen in Frankreich.

Paris, 21. September. (Priv.-Tel.)
Ein Bulletin vom 20. September, nachmittags 3 Uhr, sagt: Auf unserer Linken haben wir am rechten Ufer der Oise Fortschritte gemacht. Alle Versuche der Deutschen, mit Unterstützung ihrer schweren Artillerie unsere Linie zwischen Craonne und Reims zu durchbrechen, waren vergeblich. Die Höhe von Brimont nördlich von Reims wurde von den Deutschen wieder genommen. Die Deutschen beschossen "ohne Grund" erbittert die Kathedrale von Reims, die in Flammen aufging. In den Vogesen hat der Feind bei St. Dié die Offensive wieder ergriffen. Unsere Angriffe auf dieser Seite schreiten langsam fort wegen der Schwierigkeiten des Terrains, der Art des feindlichen Widerstandes und des schlechten Wetters. Wir besitzen noch keine sichere Bestätigung des Falles von Maubeuge.
Am 20. September, 11 Uhr nachts, wurde folgendes offiziell mitgeteilt: Auf unserer Linken haben die Truppen westlich von Soissons ein wenig nachgegeben, sind aber dann unmittelbar darauf wieder vorgegangen; auf dem rechten Ufer der Oise haben sie fortwährend Fortschritte gemacht.
Nördlich von Reims sind alle feindlichen Angriffe, obwohl sie mit großer Energie geführt wurden, zurückgewiesen worden. Im Zentrum und östlich von Reims haben uns unsere Angriffe neue Fortschritte machen lassen. In den Argonnen ist die Lage unverändert. Im Woëvre hat der Regen den Boden so aufgeweicht, daß die Bewegungen der Truppen sehr schwierig sind.
2)

 

Vom Seekrieg

Berlin, 21. September. (W. B.)
Nach einer Mitteilung aus Amsterdam hat die englische Admiralität am 20. September folgendes bekanntgegeben: Der deutsche Kreuzer "Emden" von der China-Station, der sechs Wochen lang ganz aus unserem Gesichtskreis verschwunden war, erschien am 10. September plötzlich im Golf von Bengalen und nahm sechs Schiffe, versenkte fünf und sandte das sechste mit der Bemannung nach Calcutta.
Der englische kleine Kreuzer "Pegasus", der von Sansibar kam, zerstörte Dar-es-Salam und versenkte daselbst das Kanonenboot "Möve". Der "Pegasus" wurde heute Morgen, als er in der Bucht von Sansibar lag und die Maschinen reinigte, von dem kleinen Kreuzer "Königsberg" angegriffen und vollständig unbrauchbar gemacht. 25 Mann sind tot, 30 wurden verwundet.
Hierzu wird von zuständiger Stelle folgendes mitgeteilt:
Bei der "Möve" handelt es sich keineswegs um ein kampffähiges Kanonenboot. Es war vielmehr ein Vermessungsfahrzeug ohne jeden Kampfwert. Bei Beginn des Krieges ist es als für die Kriegsführung wertlos abgerüstet worden. Der englische kleine Kreuzer "Pegasus" hatte eine Armierung von 8 Stück 10 Ctm.-Schnelladekanonen, während unser kleiner Kreuzer "Königsberg" eine solche von 10 Stück 10 Ctm.-Schnelladekanonen hat.
Die englische Admiralität macht weiter bekannt: Der englische Hilfskreuzer "Carmania" hat am 14. September einen bewaffneten deutschen Dampfer versenkt, vermutlich den "Cap Trafalgar" oder die "Berlin", nach zweistündigem Gefecht. Die "Carmania" hatte neun Tote.
Zu dieser Londoner Meldung wird von zuständiger Stelle bekanntgegeben. S. M. Hilfskreuzer "Cap Trafalgar" ist am 14. September in der Nähe der brasilianischen Küste, nach heftigem Kampfe mit dem englischen Hilfskreuzer "Carmania" untergegangen. Die Besatzung wurde durch den deutschen Dampfer "Eleonore Woermann" gerettet.
Schließlich macht die englische Admiralität folgendes bekannt: In der Nacht vom 14. zum 15. September versuchte ein deutscher Dampfer aus dem Kamerunfluß das englische Kanonenboot "Dwarf" durch eine Bombe zu versenken. Der Versuch mißglückte, der Dampfer wurde erbeutet. Am 16. September versuchte ein anderer deutscher Dampfer den "Dwarf" zu rammen. Der "Dwarf" wurde nur wenig beschädigt, der deutsche Dampfer vernichtet; ebenso wurden zwei Boote mit Explosionsmitteln vernichtet.

Stockholm, 21. September. (Priv.-Tel.)
Die australische Admiralität gibt den Untergang eines Unterseebootes zu, verschweigt aber die Ursache.

London, 21. September. (W. B.)
Das Schiff "Gelria" das von Buenos Aires nach Amsterdam unterwegs war, wurde bei Falmouth von britischen Kreuzern aufgebracht. Hundert an Bord befindliche deutsche Reservisten wurden als Kriegsgefangene festgenommen.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im September 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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