Der Weltkrieg am 16. Dezember 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Vergeblicher feindlicher Vorstoß über Nieuport -
In Nordpolen 3000 Russen gefangen

Großes Hauptquartier, 16. Dezember, vormittags.
Im Westen versuchte der Gegner erneut einen Vorstoß über Nieuport, der durch das Feuer seiner Schiffe von See her unterstützt wurde. Das Feuer blieb gänzlich wirkungslos. Der Angriff wurde abgewiesen; 450 Franzosen wurden gefangengenommen.
Auf der übrigen Front ist nur die Erstürmung einer vom Feinde seit vorgestern zähe gehaltenen Höhe westlich Sennheim erwähnenswert.
Von der ostpreußischen Grenze ist nichts Neues zu melden. In Nordpolen verlaufen unsere Angriffsbewegungen normal. Es wurden mehrere starke Stützpunkte des Feindes genommen und dabei etwa 3000 Gefangene gemacht und vier Maschinengewehre erbeutet.
In Südpolen gewannen unsere dort im Verein mit den Verbündeten kämpfenden Truppen Boden.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Beschießung befestigter englischer Küstenplätze durch deutsche Kreuzer

Berlin, 16. Dezember.
Teile unserer Hochseestreitkräfte haben einen Vorstoß auf die englische Ostküste gemacht und am 16. Dezember früh die beiden befestigten Küstenplätze Scarborough und Hartlepool beschossen. Über den weiteren Lauf der Unternehmung können zur Zeit noch keine Mitteilungen gemacht werden.

Der Chef des Admiralstabes.
gez. v. pohl.

London, 16. Dezember.
Nach hier eingetroffenen Meldungen sind in Hartlepool über 20 Personen getötet und 80 verwundet worden. Es ist beträchtlicher Schaden angerichtet worden. Der Gasometer in Hartlepool brennt. Die Beschießung der Festung West-Hartlepool begann zwischen 8 und 9 Uhr früh. In Scarborough find zwei Kirchen beschädigt und mehrere Dächer eingestürzt. In Whitby soll die historische Abtei teilweise zerstört sein. Die Bevölkerung flieht in das Innere des Landes.
1)

Karte zum 1. Weltkrieg

 

 Der türkische Heeresbericht:

Der Krieg im Orient

Konstantinopel, 16. Dezember. (W. B.)
Mitteilung des Hauptquartiers:
Eine russische Kavalleriebrigade, verstärkt durch ein Bataillon Infanterie, griff am 13. Dezember ein von unserem rechten Flügel entsandtes Detachement in einer wichtigen Stellung an, ist aber zurückgeworfen worden. - An der Grenze des Wilajets Wan ergriffen unsere Truppen die Offensive. Bei Sarai griffen sie einige feindliche Stützpunkte an, die im Sturm genommen wurden. Eine unserer Abteilungen in Aserbeidschan ist in Richtung auf Selmas (Diliman) in Persien vorgegangen. Bei Seldos, am südlichen Ufer des Urmia-Sees, schlug die türkische und persische Kavallerie ein Kosaken-Regiment, das 40 Tote und viele Verwundete verlor. Der Feind wurde auf Urmia verfolgt. Ein russisches Dampfboot und die in Urmia befindlichen Munitionsvorräte wurden genommen und zerstört. Einzelheiten folgen. Die persischen Stämme kämpfen Schulter an Schulter mit uns mit Begeisterung gegen den Jahrhunderte alten Feind; wir wissen von heldenhaften Taten aus diesem Kampf.

Konstantinopel, 16. Dezember. (W. B.)
Amtlich wird gemeldet:
Die Kämpfe, die seit einiger Zeit an der Ostgrenze des Wilajets Wan andauerten, haben zu unseren Gunsten geendet. Die Stellung bei Sarai, die von dem Feinde erbittert verteidigt wurde, ist nach einer umfassenden Bewegung unserer Truppen in unsere Hände gefallen. Der Feind zog sich in der Richtung auf Kotur zurück, verfolgt von unserer Kavallerie. Unsere Truppen sind in Sarai eingezogen.
Ein englischer Kreuzer hat vergebens einen unserer Wachtürme zwischen Jaffa und Gaza beschossen. Der russische Kreuzer "Askold" hat zwei kleine Schiffe vor Beirut in Grund gebohrt. Der Verlust des alten Kasernenschiffs "Messudije" ist nach einer endgültigen Untersuchung entweder der Berührung mit einer abgetriebenen Mine oder einem gegen dieses Schiff geschleuderten Torpedo zuzuschreiben.
2)

 

Die Serben in Belgrad

König Peter von Serbien
König Peter

Mailand, 16. Dezember. (Priv.-Tel.)
Aus Nisch wird gemeldet: König Peter ist an der Spitze seiner Truppen mit den Prinzen Georg und Alexander in Belgrad wieder eingezogen. Im Dom fand ein feierliches Tedeum statt. Alle serbischen Flüchtlinge wurden zur Rückkehr aufgefordert.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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