Der Weltkrieg am 6. Januar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

 Durchbruch bis zum Suchaabschnitt in Nordpolen - 1400 Russen gefangen

Großes Hauptquartier, 6. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Franzosen setzten gestern die planmäßige Beschießung der Orte hinter unserer Front fort. Ob sie damit ihre eigenen Landsleute obdachlos machen oder töten, scheint ihnen gleichgültig zu sein, uns schadet die Beschießung wenig.
Bei Souain und im Argonner Walde bemächtigten wir uns mehrerer feindlicher Schützengräben, schlugen verschiedene feindliche Angriffe zurück, machten zwei französische Offiziere und über zweihundert Mann zu Gefangenen. Auf der vielumstrittenen Höhe westlich Sennheim faßten die Franzosen gestern früh erneut Fuß, wurden aber mit kräftigem Bajonettangriff wieder von der Höhe geworfen und wagten keine neuen Vorstöße. Fünfzig Alpenjäger wurden von uns gefangen genommen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
An der Ostgrenze und im nördlichen Polen auch gestern keine Veränderung.
In Polen westlich der Weichsel stießen unsere Truppen nach Fortnahme mehrerer feindlicher Stützpunkte bis zum Suchaabschnitt durch. 1400 Gefangene und neun Maschinengewehre blieben in unserer Hand. 
Auf dem östlichen Pilicaufer ist die Lage unverändert. 

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Friedliche Annährungen zwischen den Schützengräben verboten

Berlin, 6. Januar. (Priv.-Tel.) 
In der letzten Zeit brachten die Zeitungen mehrfach Schilderungen von friedlichen Annäherungsversuchen zwischen den Schützengräben der Deutschen und der Franzosen. Wie die "Tägliche Rundschau" mitteilt, ist durch Armeebefehl vom 29. Dezember das Fraternisieren und überhaupt jede Annäherung an den Feind im Schützengraben verboten und jede Zuwiderhandlung wird in Zukunft als Landesverrat bestraft.

 

 König Ludwig von Bayern 

König Ludwig III. von Bayern

Berlin, 6. Januar. (W. B.) 
Der "Reichsanzeiger" schreibt: 
König Ludwig von Bayern vollendet am 7. Januar sein 70. Lebensjahr. Überall in Deutschland werden dieser Königs-Geburtstagsfeier die Empfindungen herzlicher Verehrung und Dankbarkeit entgegengebracht. Sie gelten einem Herrscher, der in dieser ernsten Schicksalszeit für unser Volk seine kerndeutsche Gesinnung herzlich bewährt hat. Als England ohne Bündnispflicht in dem Wahn eines raschen Vernichtungskampfes gegen das Deutsche Reich uns den Krieg erklärte, sprach König Ludwig die denkwürdigen Worte:
"Ein Feind mehr, ein Grund mehr, uns zusammenzuschließen." Endgültig waren gewisse Hoffnungen der Gegner zerstört, die geglaubt hatten, in dem großen Ringen um die deutsche Zukunft werde sich eine Spaltung zwischen Nord und Süd herbeiführen lassen. Für die eherne Geschlossenheit, in der Deutschlands Fürsten mit ihren Völkern den Feinden gegenüberstehen, ist diese Haltung König Ludwigs vorbildlich gewesen Sein Herz gehört dem Sieg der deutschen Sache. Wiederholt hat er die bayerischen Truppen, an deren Spitze sein Sohn, Kronprinz Rupprecht, der Sieger in der großen Schlacht bei Metz, steht, im Felde besucht und sich überzeugen können, daß Bayerns tapfere Söhne der Schrecken der Feinde und der Stolz des deutschen Heeres sind. Alle seine Kundgebungen atmen die unerschütterliche Zuversicht auf einen für Deutschland ehrenvollen Ausgang des gewaltigen Krieges. So ist der würdige König "im Silberhaar, treu und hochgesinnt" dem Kaiser in schwerer Zeit an die Seite getreten. Dafür danken ihm zu seinem Ehrentage alle Deutschen mit herzlichen Wünschen für eine lange gesegnete Führung seines Königtums.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der Gebirgskampf in den Karpathen

Wien, 6. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Die nun schon mehrere Monate mit wechselndem Erfolg geführten Gefechte im karpathischen Waldgebirge dauern an; sie charakterisieren sich als Unternehmungen kleineren Stiles in oft weitgetrennten, einsamen Tälern. In den letzten Tagen durch Eintreffen von Ergänzungen verstärkt, versucht der Feind, in einzelnen Flußoberläufen durch Vorstöße Raum zu gewinnen. Westlich des Uzsoker Passes und in den Ostbeskiden herrscht Ruhe. An der Front nördlich und südlich der Weichsel gestern Geschützkampf.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 6. Januar. (W. B.) 
Der türkische Generalstab macht bekannt: 
Gestern kam es im Schwarzen Meer bei Sinope zu einem Zusammentreffen zwischen zwei türkischen Kreuzern und einem aus siebzehn Einheiten zusammengesetzten russischen Geschwader. Einzelheiten fehlen noch. Auf jeden Fall vermochte der Feind trotz seiner numerischen Überlegenheit nicht unsere Schiffe zu beschädigen.
Nach heute angelangten Nachrichten errangen unsere Truppen im Verein mit den verbündeten Stämmen in Aserbeidschan noch weitere Erfolge außer dem Sieg bei Miandoab. Die Russen verloren auf ihrem Rückzuge zwei Geschütze und zahlreiche Gefangene. Südlich Miandoab schlug eine andere türkische Kolonne den Feind und erbeutete eine beträchtliche Menge von Waffen und Munition.

Konstantinopel, 6. Januar. (W. B.) 
Mitteilung des Großen Generalstabes: 
Unsere aus der Richtung Sowai und Bagirgue vorrückenden Truppen haben Urmia, einen wichtigen Stützpunkt der Russen, besetzt.
Nach dem unentschiedenen Seegefecht, das gestern zwischen der russischen Flotte und türkischen Kreuzern stattfand, hat die russische Flotte ein italienisches Kauffahrteischiff in Grund gebohrt, obwohl es seine Flagge gehißt hatte.

 

Konstantinopel 6. Januar. (W. B. ) 
Das türkische Nachrichtenbureau berichtet über die jüngsten Kämpfe in Aserbeidschan. Danach stießen die türkischen Truppen, durch persische Stämme verstärkt, am 28. Dezember in der Gegend von Miandoab auf eine russische Kolonne, die aus 4000 Mann Infanterie, 300 Kosaken und Artillerie bestand, die durch Anhänger Sejd-e-Daulehs verstärkt war und die Dörfer der Umgegend plünderte. Die Russen wurden vollständig geschlagen. Sie hatten über 200 Tote. Die Türken und Perser hatten sechs Tote und einige Verwundete. In einem anderen Kampfe in der Gegend von Urmia wurden zwei Parteigänger Sejd-e-Daulehs, darunter der berüchtigte Baghir Khan, gefangen genommen und 100 russische Reiter getötet.

 

Deutsche Flieger über Lüderitzbucht

Kapstadt, 6. Januar.
Zwei deutsche Flieger erschienen über dem englischen Lager bei Lüderitzbucht und warfen einige Bomben ab.

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus   Band 1  
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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