Der Weltkrieg am 9. Februar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfolge an der ostpreußischen Grenze

Großes Hauptquartier, 9. Februar 1915.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Es ist nichts Wesentliches zu berichten.
Östlicher Kriegsschauplatz:
An der ostpreußischen Grenze wurden wiederum einige kleinere örtliche Erfolge errungen; sonst Lage unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Österreichisch-ungarisches Vordringen in der Bukowina

Wien, 9. Februar, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
In Polen und Westgalizien keine Veränderung; Geschützkampf.
Im westlichen Waldgebirge gelang es gestern nachmittag den verbündeten Truppen einen von den Russen hartnäckig verteidigten Ort nördlich des Sattels von Veloves nach mehrtägigen Kämpfen zu nehmen. Zahlreiche Gefangene wurden gemacht, viel Munition und Kriegsmaterial erbeutet.
An der übrigen Karpathenfront heftige Kämpfe. Im westlichen Abschnitt scheiterten mehrere russische Angriffe, wobei 340 Gefangene und 3 Maschinengewehre in unsere Hände fielen.
Die Vorrückung in der Bukowina schreitet fort. Wama wurde von uns besetzt.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der Vormarsch in der Bukowina

Kriegspressequartier, 9. Februar. (Priv.-Tel.)
Die Situation auf dem polnischen und westgalizischen Kriegsschauplatz ist räumlich genommen durch einen gewissen Stillstand, wenn auch in einem für unsere Verbündeten und uns entschieden günstigen Sinne, gekennzeichnet. Im Gegensatz zu dieser relativen Ruhe gewinnt unsere Offensive über den ungeheuren Gebirgsbogen der Ostbeskiden und Waldkarpathen bis an die rumänische Grenze zusehends Raum. Unsere Armeen kämpfen dort, zum Teil untermischt mit deutschen Truppen, längs einer Front von 500 Kilometer durchweg erfolgreich. Wir haben heute in der Bukowina wieder sehr erhebliche Fortschritte gemacht, die anscheinend die Räumung dieses Landes durch die Russen erhoffen lassen. Ebenso haben wir an den in Betracht kommenden Punkten der Waldkarpathen die russische Front überall zurückgedrängt. Noch weiter westlich, in der Gegend des Dukla - Passes, ist es uns gelungen, den dort mit übermächtigen Kräften angesetzten Durchbruchsversuch der Russen endgültig zu verhindern, für daß an dieser gefährdeten Stelle unserer Front nunmehr nach zweiwöchigen, für die Russen äußerst verlustreichen Kämpfen eine ähnliche feste Front gebildet werden konnte, wie sie von da ab über Gorlice-Tarnow und Dunajec bereits seit zwei Monaten besteht. Wir können sehr zufrieden sein.

Budapest, 9. Februar. (Priv.-Tel.)
Die Verfolgung der aus den südlichen Teilen der Bukowina regellos flüchtenden Russen durch unsere Truppen dauert an. Die Russen haben nun auch Suczawa und Radautz, wohin sie, wie gemeldet wurde, gestern flüchteten, geräumt, vorher haben sie jedoch die meisten Wohnungen geplündert. Derzeit befindet sich ein Gebiet von etwa 120 Kilometer Ausdehnung in der Bukowina wieder in unserem Besitze. Die russischen Truppen flüchten in der Richtung nach Czernowitz. In Gurahumora, Dornawatra, Trassin und überall, wo unsere Truppen erscheinen, werden sie mit stürmischer Begeisterung empfangen. Erfreuliche Überraschung erweckt, daß die zwischen Dornawatra und Suczawa befindlichen industriellen Unternehmungen und Sägemühlen von den Russen nicht zerstört wurden. Die so überraschend schnelle und gründliche Verfolgung der Russen aus der südlichen Bukowina, wobei die Russen viele Gefangene und Kriegsmaterial verloren haben, hat auf die rumänische Bevölkerung in den Grenzgemeinden tiefen Eindruck gemacht.
2)

 

Der türkische Heeresbericht:

Die Kämpfe am Suez-Kanal

Konstantinopel, 9. Februar. (W. T. B.)
Das Hauptquartier teilt mit:
Die Avantgarde unserer gegen Ägypten operierenden Armee machte einen erfolgreichen Erkundungsmarsch durch die Wüste, trieb die vorgeschobenen Posten der Engländer gegen den Kanal hin zurück und überschritt sogar mit einigen Kompanien den Suezkanal zwischen Tussum und Serapeum. Trotz des Feuers englischer Kreuzer und Panzerzüge beschäftigten unsere Truppen den Feind während des ganzen Tages und klärten seine Verteidigungsmittel in vollem Umfange auf. Ein englischer Kreuzer wurde durch unser Geschützfeuer schwer beschädigt. Unsere Avantgarde wird die Fühlung mit dem Feinde erhalten und den Aufklärungsdienst auf dem östlichen Kanalufer versehen, bis unsere Hauptmacht zum Angriff schreiten kann.

Die "Frankfurter Zeitung" bemerkt dazu:
"Die Nachricht von dem Vordringen der türkischen Armee über den Suezkanal ergänzt die Meldung des türkischen Hauptquartiers, wonach die türkischen Vorhuten die englischen Vorposten gegen den Kanal zurückgedrängt hätten und in der Umgebung von El Kantara und Ismailia Kämpfe stattfänden, die damals noch andauerten. Nach gleichzeitigen englischen Berichten sind die Türken in drei Kolonnen gegen den Kanal vorgerückt, die eine über El Arisch auf El Kantara, die zweite gegen Ismailia, die dritte gegen Suez. Nach dem vorstehenden Bericht hat nun die mittlere dieser Kolonnen südlich von Ismailia, zwischen Tussum und Serapeum die Engländer erfolgreich angegriffen und sogar mit einigen Kompanien den Kanal überschritten. Daß es sich dabei um Vorhutgefechte handelt, geht aus dem türkischen Bericht mit Deutlichkeit hervor. Das Gros des Heeres ist offenbar noch nicht auf seinem Marsche durch die Wüste ganz heran. Inzwischen bleibt aber die türkische Vorhut am Kanal stehen. Daß es den Türken trotz der Kampfesmittel der Engländer, Kreuzer und Panzerzüge, gelungen ist, nicht nur aufzuklären, sondern auch den Engländern ernstlichen Schaden zuzufügen, mag als ein besonders erfreuliches Zeichen für den frischen Angriffsgeist der Türken und den weiteren Fortgang der türkischen Operationen gelten. Sobald die türkische Hauptmacht herangekommen sein wird, werden auch aus diesem Kriegsschauplatz die Ereignisse eine rasche Entwicklung nehmen."
2)

 

 

Beschießung von Jalta

Konstantinopel, 9. Februar. (W. B.)
Ein Teil unserer Flotte beschoß Jalta wirksam und versenkte an einem anderen Punkte ein russisches Schiff (Jalta liegt an der Südostküste der Halbinsel Krim.)
2)

 

Die englischen Verluste an der Westfront


Asquith

London, 9. Februar. (Priv.-Tel.)
Reuter meldet:
Im Unterhause teilte Premierminister Asquith mit, daß die englischen Verluste an der Westfront bis zum 4. Februar im ganzen ungefähr 104000 Mann betrugen.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Februar 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

© 2005 stahlgewitter.com