Der Weltkrieg am 15. April 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Schwere Verluste der Franzosen in Lothringen

Großes Hauptquartier, 15. April.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Zwischen Maas und Mosel kam es gestern nur zu vereinzelten Kämpfen. Bei Marchéville erlitten die Franzosen in dreimaligem erfolglosen Angriff schwere Verluste. Westlich der Straße Essey-Flirey dauerte der Kampf um ein kleines Grabenstück bis in die Nacht hinein fort. Am und im Priesterwalde scheiterten französische Angriffe.
Feindliche Abteilungen, die gegen unsere Stellungen nordöstlich von Manonviller vorgingen, wurden von unseren Sicherungstruppen mit schweren Verlusten zurückgeworfen.
Südlich des Hartmannsweilerkopfes versuchten die Franzosen fünfmal vergeblich, unsere Front zu durchbrechen. Im übrigen fanden in den Vogesen nur Artilleriekämpfe statt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage blieb unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Eine Ansprache des Kaisers

Breslau, 15. April. (W. B.)
Die "Schlesische Zeitung" bringt folgende Ansprache, die der Kaiser bei Besichtigung des Grenadierregiments König Friedrich III. Nr. 11 in Frankreich gehalten hat:
"In Feindesland, auf erobertem fränkischen Boden, der mit dem Blut tapferer preußischer, auch anderer deutscher Soldaten getränkt ist, ist auch schlesisches Blut geflossen. Nach den Berichten des Armeeoberkommandos beteiligte sich das Grenadierregiment König Friedrich III. Nr. 11 in hervorragender Weise an den schweren Kämpfen in der Champagne. Das Regiment schlug mit großem Schneid und heldenhafter Tapferkeit die feindlichen Angriffe zurück. Der Angriff des Regiments ist sprichwörtlich geworden in der Armee. Ich spreche dem Regiment meine vollste Anerkennung und Glückwünsche aus. Schlesische Grenadiere des 11. Regiments! Dem Namen meines geliebten Vaters, Eures erlauchten Chefs, dessen Namenszug Ihr auf Euren Schultern tragt habt Ihr alle Ehre gemacht. Wenn er von den elysäischen Feldern herunterschaut, wird er mit Euch zufrieden sein. Ich spreche dem Regiment meinen Dank für seine Leistungen aus. Ihr habt neuen Ruhm an Eure Fahnen geheftet und ein schönes Blatt in Eure Regimentsgeschichte eingereiht. Mit Gottes Hilfe werdet Ihr auch weiter standhalten und dem Vaterlande und mir zum endgültigen Siege und zur Niederringung des Gegners verhelfen."
Nach der Parade plauderte der Kaiser noch lange mit den Offizieren und schilderte u. a., wie die Russen in seinem Jagdschloß Rominten gehaust hätten, ja sogar die dort aufgehängten Hirschgeweihe hätten sie mitgehen lassen. Aber dabei hätten sie sich getäuscht. Es seien nur Nachahmungen gewesen. "Meine echten Geweihe," sagte launig der Kaiser, "hängen bei mir zu Hause in Berlin". Der Kaiser war voller Zuversicht für die Zukunft, Freude und Stolz über die Leistungen seines Heeres spiegelten sich in seinem Gesichtsausdruck wider.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Ein russischer Angriff am Stryj gescheitert

Wien, 15. April.
Amtlich wird verlautbart:
In Westgalizien scheiterte bei Ciezkowice an der Bialla in den Morgenstunden des 14. April ein Vorstoß der Russen. Auf den Höben beiderseits Wysockowz am Stryj griffen stärkere russische Kräfte die Stellungen unserer Truppen an. Nach heftigem Kampfe wurde der Gegner geworfen, im Gegenangriff eine wichtige Höhe gewonnen und besetzt; 3 Offiziere und 661 Mann gefangen.
Im übrigen an der Karpathenfront nur Geschützkampf. In vielen Abschnitten Ruhe.
In Südostgalizien und in der Bukowina keine Ereignisse.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im April 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

© 2005 stahlgewitter.com