Die
Kämpfe zwischen Maas und Mosel
Berlin,
20. April.
Aus dem Großen Hauptquartier wird geschrieben:
Der Stillstand in den Operationen der Franzosen zwischen Maas und
Mosel, der sich nach den vorangegangenen und für sie verlustreichen
Angriffen bereits gegen Ende der zweiten Aprilwoche fühlbar gemacht
hatte, dauert ohne Unterbrechung seit dem 14. April, dem Tage unseres
letzten Berichts, bis heute, den 19., an. Auf der Front der Armee herrscht
Ruhe, wobei unter Ruhe die Ruhe der vielen größeren zusammenhängenden
Angriffe zu verstehen ist, nicht aber die Beendigung jeder Kampftätigkeit.
Weder Tag noch Nacht verstummt der Geschützdonner vollständig;
stellenweise steigert sich das Feuer der schweren Artillerie zu größter
Heftigkeit. Die Nahkampfmittel: Minenwerfer, Handgranaten und Sprengminen
betätigen sich und das Feuer der Infanterie und der Maschinengewehre
verlöscht nie ganz. Beide Gegner suchen die Straßen und Unterkunftsräume
hinter den Fronten durch Artilleriefeuer und Fliegerbomben zu beunruhigen.
Lebhafte Bewegungen marschierender Truppen, reger Bahn- und Kraftwagenverkehr
im Rücken der französischen Linien, besonders am 15. und 16.
April, weisen darauf hin, daß der gegenwärtige Zustand verhältnismäßiger
Ruhe kaum ein dauernder bleiben dürfte.
In den Tagen vom 14. bis 19. April wirkte hauptsächlich die beiderseitige
Artillerie, während die französische Infanterie, wohl unter
dem Eindruck der in den vorhergegangenen Kämpfen erlittenen außerordentlichen
Verluste, sich auf vereinzelte, stets mißglückte Teilangriffe
beschränkte, die im Raume der Gesamtlage ohne Bedeutung waren. Diese
Unternehmungen wiederholten sich fast ausschließlich in den Abschnitten
unserer Front, gegen die sich seit Beginn der Kämpfe die französische
Offensive mit besonderem Nachdruck richtet.
Am Nordflügel gegen unsere Stellungen bei Marchéville-Maizerery
und Combres, am Südflügel gegen unsere Linie im Walde von Ailly,
im Walde Mort Mare, nördlich Regniéville-Fey en Haye und im
westlichen Priesterwalde. In der Nacht zum 15. April zeichneten sich die
feindlichen Überfälle auf die Combreshöhe durch besondere
Heftigkeit aus. Hier wandte der Gegner auch Nebel- und Stinkbomben an,
die den Zweck haben, einen Schleier von Rauch und unerträglichen
Gasen vor und in unsere Stellungen zu legen, um den Blick gegen den Feind
zu verhindern und unseren Truppen den Aufenthalt in den Gräben zu
erschweren. Ein Vorstoß im Priesterwalde setzte in derselben Nacht
unsere Truppen in Besitz eines Teiles der französischen Hauptstellung,
die hier mit einem stark ausgebauten Stützpunkt gegen unsere vordersten
Gräben vorspringt. Der jetzt mit diesem Erfolg eingeleitete Nahkampf
im westlichen Priesterwalde dauerte die folgenden Tage und Nächte
ohne Unterbrechung an. Er schreitet langsam, aber für uns günstig
fort. In den Vormittagsstunden des 19. gelang es hier unseren Truppen,
zwei Blockhäuser und die anschließenden Grabenstücke in
die Luft zu sprengen, wodurch unsere Stellung weiter vorgeschoben werden
konnte. Hierbei erlitten die Franzosen nicht unbeträchtliche Verluste,
während uns der gewonnene Erfolg keinen einzigen Mann kostete. Der
15. April brachte zwei abends unternommene französische Angriffe
im Ailly-Walde, die beide - der zweite bereits bei der Entwicklung - in
unserem Feuer zusammenbrachen. Ebenso wurden zwei Vorstöße
des Gegners nördlich Flirey in der Nacht zum 17. April abgewiesen.
Wiederholt wurde in diesen Tagen an verschiedenen Stellen, so an der Combreshöhe
bei Flirey und gegenüber dem Walde Mort-Mare beobachtet, daß
die Franzosen Gruppen in den vordersten Gräben bereitstellen. Zu
Angriffen kam es nicht. Der Artillerie fiel auf beiden Seiten in den Tagen
vom 14. bis zum 19. April die Haupttätigkeit zu.
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