Die
Beschießung der italienischen Ostküste - Erfolgreicher Kampf mit
italienischen Torpedojägern
Wien,
25. Mai.
Der telegraphische amtliche Bericht über die Flottenaktion am
Morgen des 24. Mai hat folgenden Wortlaut:
Heute vor Sonnenaufgang, also genau 12 Stunden nach Kriegserklärung
seitens Italiens, hat die k. u. k. Flotte gleichzeitig eine Reihe
erfolgreicher Aktionen an der Ostküste Italiens von Venedig bis
Barletta ausgeführt. In Venedig hat ein Marineflieger 14 Bomben
geworfen, im Arsenal einen Brand erzeugt, einen Zerstörer stark
beschädigt, Bahnhof, Ölbehälter und Hangars am Lido beworfen. In
den sehr engen Kanal von Porto Corsini war der Zerstörer
"Scharfschütze" eingedrungen, bis er sich plötzlich
unmittelbar neben einem vollbesetzten Schützengraben sah. Von der völlig
überraschten Besatzung wurde ein großer Teil niedergeschossen,
worauf jedoch drei ganz versteckte Strandbatterien ein heftiges
Feuer aus zirka Zwölfzentimeter-Geschützen auf den vor der Kanalmündung
liegenden Kreuzer "Novara" und Torpedoboot 80 eröffneten.
Letzteres erhielt einen Treffer in die Offiziersmesse, wobei ein
Mann schwer verletzt und das Boot leck wurde. "Novara" führte
das Feuergefecht fort, um dem Zerstörer und dem Torpedoboot aus der
mißlichen Lage herauszuhelfen, enfilierte den Schützengraben,
demolierte eine Kaserne, erhielt aber viele Treffer.
Linienschiffsleutnant Persich und 4 Mann tot, 4 Mann schwer, mehrere
leicht verwundet, aber die Verluste des Feindes sind vielleicht
zehn- bis zwanzigmal schwerer. "Scharfschütze" kam
vollkommen unversehrt davon, Torpedoboot "80" mit Lecktuch
nach Pola. In Rimini wurden vom Panzerkreuzer "St. Georg"
Bahnhof und Brücke beschossen. In Senigallia wurden vom "Zriny"
Eisenbahnbrücke, Wasserturm, Hafenanlage, Stationsgebäude und ein
Zug demoliert. Letztere zwei und ein nahe gelegenes Gebäude
verbrannten. In Ancona wurden vom Gros der Flotte alte
Befestigungen, das Artillerie- und Kavallerielager, die Werften,
elektrische Zentrale, Bahnhof, Gasometer, Petroleumdepot, Semaphor-
und Radiostation beschossen und durch abirrende Geschosse und Brände
ein ungeheurer Schaden angerichtet. Zwei Dampfer im Hafen wurden
versenkt und der auf der Werft neugebaute, der schon für den
Stapellauf fast klar war, demoliert. Widerstand wurde nur von einer
leichten Batterie und einigen Maschinengewehren gegen zwei Zerstörer
geleistet. In dem einzigen modernen Fort "Alfredo Savic"
stand zwar bei Beginn der Beschießung die Besatzung an den Geschützen,
aber zwei unserer im richtigen Augenblick erscheinende Flieger
vertrieben sie mit Maschinengewehrfeuer so gründlich, daß sie
nicht wieder zurückkehrten. Diese Flieger und ein dritter haben
auch die Ballonhalle in Chiaravalla landeinwärts und mehrere militärische
Objekte mit 30 Bomben beworfen. Das Luftschiff "Citta di
Ferrara" warf mehrere Bomben erfolglos gegen S. M. S. "Zriny"
und versuchte die abziehende Flotte anzugreifen, suchte aber
schleunigst das Weite, als zwei Flieger herbeiflogen, die übrigens
alle ihre Bomben schon verworfen hatten. Dasselbe oder
ein anderes Luftschiff war schon eine halbe Stunde nach Mitternacht
von der Flotte auf halbem Wege Pola-Ancona im Gegenkurse gesichtet
worden und zweifellos auf dem Wege nach Pola. Als aber drei es
begleitende Fahrzeuge vor dem Geschützfeuer entflohen, kehrte das
Luftschiff auch gleich um und verschwand gegen Nordwest, ohne, wie
es scheint, die Flotte selbst gesehen zu haben. Die Eisenbahnbrücke
über den Potenzafluß wurde von S. M. S. "Radetzky"
beschossen und beschädigt.
S. M. S. "Admiral Spann" mit vier Zerstörern beschoß die
Eisenbahnbrücke über den Sinarcafluß, die Eisenbahnstation,
Lokomotiven-, Pumpenhaus usw. in Campo Marino, demolierte den
Semaphor von Tremiti und beschädigte den von Torre di Miletto. S.
M. S. "Helgoland" mit drei Zerstörern beschoß Vieste und
Manfredonia und stieß bei Barletta auf zwei italienische Zerstörer,
die es sofort unter Feuer nahm und verfolgte. Der eine entkam, der
zweite "Turbine" wurde von unseren Zerstörern "Csepel"
und "Tatra" gegen Pelagosa abgedrängt und durch einen
Granattreffer in eine Maschine und einen Kessel lahmgeschossen und
blieb gestoppt, brennend und sinkend liegen. Er ergab sich. "Csepel",
"Tatra" und "Lika" retteten 35 Mann der
Besatzung, darunter den Kommandanten, Gesamtdetailoffizier und
Maschinenvorstand, und nahmen sie gefangen. Das Rettungswerk wurde
von zwei von Nordost bis auf 9000 m herankommenden Schlachtschiffen,
Typ Vittorio Emanuele, und einem Auxiliarkreuzer gestört. Im
darauffolgenden Feuergefecht erhielt nur "Csepel" einen
unbedeutenden Treffer, wobei ein Mann schwer, zwei Mann leicht
verwundet wurden. Das Feuer wurde von "Helgoland" und den
Zerstörern anscheinend mit gutem Erfolg erwidert. Nächste Distanz
8000 m. Nach kurzer Zeit waren unsere Schiffe außer Schußdistanz.
Außer den angegebenen hatte die k. u. k. Flotte keinerlei Verluste. |