Der Weltkrieg am 5. August 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Der 1. Weltkrieg: Warschau
Der Schloßplatz von Warschau

 Der deutsche Heeresbericht:

Einnahme von Warschau
- Wladimir-Wolynsk besetzt

Großes Hauptquartier, 5. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In den Vogesen ist am Lingekopf und südlich der Kampf von neuem entbrannt. - Sonst keine Ereignisse von Bedeutung.
Östlicher Kriegsschauplatz:
In Kurland und Samogitien schlug unsere Kavallerie die russische bei Geraize, Birshi und Onikschty aus dem Felde. Hierbei und bei den Kämpfen östlich von Poniewiez wurden gestern und vorgestern 2225 Russen, darunter 2 Offiziere, gefangengenommen.
Die Armeen der Generale v. Scholtz und v. Gallwitz blieben unter heftigen Kämpfen im weiteren Vordringen gegen die Straße Lomza-Ostrow-Wyszkow.
Tapfere und verzweifelte Gegenstöße der Russen beiderseits der Straße Ostrow-Rozan waren wirkungslos. 22 Offiziere, 4840 Mann wurden zu Gefangenen gemacht, 17 Maschinengewehre erbeutet.
Die Armee des Prinzen Leopold von Bayern durchbrach und nahm gestern und heute Nacht die äußere und innere Fortlinie von Warschau, in der russische Nachhuten noch zähen Widerstand leisteten. - Die Stadt wurde heute vormittag durch unsere Truppen besetzt.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Bei und nördlich Iwangorod ist die Lage unverändert.
Zwischen oberer Weichsel und Bug wird die Verfolgung fortgesetzt. Östlich des Bug rückte deutsche Kavallerie in Wladimir-Wolynskij ein. 

Oberste Heeresleitung. 1)

Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern

Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern

München, 5. August.
Die Korrespondenz Hoffmann meldet amtlich:
Prinzen Leopold von Bayern hat dem König telegraphisch die Einnahme Warschaus gemeldet. Der König hat darauf dem Prinzen Leopold das Großkreuz des Militär-Max-Joseph-Ordens verliehen.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Iwangorod von k. u. k. Truppen besetzt

Wien, 5. August.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die lange Reihe von Erfolgen, welche die Verbündeten seit der Maischlacht am Dunajec in Galizien, in Süd- und Nordpolen und in den Ostseeprovinzen errungen haben, wurde durch die Besitznahme von Iwangorod und Warschau gekrönt.
Gestern haben unsere Truppen Iwangorod besetzt. Heute sind deutsche Truppen der Armee des Prinzen Leopold von Bayern in der Hauptstadt von Russisch-Polen eingerückt. Zwischen Weichsel und Bug dringen die beiden Verbündeten unter Verfolgungskämpfen gegen Norden vor. Österreichisch-ungarische Reiterei hat Ustilug, deutsche Wladimir-Wolynskij erreicht. Sonst blieb die Lage unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Tiroler Front kam es nur in der Gegend des Kreuzbergsattels zu größeren Kämpfen. Ein gestern morgen begonnener Angriff von mehreren Bataillonen des italienischen Infanterieregiments Nr. 92 gegen die Nemesalpe (nordöstlich Kreuzbergsattel) brach blutig zusammen; der Feind ging nachmittags teilweise fluchtartig in die Wälder südlich des Grenzbaches zurück. Zur Entlastung dieser italienischen Kräfte versuchte am Nachmittage ein feindliches Bataillon überraschend gegen die Seikofelstellung (unmittelbar nördlich des Sattels) vorzubrechen. Auch dieses wurde nach kurzem Kampfe zurückgeschlagen und verlor etwa 100 Mann an Toten; der Bataillonskommandant und mehrere Offiziere des Bataillons fielen. Unsere Verluste in diesen Gefechten waren gering.
Im Görzischen unterhalten die Italiener seit gestern mittag wieder ein heftigeres Artilleriefeuer gegen unsere Stellungen am Plateau von Doberdo. Als feindliche Infanterie von Sagrado und von südlich Sdraussina her zum Angriff vorzugehen versuchte, wurde sie durch unsere Artillerie zusammengeschossen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der 1. Weltkrieg im August 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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