Der Weltkrieg am 8. August 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Das östliche Weichselufer bei Warschau besetzt

Großes Hauptquartier, 8. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Französische Handgranatenangriffe bei Souchez und Gegenangriffe gegen einen vorgestern dem Feinde entrissenen Graben in den Westargonnen wurden abgewiesen.
Die Gefechte in den Vogesen nördlich von Münster lebten gestern nachmittag wieder auf, die Nacht verlief dort aber ruhig.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die deutsche Narewgruppe nähert sich der Straße Lomza-Ostrow-Wyszkow. An einzelnen Stellen leistet der Gegner hartnäckigen Widerstand. Südlich von Wyszkow ist der Bug erreicht, Serock an der Bugmündung wurde besetzt.
Vor Nowo-Georgiewsk nahmen unsere Einschließungstruppen die Befestigungen von Zegrze.
Bei Warschau gewannen wir das östliche Weichselufer.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Vor dem Druck der Truppen des Generalobersten v. Woyrsch weichen die Russen nach Osten.
Zwischen Weichsel und Bug hat der linke Flügel der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen den Feind nach Norden gegen den Wieprzfluß geworfen. Der rechte Flügel steht noch im Kampf.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Österreichisch-ungarischer Sieg bei Lubartow am Wieprz

Wien, 8. August, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand setzte gestern im Raume zwischen Weichsel und Wieprz den Angriff fort. Die unmittelbar westlich des Wieprz vorgehende Stoßgruppe warf den Feind aus mehreren Linien, nahm nachmittags Lubartow und drang gegen Norden bis zum Flußknie vor. Der geworfene Gegner flüchtete in Auflösung über den Wieprz. Auch südlich und südwestlich Miechow errangen unsere Truppen einen vollen Erfolg Der Feind war hier, um unseren Angriff zu parieren, zum Gegenstoß übergegangen, der bis zum Handgemenge führte, wurde aber an Front und Flanke gefaßt und über den Wieprz zurückgetrieben. Die Zahl der bei Lubartow und Miechow eingebrachten Gefangenen betrug bis gestern abend 23 Offiziere und 6000 Mann. Die Beute belief sich auf 2 Geschütze, 11 Maschinengewehre und zwei Munitionswagen. Bedroht durch unsere von Süd her siegreich gegen den unteren Wieprz vorgehenden Truppen haben heute früh auch die noch im Weichselgelände nordwestlich Iwangorod verbliebenen russischen Korps den Rückzug gegen Nordost angetreten. Österreichisch-ungarische und deutsche Kräfte verfolgen. Zwischen Wieprz und Bug wird weiter gekämpft.
In Ostgalizien ist die Lage unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Nach neuerlicher heftiger Artillerievorbereitung griff starke italienische Infanterie am Abend des 6. August den Plateaurand im Abschnitte Polazzo Vermigliano an. Auch dieser Angriff wurde wie alle früheren, die sich gegen den Monte dei sei Busi richteten, vollkommen zurückgeschlagen. Ansonsten waren im Küstenland, in Kärnten und in Tirol nur Geschützkämpfe im Gange. Am 6. abends und in der Nacht zum 7 brach italienische Infanterie mit zwei Batterien über die Forcellina di Montozzo südwestlich Pejo nach Tirol ein. Der von diesen Kräften in den Morgenstunden des 7. versuchte Angriff wurde schon durch unser Artillerie- und Infanteriefeuer vereitelt. Die Italiener gingen unter lebhaften Eviva-Italia- und A-basso-Austria-Rufen schleunigst zurück.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Linienschiff "Barbaroß Hairedin"
Linienschiff "Barbaroß Hairedin"

Der türkische Heeresbericht:

"Barbaroß Hairedin" versenkt

Konstantinopel, 8. August.
An den Dardanellen hat der Feind in der Nacht vom 6. zum 7. August unter dem Schutze seiner Flotte einen Teil frischer Streitkräfte in der Umgebung von Karatchali im Norden des Golfes von Saros gelandet, den Rest an zwei Orten nördlich von Ari Burun. Wir vertrieben den bei Karatchali gelandeten Feind vollständig. Er floh und ließ etwa 20 Tote zurück. Die nördlich von Ari Burun gelandeten Truppen rückten unter dem Schutze der Flotte am 7. August ein wenig vor. Am Abend hielten wir das feindliche Vorrücken durch Gegenangriffe auf. Heute früh schlugen wir die Angriffe des Feindes zurück und brachten ihm erhebliche Verluste bei. Wir machten einige Soldaten und Offiziere zu Gefangenen.
Bei Sed ul Bahr trieben wir einen Teil eines Grabens auf unserem rechten Flügel etwa 40 Meter gegen den Feind vor.
Am 6. August schlugen wir den Feind zurück, der bei zwei fruchtlosen Angriffen gegen diesen Flügel 2000 Tote vor den Gräben liegen ließ. Am 7. August wiesen wir drei lange und heftige, aber fruchtlose Angriffe zurück, die der Feind gegen diese Laufgräben und in Massen gegen unser Zentrum und gegen unseren linken Flügel unternahm. Wir trieben den Feind vollständig in seine alten Stellungen zurück. Nicht zufrieden damit, diese wiederholten Angriffe zum Scheitern gebracht zu haben, drangen unsere tapferen Truppen in einen Teil der feindlichen Gräben ein und richteten sie gegen den Feind ein. Wir machten 110 Gefangene.
Ein feindliches Unterseeboot versenkte heute früh das Linienschiff "Barbaroß Hairedin". Ein großer Teil der Besatzung ist gerettet. Der Untergang des "Barbaroß", so bedauerlich er an sich ist, regt uns nicht übermäßig auf, nur daß er das Stärkeverhältnis unserer Schiffe zu den feindlichen wie 1 zu 10 gestaltet. Wir heben noch hervor, daß unsere übrigen Schiffe dieselbe Tätigkeit entfalten werden, und daß ihre von glühender Vaterlandsliebe beseelten Mannschaften durch ihre Geschicklichkeit und ihre Aufopferung dem Feinde denselben Schaden zuzufügen wissen werden wie ihre Kameraden.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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