Der Weltkrieg am 28. August 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die russische Front in Ostgalizien durchbrochen

Großes Hauptquartier, 28. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Ein französischer Handgranatenangriff auf Lingekopf (nördlich von Münster) wurde abgewiesen.
Auf einem großen Teile der Front war die Tätigkeit der Artillerie und der Flieger sehr rege.
Feindliche Flieger bewarfen ohne Erfolg Ostende, Middelkerke und Brügge; in Müllheim (Baden) wurden drei Zivilpersonen durch Fliegerbomben getötet.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
In den Gefechten nordöstlich von Bausk und Schönberg ist der Gegner geworfen. Über 2000 Russen wurden gefangengenommen, 2 Geschütze und 9 Maschinengewehre erbeutet. Feindliche Vorstöße gegen Teile unserer Front zwischen Radsiwilischki und Swjadosze wurden abgeschlagen.
Südöstlich von Kowno schreiten die Truppen des Generalobersten v. Eichhorn siegreich weiter vor.
Zwischen dem Bobr und dem Bialowieskaforst wird verfolgt, die Stadt Narew ist besetzt.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Die Heeresgruppe ist im Vordringen in den Bialowieskaforst und über die Lesna-Prawa, deren östliches Ufer am Unterlauf bereits gewonnen ist.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
In der Verfolgung ist die Straße Kamieniec-Litowsk-Myszczyce überschritten. Zwischen dem Muchawiec- und dem Pripjetfluß treiben unsere Truppen den geschlagenen Feind vor sich her. Deutsche Reiterei warf gestern bei Samary (an Straße Kowel-Kobryn) eine feindliche Kavalleriedivision.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unter Führung des Generals Grafen Bothmer haben deutsche und österreichisch-ungarische Truppen gestern an der Zlota-Lipa nördlich und südlich von Brzezany die russischen Stellungen durchbrochen. Nächtliche feindliche Gegenangriffe wurden blutig abgewiesen. Heute früh gab der Gegner nach weiteren Mißerfolgen den Widerstand auf. Es wird verfolgt.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 28. August.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Unsere in Ostgalizien stehenden Armeen haben gestern die seit Wochen ausgebaute russische Front an der Zlota-Lipa an mehreren Stellen durchbrochen. Sie kämpfen hierbei auf dem Ehrenfelde der ersten großen Schlachten, die zu Beginn des Krieges östlich und südöstlich Lemberg ausgekämpft wurden und sich in diesen Tagen zum ersten Male jähren. Sowohl östlich von Przemyslany als auch westlich von Podhajce und von Monasterzyska drangen wir in die feindlichen Linien ein. Zwischen Gologory und Brzezany wurden die russischen Stellungen in einer Ausdehnung von 30 Kilometern genommen, wobei zwischen Gologory und Dunajow österreichisch-ungarische Regimenter und nächst Brzezany unsere und deutsche Truppen stürmten. Der geschlagene Feind, der 20 Offiziere und 6000 Mann als Gefangene zurückließ, versuchte vergebens, die verlorenen Positionen durch Gegenangriff wiederzugewinnen. Er mußte das Schlachtfeld räumen und trat heute früh an der ganzen Front den Rückzug an. Auch östlich Wladimir-Wolynskij kam es zu Kämpfen größeren Umfangs. Die Armee des Feldzeugmeisters v. Puhallo warf den Feind in der Richtung gegen Luck zurück und hat die Verfolgung aufgenommen. Nördlich der Pripiatjsümpfe nähern sich unsere Verbündeten der Stadt Kobryn von Süden und Westen. Die bei Kamieniec-Litowsk kämpfenden österreichisch-ungarischen Streitkräfte schlugen den Feind aus seinen Stellungen nördlich und östlich dieser Stadt zurück.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der küstenländischen Front versuchte der Feind heute nacht und bei Morgengrauen an mehreren Stellen anzugreifen, wurde aber überall abgewiesen; so östlich Polazzo und San Martino auf der Hochfläche von Doberdo, dann an unseren Höhenstellungen nördlich des Tolmeiner Brückenkopfes. Im Raume von Flitsch dauert das Gefecht fort. In Tirol gehen die Italiener nördlich des Suganatales näher an unsere Stellungen heran.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Neue englische Niederlage auf Gallipoli

Konstantinopel, 28. August, abends.
An der Dardanellenfront griff der Feind in der Gegend von Anaforta am 27. August nach artilleristischer Vorbereitung zu Wasser und zu Lande unseren rechten Flügel bei Kiretschtepe und unser Zentrum südlich von Asmokdere an. Er wurde an beiden Orten unter schweren Verlusten zurückgeschlagen, ohne irgendeinen Erfolg erzielt zu haben. Bei Kiretschtepe vernichteten wir ein feindliches Bataillon. Unser Zentrum griff der Feind dreimal an; wir wiesen ihn jedesmal mit schweren Verlusten zurück. Unsere Artillerie traf wiederholt einen feindlichen Kreuzer und ein Transportschiff. Bei Ari Burun auf dem rechten Flügel fand in der Nacht vom 26. zum 27. August wiederholt Bombenwerfen statt. Unsere Artillerie beschädigte ein feindliches Transportschiff und einen Schlepper. Bei Sed ul Bahr das gewöhnliche Artillerie- und Infanteriefeuer.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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