Der Weltkrieg am 11. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfolgreicher Fortgang der Kämpfe in Serbien

Großes Hauptquartier, 11. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In der Gegend Souchez - Neuville und in der Champagne nordöstlich von Le Mesnil wurden feindliche Handgranatenangriffe abgewiesen.
Unsere Kampfflieger erledigten gestern vier feindliche Flugzeuge.
Ein englisches Flugzeug stürzte östlich von Poperinghe ab. Nordwestlich von Lille zwang Leutnant Immelmann einen englischen Kampfdoppeldecker in viertausend Meter Höhe nieder. Dieser Offizier hat damit innerhalb kurzer Zeit vier feindliche Flugzeuge zum Absturz gebracht.
Ferner wurde in der Champagne bei Somme-Py und auf den Maashöhen westlich von Hatton-Chatel je ein französischer Kampfdoppeldecker im Luftkampf abgeschossen.
Wir büßten ein Beobachtungsflugzeug südlich des Priesterwaldes ein.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Vor Dünaburg und nordöstlich von Widsy sind russische Angriffe abgeschlagen.
Ein feindliches Flugzeug wurde westlich von Smorgon heruntergeschossen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Östlich von Baranowitschi wurde ein schwacher feindlicher Vorstoß leicht zurückgewiesen.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
In den Kavalleriekämpfen in der Gegend von Kuchocka-Wola ist der Gegner hinter die Abschnitte der Beziminnaja und Wiesiolucha geworfen. Bei Jeziercy sind die Gefechte noch nicht abgeschlossen. Nördlich von Bielskaja-Wola ist der Feind vertrieben.
Die Armee des Generals Grafen Bothmer wies erneut starke feindliche Angriffe ab. Deutsche Truppen nahmen die Höhe südlich Hladki (am Sereth, 15 Kilometer nordwestlich von Tarnopol) und schlugen drei aus dem Dorfe Hladki angesetzte russische Vorstöße zurück.
Balkankriegsschauplatz:
An der Drina entwickeln sich weitere Kämpfe.
Auf der Front zwischen Sabac und Gradiste ist der Donauübergang vollendet; südlich von Belgrad sind die Höhen zwischen Zarkowo und Mirijewo erobert. Weiter östlich ist der Angriff im Gange. Die Anatemastellung im Douaubogen von Ram wurde erstürmt. Weiter unterhalb bis Orsowa finden stellenweise Artilleriekämpfe statt.
Die deutschen Truppen machten bisher 14 Offiziere, 1542 Mann zu Gefangenen und erbeuteten 17 Geschütze (darunter 2 schwere) sowie 5 Maschinengewehre.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Siegesbeute von Belgrad

Wien, 11. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die russische Angriffstätigkeit hat gestern an unserer ganzen Nordostfront wesentlich nachgelassen. Der Feind unternahm nunmehr gegen unsere Linie an der Strypa einige Vorstöße, die für ihn wie an den Vortagen mit einem vollen Mißerfolg endeten. Im Raume zwischen Zeleznica und dem unteren Styr wurde der Feind gegen Nordosten zurückgeworfen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Südwestfront fanden gestern gleichfalls keine größeren Kämpfe statt. Ein Angriff der Italiener gegen den Mrzli Vrh wurde schon durch unser Artilleriefeuer abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
In der Macva und bei Obrenovac keine besonderen Ereignisse. Die über Belgrad vorgehenden österreichisch-ungarischen und deutschen Streitkräfte warfen die Serben aus ihren südöstlich und südwestlich der Stadt angelegten Verschanzungen, wobei unsere Truppen den Grünen Berg und den Velky-Vracar erstürmten. Im Raume von Semendria und Pozares gewannen die Divisionen unserer Verbündeten abermals beträchtlich an Raum.
Bei der Einnahme von Belgrad fielen den k. und k. Truppen 9 Schiffsgeschütze, 26 Feldgeschütz-rohre, 1 Scheinwerfer, zahlreiche Gewehre, viel Munition und anderes Kriegsmaterial in die Hand. 10 serbische Offiziere und über 600 Mann wurden als Gefangene eingebracht. Die blutigen Verluste des Gegners waren sehr groß.
Die Donauflottille hob eine Anzahl von Fluß- und russischen Seeminen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 11. Oktober.
An der Dardanellenfront, bei Anaforta, brachte am 9. Oktober unsere Artillerie feindliche Batterien zum Schweigen, die unseren linken Flügel beschossen, indem sie das Feuer erwiderten. Bei Ari Burun zerstörte eine von uns gesprengte Mine eine im Bau begriffene Mine des Feindes. Eine feindliche Artilleriestellung wurde bei Korfodere durch das wirksame Feuer unserer Artillerie vernichtet. Der Feind wurde gezwungen, diese Stellung zu räumen. Bei Sed ül Bahr griffen in der Nacht zum 9. Oktober unsere Aufklärungskolonnen des linken Flügels die feindlichen Gräben mit Bomben an und kamen mit Beute zurück.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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