Der
österreichisch-ungarische Heeresbericht:
Verlustreiche
Angriffe der Italiener an der Isonzofront - Die Eroberung der Macva in
Serbien
Wien,
19. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Russen setzten gestern ihre Angriffe im Sumpf- und Waldgebiet
des unteren Styr fort. Bei dem nordwestlich von Derazno liegenden Dorf
Boguslawka stürmte der Feind dreimal vergebens gegen die Stellung
einer Honveddivision an. Er wurde durch Feuer und im Nahkampf in die Flucht
geschlagen und ließ 3 Offiziere, über 500 Mann und 2 Maschinengewehre
in unserer Hand. - Auch eine über Kulikowice vordringende russische
Division wurde wieder auf das Ostufer zurückgetrieben.
In der Gegend von Czartorysk gewann der Gegner an einigen Punkten das
Westufer des Styrflusses; dort wird noch gekämpft.
Nördlich von Rafalowka griffen die Russen gleichfalls mit starken
Kräften an. Sie wurden abgewiesen, wobei wir 100 Mann gefangennahmen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe an der Isonzofront nehmen an Ausdehnung zu. Gestern
mittag setzte gegen unsere Stellungen am Krn, am Tolmeiner Brückenkopf
bei Tonale und Plawa, gegen den Görzer Brückenkopf und das Plateau
von Doberdo starkes feindliches Geschützfeuer ein, das mit großer
Heftigkeit bis in die Abendstunden anhielt und in einzelnen Abschnitten
auch nachts andauerte. Unter dem Schutze dieses Feuers ging die italienische
Infanterie an zahlreichen Stellen zum Angriff vor. Am Krn, am Mrzli Vrh
und vor den Stellungen des Tolmeiner Brückenkopfes brachen alle feindlichen
Angriffsversuche in unserem Infanterie- und Maschinengewehr- und flankierenden
Geschützfeuer zusammen. Die gegnerische Infanterie flüchtete,
wo sie angegangen war, unter den schwersten Verlusten in ihre Gräben
zurück. Stellenweise zog sie es vor "Avanti" zu schreien,
ohne ihre Deckungen zu verlassen. Ein gegen den Monte Sabotino (westlich
von Salcano) gerichteter Angriff und mehrere starke Vorstöße
gegen die schon seit einigen Tagen heiß umstrittenen Stellungen
bei Peteano wurden gleichfalls zurückgeschlagen. Auch hier erlitt
die italienische Infanterie große Verluste. In Kärnten und
Tirol herrscht weiter rege feindliche Artillerietätigkeit.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Angriffe der verbündeten Heere machten auch gestern überall
Fortschritte. Die Macva ist zum größten Teil in unserm Besitz.
Die beiderseits der Kolubaramündung überschifften k. u. k. Truppen
nahmen um Mitternacht die Stadt Obrenovac und die Höhen südöstlich
davon. Die von Belgrad südwärts vordringenden Streitkräfte
gelangten in der Verfolgung des Feindes über Ripanj hinaus. Eine
österreichisch-ungarische Kolonne erstürmte mit dem Bajonett
den Zigeunerberg südlich von Grocka und nahm mit den beiderseits
der unteren Morawa erfolgreich vorrückenden deutschen Divisionen
die Verbindung auf. In den dreitägigen Kämpfen um Avala und
um die Stellungen nordwestlich von Grocka sind von unseren Truppen 15
serbische Offiziere und 2000 Mann als Gefangene eingebracht worden. Die
Bulgaren entrissen dem Feind die erste befestigte Linie östlich von
Pirot und drangen bis in die Gegend von Vranje vor.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v.
Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)
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