Der Weltkrieg am 24. Oktober 1915

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Der 1. Weltkrieg: Blick auf die Stadt Orsova an der Donau
Blick auf die Stadt Orsova an der Donau

 Der deutsche Heeresbericht:

Illuxt erstürmt - Die Donau bei Orsova überschritten

Großes Hauptquartier, 24. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nordöstlich von Souchez wurden feindliche Vorstöße zurückgewiesen; in unsere Stellungen eingedrungene Abteilungen wurden sofort wieder hinausgeworfen.
Feindliche Flieger warfen erfolglos Bomben auf Ostende und Bahnhof Noyon. Ein englischer Doppeldecker wurde im Luftkampf westlich von St. Quentin zum Absturz gebracht. Führer und Beobachter (Offiziere) sind tot. Deutsche Flieger griffen mit anscheinend gutem Erfolge das englische Truppenlager Abbeville an und belegten Verdun mit Bomben; es wurden Treffer beobachtet.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Die bei Domnesnees gelandeten russischen Kräfte gingen vor dem Anmarsch deutscher Truppen wieder auf die Schiffe. Nordwestlich von Dünaburg warfen unsere Truppen den Gegner unter großen Verlusten für ihn aus seinen Stellungen bei Schloßberg und erstürmten Illuxt. Die Russen ließen 18 Offiziere, 2490 Mann, 10 Maschinengewehre und 1 Minenwerfer in unserer Hand.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Nichts Neues.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Wiederholte Angriffe gegen unsere Kanalstellung südlich des Wygonowskojesees wurden abgewiesen. Im Gegenstoß wurden 2 Offiziere und über 300 Mann gefangengenommen.
Westlich von Czartorysk sind feindliche Stellungen bei Komarow gewonnen, vielfache russische Gegenangriffe wurden abgeschlagen, 3 Offizier, 458 Mann sind in unserer Hand geblieben.
Balkankriegsschauplatz:
Von der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen warf die Armee des Generals v. Koeveß östlich der Lucavica die Serben weiter in südlicher Richtung zurück.
Die Armee des Generals Bojadjieff hat in Prahovo (an der Donau) und am Südufer der Jasenica größeren Raum gewonnen, weiter östlich die Linie Rapinac - nördlich Petrovac - Ranovac gegen teilweise sehr hartnäckigen Widerstand der Serben erreicht. Die große Zahl der von unseren Truppen beerdigten Serben läßt auf die Schwere der Verluste des Feindes schließen.
Bei Orsowa ist die Donau überschritten, die Höhe der Slava Bozija gewonnen, 3 Offiziere, 70 Mann wurden gefangen.
Die Armee des Generals Bojadjieff hat in Prahovo (an der Donau nordöstlich von Negotin) ein russisches Munitionslager erbeutet und hat halbwegs Zajecar-Knjazevac das Westufer des Timok besetzt. Von den übrigen bulgarischen Heeresteilen liegen keine neuen Meldungen vor.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erneute vergebliche Anstürme der Italiener

Wien, 24. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Bei Nowo-Aleksiniec gewannen wir die vorgestern geräumten Höhen östlich von Lopuszno wieder zurück. Bei Czartorysk schreiten unsere Angriffe vorwärts. Der Feind wurde bei Komarow geworfen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die allgemeine Schlacht am Isonzo dauert fort. Gestern erstreckten sich die mit beispielloser Erbitterung geführten Infanteriekämpfe auch auf den Brückenkopf von Görz. Wieder brachen die Stürme des Feindes allenthalben am zähen Widerstand unserer tapferen Infanterie, die in der mächtigen Wirkung der Geschütze eine vorzügliche Stütze fand, unter furchtbaren Verlusten zusammen. Der italienische Hauptangriff ist von Vorstößen starker Kräfte gegen die Tiroler Front begleitet. Die Hochflächen von Vielgereuth und Lafraun stehen unter heftigem Artilleriefeuer. Mehrere italienische Infanteriedivisionen greifen die Dolomitenfront an. Hier wurden vorgestern und gestern je ein Angriff auf das Bamberger Haus, den Col di Lana und die Stellung von Tre Sassi, zwei Vorstöße gegen den Rufiedo (südwestlich Schluderbach) und je vier Angriffe auf unsere Linien nördlich des Ortes Sief und im Popenatal blutig abgeschlagen. An der Kärntner Front fanden nur Artilleriekämpfe und Plänkeleien statt. Im Flitscher Becken und im Krngebiet unternahm der Feind gestern vormittag noch einzelne vergebliche Vorstöße und Angriffsversuche. Dann flaute der Kampf ab. Gegen die Front von Mrzli bis einschließlich des Tolmeiner Brückenkopfes richten sich noch immer die verzweifelten Anstrengungen der Italiener. Insbesondere die Höhe westlich von St. Lucia wird unaufhörlich angegriffen. Alpini drangen hier in ein kleines Frontstück ein. Ein schneidiger Gegenangriff der Infanterieregimenter Nr. 53 und 86 warf sie binnen kurzem wieder hinaus.
Auch im Isonzoabschnitte zwischen dem Tolmeiner und dem Görzer Brückenkopfe, wo namentlich bei Plawa heftig gekämpft wurde, vermochte der Feind nirgends durchzudringen. Vor dem Görzer Brückenkopf waren schon vorgestern mehrere Angriffsversuche gegen den Monte Sabotino zusammengebrochen. Gestern gingen nach starker Artillerievorbereitung sehr bedeutende italienische Kräfte zum Angriff auf diesen beherrschenden Berg und gegen Oslavia vor. Der Kampf wogte hin und her, dauerte auch nachts fort und endete damit, daß unsere Truppen alle Stellungen in festem Besitz behielten. Am Rande der Hochfläche von Doberdo tobte die Schlacht im Abschnitte zwischen Mainizza und dem Monte dei sei Busi mit unverminderter Gewalt weiter, während im Südabschnitt Tag und Nacht ruhiger verliefen. Die mit frischen Kräften immer wieder von neuem vorgetriebenen Angriffe des Feindes scheiterten vollständig. Nur vorübergehend gelang es den Italienern, sich in einzelnen vorderen Gräben festzusetzen. Unsere Infanterie, so das brave Infanterieregiment Nr. 39 südlich San Martino, gewann ihre Stellungen im Handgemenge immer wieder zurück.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Armee des Generals der Infanterie v. Koeveß drängte den Gegner über die Höhen nördlich von Arangjelovac zurück. Serbische Nachhuten, die sich südlich der Slatina zum Kampf stellten, wurden von unseren Bataillonen geworfen. Die beiderseits der Morawa vordringenden deutschen Streitkräfte gewannen die Höhen südlich von Palanka und nördlich von Petrovac. Die bei Orsowa übergesetzte Kraftgruppe vertrieb den Feind aus dem Bergland westlich Kladovo. Die Bulgaren rückten über Negotin hinaus und überschritten mit den nördlich von Knjazevac vorgehenden Streitkräften den mittleren Timok.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 24. Oktober.
Von der Dardanellenfront: Bei Anaforta beschädigte unsere Artillerie schwer die feindlichen Gräben. Unsere Artillerie beantwortete das Feuer eines feindlichen Torpedobootes, das die Umgebung von Djongbair beschoß, und traf es. Dichter Rauch und eine Explosion wurden an Bord des erwähnten Torpedobootes bemerkt, das in beschädigtem Zustande von anderen Torpedobooten nach Imbros geschleppt wurde. Bei Ari Burun und Sed ül Bahr beiderseits zeitweise aussetzendes Geschütz- und Gewehrfeuer sowie Bombenwerfen.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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