Der Weltkrieg am 19. Februar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Gescheiterter englischer Angriff bei Ypern

Großes Hauptquartier, 19. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Auch gestern brachten unsere Truppen einen durch starkes Feuer vorbereiteten englischen Angriff südöstlich von Ypern zum Scheitern.
Im Abschnitt nördlich und nordöstlich von Arras Minen- und Handgranatenkämpfe. Wir besetzten einen von uns gesprengten Trichter.
Auf der Front zwischen der Aisne und der Maas lag stellenweise stärkeres feindliches Artillerie- und Minenfeuer.
Durch eine größere Sprengung zerstörten wir einen Teil der französischen Stellung auf der Combreshöhe.
Nordöstlich von Largitzen (nahe der französischen Grenze, südwestlich von Altkirch) stießen deutsche Abteilungen in die feindliche Stellung vor, zerstörten Verteidigungsanlagen und Hindernisse des Gegners und kehrten mit einigen Gefangenen und zwei erbeuteten Minenwerfern zurück.
Unsere Flieger griffen den Flugplatz Abeele (südwestlich von Poperinghe) sowie feindliche Bahnanlagen erfolgreich an.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung.

Oberste Heeresleitung.1)

 

Die britischen Schiffsverluste beim Gefecht auf der Doggerbank

Berlin, 19. Februar.
Amtlich wird mitgeteilt:
Die britische Admiralität hat durch das Reuterbureau in einer Veröffentlichung vom 18. Februar den Verlust eines zweiten Kriegsschiffes bei dem Gefecht in der Nacht vom 10. zum 11. Februar auf der Doggerbank in Abrede gestellt, indem sie die deutschen Berichte als unwahr bezeichnet. Gegenüber dieser amtlichen Auslassung wird festgestellt, daß die Vernichtung eines zweiten Schiffes außer "Arabis" auf Grund einwandfreier Beobachtungen der deutschen Seestreitkräfte erwiesen ist. Die amtliche Veröffentlichung vom 12. Februar über den Verlust des zweiten Schiffes besteht daher nach wie vor zu Recht.

Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Kärnten 1. Weltkrieg: Zerstörte Häuser im Ort Uggowitz
Zerstörte Häuser im Ort Uggowitz

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Fliegerangriff der Italiener auf Laibach

Wien, 19. Februar.  
Amtlich wird verlautbart:
Russischer und Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Besonderes vorgefallen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Tiroler Front beschoß die feindliche Artillerie die Ortschaft Fontanedo in den Judikarien und den Raum des Col di Lana. Im Suganagebiete wurde ein Angriff der Italiener auf den Collo (nordwestlich von Borgo) abgewiesen.
Im Kärntner Grenzgebiet stand der Ort Uggowitz, im Küstenlande der Mrzli Vrh und der Monte San Michele unter lebhafterem Feuer.
Die gestrige Unternehmung eines italienischen Flugzeuggeschwaders gegen Laibach hatte einen kläglichen Verlauf. Die Mehrzahl der Flugzeuge wurde schon an der Kampffront zur Umkehr gezwungen, drei erreichten Laibach und warfen in die Nähe eins dortigen Spitals und auf mehrere Ortschaften der Umgebung ohne jeden Erfolg Bomben ab. Bei der Rückkehr griffen unsere Flieger die feindlichen an und holten ein Caproni-Großkampfflugzeug herunter.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Neue Gewaltakte der Entente gegen Griechenland

Athen, 19. Februar. (Reuter-Meldung.)
Amtlich wird mitgeteilt, daß eine Abteilung der Alliierten die kleine Insel Othonoi bei Korfu besetzt hat. Die Alliierten haben die feindlichen Konsuln auf der Insel Chios verhaftet.
1)

 

Mora nach anderthalbjährigem Ansturm gefallen

London, 19. Februar.
Reuter meldet amtlich:
Die deutsche Garnison in Mora in Nordkamerun hat sich ergeben. Damit ist die Eroberung der Kolonie vollendet.

Notiz: Am 27. August 1914 hatten englische Truppen die in Mora stehende 3. Kompagnie unter dem Hauptmann v. Raben angegriffen, waren jedoch unter schweren Verlusten zurückgeschlagen. Die Kompagnie hatte sich darauf in eine Bergstellung in der Nähe von Mora zurückgezogen, in der sie von englischen und französischen Truppen eingeschlossen wurde. Ein im Dezember 1914 von Garua aus unternommener Versuch, den Hauptmann v. Raben zu entfetzen, mißlang. Andererseits scheiterten auch die vielen feindlichen Versuche, die Stellung zu erstürmen, an der Wachsamkeit und dem Heldenmute der Besatzung. Anfang September unternahm diese einen glücklichen Ausfall, wie Kundschafter berichtet haben; in dem Kampfe sollen der englische Befehlshaber und mehrere seiner Offiziere gefallen sein.
Die letzten Nachrichten aus Mora trafen im Oktober 1915 in Jaunde ein. Sie zeugten von dem vortrefflichen Geiste, der die Besatzung, Europäer wie Farbige, beseelte. Die Nachricht von dem Fall von Garua, die kurz zuvor nach Mora gelangt war, hatte nicht vermocht, den Mut der Verteidiger zu erschüttern; sie hatte nur den einmütigen Willen bestärkt, auszuharren bis zum Äußersten. Doch ging aus den Berichten auch hervor, daß Mangel an Munition drohte und daß die Lebensmittel, obwohl sie durch einen glücklichen Ausfall der Besatzung um 27 Rinder und Korn ergänzt waren, nur noch für einige Monate reichten. Das unentbehrliche Chinin und andere wichtige Medikamente waren fast verbraucht. Der Gesundheitszustand der Besatzung hatte sich verschlechtert; infolge der einförmigen Kost wütete unter den Eingeborenen der Skorbut.
Noch weitere sechs Monate hat die heldenmütige Besatzung dann in dem ungleichen Kampfe ausgehalten. Zu den mannigfachen Nöten wird jetzt in der heißen Zeit noch der Wassermangel getreten sein. Da sind den kraftlosen Händen die Waffen entglitten; die deutsche Flagge, die so lange über dem trotzigen Moraberge flatterte, sank vom Maste. Mangel an Munition, Lebensmitteln und Wasser haben vermocht, was der Übermacht der Feinde in anderthalbjährigem Ansturm nicht gelungen.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Februar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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