Der Weltkrieg am 28. Februar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

FRANZÖSISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfolgreicher Vorstoß in der Champagne

Weitere Fortschritte bei Verdun

Großes Hauptquartier, 28. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Artilleriekämpfe erreichten vielfach große Heftigkeit. An der Front nördlich von Arras herrscht fortgesetzt lebhafte Minentätigkeit; wir zerstörten durch Sprengung etwa 40 Meter der feindlichen Stellung.
In der Champagne schritten nach wirksamer Feuervorbereitung unsere Truppen zum Angriff beiderseits der Straße Somme-Py - Souain. Sie eroberten das Gehöft Navarin und beiderseits davon die französische Stellung in einer Ausdehnung von über 1600 Metern, machten 26 Offiziere, 1009 Mann zu Gefangenen und erbeuteten 9 Maschinengewehre und 1 Minenwerfer.
Im Gebiet von Verdun erschöpften sich wiederum neu herangeführte feindliche Massen in vergeblichen Angriffsversuchen gegen unsere Stellungen in und bei der Feste Douaumont sowie auf dem Hardaumont.
Unserseits wurde die Maashalbinsel von Champneuville vom Feinde gesäubert. Wir schoben unsere Linien in Richtung auf Vacherauville und Bras weiter vor. In der Woëvre wurde der Fuß der Côtes Lorraines von Osten her an mehreren Stellen erreicht.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Eine deutsche Protestnote an Portugal

Berlin, 28. Februar.
Die kaiserlich deutsche Regierung hat wegen der Beschlagnahme deutscher Schiffe in portugiesischen Häfen an Portugal eine energische Note gerichtet, in der das portugiesische Vorgehen als unfreundlicher Schritt bezeichnet und die Rückgängigmachung der Beschlagnahme verlangt wird. Die Note fußt darauf, daß sich die portugiesische Regierung über die im deutsch-portugiesischen Handelsvertrag vom 30. November 1908 enthaltene Bestimmung hinweggesetzt hat, wonach vor Anordnung einer derartigen Maßnahme die Interessenten davon in Kenntnis zu setzen sind. (Berliner Zeitungen.)
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Beute von Durazzo

Wien, 28. Februar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer und italienischer Kriegsschauplatz:
Nichts von besonderer Bedeutung.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unsere Truppen haben in Durazzo bis jetzt an Beute eingebracht: 23 Geschütze, darunter 6 Küstengeschütze,  l0000 Gewehre, viel Artilleriemunition, große Verpflegungsvorräte, 17 Segel- und Dampfschiffe. Allen Anzeichen zufolge ging die Flucht der Italiener auf ihre Kriegsschiffe in größter Unordnung und Hast vor sich.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 28. Februar.
An der Irakfront wurde in der Nacht zum 22. Februar ein feindlicher Versuch, überraschend gegen unsere Stellung bei Felahie vorzurücken, leicht zurückgewiesen. Am 23. Februar versuchte der Feind gegen unseren linken Flügel ungefähr ein Bataillon in Schaluppen zu landen, wurde aber durch unser Feuer daran gehindert.
An der Kaukasusfront kein wichtiges Ereignis.
An der Dardanellenfront bombardierten feindliche Schiffe vom 22. bis zum 24. Februar zu verschiedenen Stunden und mit Zwischenpausen Teile der Küste von Anatolien und Rumelien. Sie wurden jedesmal durch unsere Küstenbatterien gezwungen, ihr Feuer einzustellen und sich zu entfernen, ohne irgendein Ergebnis erzielt zu haben. Einer der feindlichen Flieger. der die Meerenge überflog, wurde von einem unserer Flieger angegriffen und vertrieben.

  

Der französische Heeresbericht:

Paris, 28. Februar. (Amtlicher Bericht von Sonntag nachmittag.)
In der Gegend nördlich von Verdun setzten unsere Truppen die Verstärkung ihrer Stellungen im Laufe der Nacht fort. Keinerlei Veränderungen an der Angriffsfront östlich der Maas, wo reichlicher Schneefall eintrat. Man meldet keinerlei neue Angriffsversuche des Feindes weder auf die Côte de Talon noch auf die Côte Poivre. Zu Ende des gestrigen Tages wurde ein in der Gegend des Hardaumontgehölzes (östlich von der Côte Poivre) angesetzter starker Angriff der Deutschen durch unser Artilleriefeuer und Maschinengewehrfeuer sowie durch unsere Gegenangriffe gebrochen. Ein anderer, nicht minder heftiger Versuch in der Gegend des Hardaumontgehölzes hatte ebensowenig Erfolg. In der Woëvre wurde ein unseren Vorposten anbefohlener Rückmarsch ohne die geringste Behinderung seitens des Feindes durchgeführt. Westlich der Maas keinerlei Infanterieunternehmung.
In den Vogesen versuchte der Feind nach Artillerievorbereitung bei Anbruch der Nacht einen starken Angriff auf einer Frontbreite von zwei Kilometer südöstlich von Cellest im Plainetal. Der Angriff scheiterte vollständig. Heute morgen erzielte eine Aktion unserer Batterien gegen die Lebensmittellager des Feindes in Stoßweier nördlich von Münster gute Ergebnisse.

(Amtlicher Bericht von Sonntag abend.)
Zwischen Soissons und Reims Zerstörungsfeuer auf die feindlichen Werke gegenüber Venizel und östlich Troyon. In der Gegend nördlich von Verdun wird nach der Heftigkeit der an den vorhergehenden Tagen stattgefundenen Kämpfe ein gewisses Nachlassen der Anstrengungen des Feindes im Laufe des Tages gemeldet, außer zwischen der Höhe Douaumont und dem Plateau nördlich des Dorfes Vaux, wo ein starker Angriff, der gegen die Stellung unternommen wurde, zurückgeschlagen wurde. Östlich und westlich der Stellung von Douaumont, deren Abhänge mit deutschen Leichen bedeckt sind, umklammern unsere Truppen eng die Teile des Feindes, die dort haben Fuß fassen können und die sich mit Mühe halten. Nach den letzten Nachrichten ist die Côte de Talon ebenso für uns wie für den Feind unhaltbar durch das Feuer der beiden Artillerien und ist von keinem der beiden Gegner besetzt. In der Woëvre nahm der Feind Fühlung mit unseren Vorposten in der Richtung Blanzée und Moranville, wo seine Versuche gegen die Côte 255 sich zu entwickeln, scheiterten. In den Vogesen Artilleriezweikampf am Hartmannsweilerkopf. In der Gegend von Senones haben wir eine feindliche Abteilung unter Feuer genommen und zerstreut.
1)

 

Die Flucht der Italiener aus Durazzo

Rom, 28. Februar.
Die Agenzia Stefani meldet:
Trotz schlechten Wetters, das im ganzen unteren Adriatischen Meer anhielt, und nachdem unsere Schiffe die feindlichen Batterien zum Schweigen gebracht hatten, die sie auf der Straße am Strande unter Feuer gehalten hatten, wurden alle italienischen Truppen, die vorübergehend nach Durazzo geschickt worden waren, um die Einschiffung der Serben, Montenegriner und Albanier zu schützen, ohne jeden Zwischenfall eingeschifft und nach unserer Basis Valona gebracht. Das noch brauchbare Material wurde ebenfalls eingeschifft und das alte oder in schlechtem Zustand befindliche unbrauchbar gemacht oder zerstört.
1)

 

Eine deutsche Erklärung in Washington zum U-Boot-Krieg

Washington, 28. Februar. (Reuter-Meldung.)
Graf Bernstoff hat der Regierung mitgeteilt, daß Deutschland keinen Anlaß sehe, seine Anweisungen zur Versenkung bewaffneter Handelsschiffe ohne Warnung abzuändern oder ihr Inkrafttreten hinauszuschieben. Der Vertreter Österreich-Ungarns machte der Regierung eine ähnliche Mitteilung.

Washington, 28. Februar. (Reuter-Meldung.)
Deutschland beauftragte den Grafen Bernstorff, den Vereinigten Staaten mitzuteilen, daß die Versicherungen, die bei der "Lusitania"- und "Arabic"-Angelegenheit gegeben wurden, noch immer gelten, sich aber nur auf friedliche Handelsschiffe beziehen. Wie verlautet, hält Deutschland daran fest, daß die bewaffneten Handelsschiffe, wie immer die Bewaffnung sein möge, der Zerstörung ohne vorherige Warnung unterliegen.
1)

 

Die Besatzung der "Westburn" verhaftet

Amsterdam, 28. Februar.
Wie ein hiesiges Blatt erfährt, melden die "Times" aus Teneriffa, daß die deutsche Besatzung des Dampfers "Westburn", als sie nach Versenkung des Schiffes an Land ging, von den spanischen Marinebehörden verhaftet wurde, weil sie den Dampfer in neutralen Gewässern versenkt hatte. Der deutsche Kommandant erklärte, daß das Schiff infolge einer Kesselexplosion gesunken sei.

London, 28. Februar.
"Daily Mail" meldet aus Las Palmas:
Der Kommandant und die Prisenbesatzung der "Westburn" wurden auf Ehrenwort freigelassen.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Februar 1916

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com