Der Weltkrieg am 4. Mai 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Heftige Kämpfe um den "Toten Mann"

Großes Hauptquartier, 4. Mai.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Im Abschnitt zwischen Armentieres und Arras herrschte stellenweise rege Gefechtstätigkeit. Der Minenkampf war nordwestlich von Lens, bei Souchez und Neuville besonders lebhaft. Nordwestlich von Lens scheiterte ein im Anschluß an Sprengungen versuchter englischer Vorstoß.
Im Maasgebiet erreichte das beiderseitige Artilleriefeuer am Tage zeitweise große Heftigkeit, zu der es auch nachts mehrfach anschwoll. Ein französischer Angriff gegen unsere Stellungen auf dem von der Höhe "Toter Mann" nach Westen abfallenden Rücken wurde abgewiesen. Am Südwesthange dieses Rückens hat der Feind in einer vorgeschobenen Postenstellung Fuß gefaßt.
Von mehreren feindlichen Flugzeugen, die heute in der Frühe auf Ostende Bomben abgeworfen, aber nur den Garten des Königlichen Schlosses getroffen haben, ist eines im Luftkampf bei Middelkerke abgeschossen. Der Insasse, ein französischer Offizier, ist tot.
Westlich von Lievin stürzten zwei feindliche Flugzeuge im Feuer unserer Abwehrgeschütze und Maschinengewehre ab.
In der Gegend der Feste Vaux wurden zwei französische Doppeldecker durch unsere Flieger außer Gefecht gesetzt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Unsere Luftschiffe haben die Bahnanlagen an der Strecke Molodeczno-Minsk und den Bahnkreuzungspunkt Luniniec nordöstlich von Pinsk mit beobachtetem Erfolg angegriffen.
Balkankriegsschauplatz:
Keine wesentlichen Ereignisse.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Erfolgreicher Luftangriff auf die englische Ostküste

Zeppeline über dem Firth of Forth

Berlin, 4. Mai.
Ein Marineluftschiffgeschwader hat in der Nacht vom 2. zum 3. Mai den mittleren und nördlichen Teil der englischen Ostküste angegriffen und dabei Fabriken, Hochöfen und Bahnanlagen bei Middlesborough und Stockton, Industrieanlagen bei Sunderland, den befestigten Küstenplatz Hartlepool, Küstenbatterien südlich des Teesflusses, sowie englische Kriegsschiffe am Eingang zum Firth of Forth ausgiebig und mit sichtbar gutem Erfolg mit Bomben belegt. Alle Luftschiffe sind trotz heftiger Beschießung in ihre Heimathäfen zurückgekehrt, bis auf "L 20", das infolge starken südlichen Windes nach Norden abtrieb, in Seenot geriet und bei Stavanger verloren ging. Die gesamte Besatzung ist gerettet.
Am 3. Mai nachmittags griff eines unserer Marineflugzeuge eine englische Küstenbatterie bei Sandwich -südlich der Themsemündung - sowie eine Flugstation westlich Deal mit Erfolg an.
Auch in der Ostsee war die Tätigkeit unserer Marineflieger lebhaft. Ein Geschwader von Wasserflugzeugen belegte erneut das russische Linienschiff "Slawa" und ein feindliches U-Boot im Moonsund mit Bomben und erzielte Treffer. Ein feindlicher Luftangriff auf unsere Küstenstation Pissen hat keinerlei militärischen Schaden angerichtet. Eines unserer Unterseeboote hat am 30. April vor der flandrischen Küste ein englisches Flugzeug heruntergeschossen, dessen Insassen von einem feindlichen Zerstörer aufgenommen wurden.

Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Ein italienische Luftschiff am Isonzo abgeschossen -
Fliegerbombardement von Ravenna

Wien, 4. Mai.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Nordwestlich von Tarnopol brachten unsere Erkundungstruppen einen russischen Offizier und 100 Mann als Gefangene ein. Stellenweise Artilleriekampf.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gegen den Tolmeiner Brückenkopf, den Raum von Flitsch und mehrere Abschnitte der Kärntner Front entwickelte die feindliche Artillerie gestern eine erhöhte Tätigkeit. Im Tiroler Grenzgebiete kam es nur zu mäßigen Geschützkämpfen. Die Gefechte in den Felsriffen des Adamellokammes zwischen Stablet und Torno di Cavento dauern fort.
Heute nacht überflog ein feindliches Luftschiff unsere Linien in der Wippachmündung, warf hier Bomben ab und setzte sodann seine Fahrt zuerst in nördlicher Richtung und weiterhin über dem Idriatal nach Laibach und Salloch fort. Auf dem Rückwege verlegte ihm unser Artilleriefeuer bei Dornberg den Weg. Gleichzeitig von unseren Fliegern angegriffen und in Brand geschossen, stürzte es als Wrack nächst des Görzer Exerzierplatzes ab; die vier Insassen sind tot.
Mehrere eigene Flugzeuge griffen gestern die italienischen Lager bei Vilesse an und kehrten nach Abwurf zahlreicher Bomben und heftigem Luftkampf wohlbehalten zurück.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Ruhe.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Am 3. Mai nachmittags hat ein Seeflugzeuggeschwader Bahnhof, Schwefelfabrik und Kaserne in Ravenna mit Bomben belegt, gute Wirkung, Brände in der Schwefelfabrik und am Bahnhof beobachtet. Von zwei Abwehrbatterien heftig beschossen, sind alle Flugzeuge unversehrt zurückgekehrt.
Um dieselbe Zeit stieß eine rekognoszierende Torpedobootsflottille südöstlich der Pomündung auf vier feindliche Zerstörer. Es entspann sich ein erfolgloses Feuergefecht auf große Distanz , da die überlegene Geschwindigkeit des Feindes ein Näherkommen nicht zuließ. Mehrere Flugzeuge beteiligten sich am Kampf und haben die feindlichen Torpedofahrzeuge mit Maschinengewehren beschossen.

Flottenkommando. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 4. Mai.
Am 2. Mai unternahm eines unserer Wasserflugzeuge einen Erkundungsflug in der Richtung auf Tenedos und Lemnos und warf über Lemnos vier Bomben ab, die alle explodierten.

 

Annahme des neuen Wehrpflichtgesetzes im englischen Parlament

London, 4. Mai.
Im Unterhause brachte Asquith gestern das neue Wehrpflichtgesetz ein, das die Bestimmungen der am 27. April zurückgezogenen Bill mit dem Zusatz des Zwangsdienstes für Verheiratete zwischen dem 18. und 41. Lebensjahre enthält. Diese Bestimmung wird erst einen Monat nach Annahme der Bill in Kraft treten, um den Leuten zu ermöglichen, sich freiwillig einschreiben zu lassen. Ein Sondervorbehalt ist für gediente Leute vorgesehen, die nicht sofort gebraucht werden; diese können zu ihrer bürgerlichen Beschäftigung zurückkehren, bis sie einberufen werden. Die erste Lesung des Wehrpflichtgesetzes wurde einstimmig angenommen.
Das Unterhaus hat das Dienstpflichtgesetz mit 328 gegen 36 Stimmen in zweiter Lesung angenommen.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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