Der Weltkrieg am 2. Juni 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Erstürmung des Cailettewaldes

Leutnant Mulzer
Leutnant Mulzer

Großes Hauptquartier, 2. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nach heftiger Steigerung ihres Artilleriefeuers und nach einleitenden Sprengungen griffen starke englische Kräfte gestern abend westlich und südwestlich von Givenchy an. Sie wurden im Nahkampf zurückgeworfen, soweit sie nicht bereits im Sperrfeuer unter großen Verlusten umdrehen mußten.
Auf dem Westufer der Maas brachen die Franzosen erneut zum Angriff vor. Sie hatten keinerlei Erfolg. Östlich des Flusses stürmten unsere Truppen den Cailettewald und die beiderseits anschließenden Gräben. Ein heute morgen südwestlich des Vaux-Teiches mit starken Kräften geführter feindlicher Gegenstoß scheiterte. Es sind bisher 76 Offiziere und über 2000 Mann zu Gefangenen gemacht sowie 3 Geschütze und mindestens 23 Maschinengewehre erbeutet.
Südwestlich von Lille fiel ein englisches Flugzeug mit Insassen unversehrt in unsere Hand. Im Luftkampf wurde ein französischer Kampfeinsitzer über dem Marrerücken zum Absturz gebracht, ferner in unserem Bereich je ein Doppeldecker über Vaux und westlich Mörchingen. Der gestern gemeldete westlich Cambrai abgeschossene englische Doppeldecker ist der vierte vom Leutnant Mulzer außer Gefecht gesetzte Gegner.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Ein gelungener deutscher Erkundungsvorstoß auf der Front südlich von Smorgon brachte einige Dutzend Gefangene ein.
Südöstlich des Dryswjatysees wurde ein russisches Flugzeug durch Abwehrfeuer vernichtet.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Übergang der k. u. k. Truppen über die Posina

Wien, 2. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Geschützkämpfe an der beßarabischen und an der wolhynischen Front haben stellenweise den Charakter einer Artillerieschlacht angenommen.
Auch an der Ikwa entwickelte der Feind gestern erhöhte Tätigkeit.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Östlich der Gehöfte Mandrielle drangen unsere Truppen kämpfend bis zum Grenzeck vor. Im Raume von Arsiero eroberten sie den Monte Barco (östlich des Monte Cengio) und faßten nun auch südlich der Orte Fusine und Posina auf dem Südufer des Posinabaches festen Fuß.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Auf dem linken Ufer der mittleren Vojusa östlich von Vlora (Valona) haben wir eine italienische Abteilung durch Feuerüberfall zersprengt. An der unteren Vojusa Patrouillenkämpfe.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der Besuch des Kaisers an der Ostfront

Berlin, 2. Juni.
Der Kaiser hat sich aus dem Bereich der Heeresgruppe des Feldmarschalls von Hindenburg zu den anderen deutschen Heeresgruppen der Ostfront begeben. Am 31. Mai traf er im Gebiet der Heeresgruppe des Feldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern ein. 
1)

 

Der Verlauf der Seeschlacht am Skagerrak

Scheer
Scheer

Hipper
Hipper

Berlin, 2. Juni.
In Ergänzung der gestrigen Meldung des Chefs des Admiralstabes wird uns von zuständiger Seite mitgeteilt:
An der Schlacht vor dem Skagerrak waren auf unserer Seite unter dem Befehl des Flottenchefs Vizeadmirals Scheer beteiligt. Unsere Hochseeflotte mit ihren Großkampfschiffen und älteren Linienschiffen, Schlachtkreuzern, ferner unsere sämtlichen in der Nordsee befindlichen Streitkräfte, Torpedoboots- und Unterseebootflottillen. Auf der feindlichen Seite stand uns der größte Teil der englischen modernen Schlachtflotte gegenüber. Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte war Vizeadmiral Hipper. Die letzteren sind mit den feindlichen Schlachtkreuzern und leichten Kreuzern als erste gegen fünf Uhr nachmittags ins Gefecht gekommen, in welches dann nacheinander auch die beiderseitigen Großkampfschiffe eingriffen. Die Tagesschlacht, in deren Verlauf unsere Torpedoboote mehrfach, eine unserer Flottillen allein dreimal, Gelegenheit hatte erfolgreich einzugreifen, währte bis etwa 9 Uhr abends. In ihr verlor der Feind das Großkampfschiff "Warspite", den Schlachtkreuzer "Queen Mary" und einen Panzerkreuzer, anscheinend der "Achilles"-Klasse, sowie mehrere Zerstörer. Während der Nacht erfolgten von beiden Seiten erbitterte Torpedobootsangriffe und Kreuzergefechte, denen die übrigen gemeldeten feindlichen Schiffe zum Opfer fielen. Unter anderem hat allein das deutsche Spitzenschiff sechs englische moderne Zerstörer vernichtet. Alle bisher eingegangenen Berichte der beteiligten deutschen Streitkräfte stimmen überein in der Feststellung der vom Feinde im fast ununterbrochenen zwölfstündigen Kampfe bewiesenen Tapferkeit. Mit dem Verlust S. M. S. "Frauenlob" muß endgültig gerechnet werden; das Schiff ist anscheinend in der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni während eines der Teilgefechte gesunken. Von den Torpedoseestreitkräften sind fünf Boote nicht zurückgekehrt, ein großer Teil ihrer Besatzung ist aber geborgen worden. Trotz der für die Luftaufklärung ungünstigen Witterungsverhältnisse während der beiden Kampftage haben die Marineluftschiffe und Flieger durch ihre Aufklärung und Meldetätigkeit zu dem Erfolge unserer Hochseestreitkräfte wesentlich beigetragen.
1)

Die englische Liste der verlorenen Schiffe 

London, 2. Juni. 
Die englische Admiralität gibt amtlich bekannt: 
In der Seeschlacht sind folgende Schiffe unserer Flotte gesunken:
"Queen Mary", "Indefatigable", "Invincible", "Defence", "Black Prince", "Turbulent", "Tipperary", "Fortune", "Sparrowhawk", "Ardent".
Andere Schiffe werden noch vermißt. 
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Erfolgreicher Angriff gegen die russische Kaukasusfront

Konstantinopel, 1. Juni. 
Das Hauptquartier meldet: 
An der Kaukasusfront am rechten Flügel unbedeutende Patrouillengefechte. Im Zentrum ließ der Feind infolge unseres am 30. Mai gegen seinen linken Flügel gerichteten Angriffs seine Stellungen vorläufig im Stich, um sich 20 Kilometer in nordwestlicher Richtung zurückzuziehen. Unsere Patrouillen verfolgten den Feind. Auf dem linken Flügel wiesen wir einen überraschenden Angriff, den der Feind gegen unsere Stellungen versuchte, leicht zurück.
 

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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