Der Weltkrieg am 4. Juni 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Günstiger Fortgang der Kämpfe östlich der Maas

Großes Hauptquartier, 4. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Gegen die von uns gewonnenen Stellungen südöstlich von Ypern richteten die Engländer mehrere Angriffe, die restlos abgeschlagen wurden.
Der Artilleriekampf nördlich von Arras und in der Gegend von Albert hielt auch gestern an, englische Erkundungsabteilungen wurden abgewiesen, mehrere Sprengungen des Feindes südöstlich von Neuville-St. Vaast waren wirkungslos. 
Auf dem linken Maasufer wurde ein schwächlicher feindlicher Angriff westlich der Höhe 304 leicht zurückgewiesen, ein Maschinengewehr ist von uns erbeutet.
Auf dem Ostufer sind die harten Kämpfe zwischen Caillettewald und Damloup weiter günstig für uns fortgeschritten, es wurden gestern über 500 Franzosen, darunter 3 Offiziere, gefangengenommen und 4 Maschinengewehre erbeutet.
Mehrere feindliche Gasangriffe westlich von Markirch blieben ohne die geringste
Wirkung.
Bombenwürfe feindlicher Flieger töteten in Flandern mehrere Belgier, militärischer Schaden entstand nicht, bei Hollebeke wurde ein englisches Flugzeug von Abwehrkanonen abgeschossen.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
Es hat sich nichts von Bedeutung ereignet.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russisches Trommelfeuer an der k. u. k. Front

Wien, 4. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Der Feind hat heute früh seine Artillerie gegenüber unserer ganzen Nordostfront in Tätigkeit gesetzt. Das russische Geschützfeuer wuchs am Dnjestr, an der unteren Strypa, nordwestlich von Tarnopol und in Wolhynien zu besonderer Heftigkeit an. Die Armee des Generalobersten Erzherzogs Josef Ferdinand steht bei Olyka in einem Frontstück von 25 Kilometer Breite unter russischem Trommelfeuer. Ein russischer Gasangriff verlief für uns ohne Schaden.
Überall machen sich Anzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Infanterieangriffes bemerkbar.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Da die Italiener auf dem Hauptrücken südlich des Posinatales und vor unserer Front Monte Cengio - Asiagio mit starken Kräften hartnäckigen Widerstand leisten, begannen sich in diesem Raume heftige Kämpfe zu entwickeln. Unsere Truppen arbeiten sich näher an die feindlichen Stellungen heran. Östlich des Monte Cengio wurde beträchtlich Raum gewonnen. Der Ort Cesuna liegt bereits in unserer Front. Wo der Feind zu Gegenangriffen schritt, wurde er abgewiesen. Der gestrige Tag brachte 5600 Gefangene, darunter 78 Offiziere, und eine Beute von drei Geschützen, 11 Maschinengewehren und 126 Pferden ein.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
An der unteren Vojusa zersprengte Artilleriefeuer italienische Abteilungen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Neue Einzelheiten über den Verlauf der Seeschlacht vor dem Skagerrak

Berlin, 4. Juni. 
Von zuständiger Stelle wird uns über den Verlauf der Seeschlacht gegen die englische Flotte vor dem Skagerrak im Anschluß an die bisherigen Berichte noch folgendes mitgeteilt:
Die deutschen Hochseestreitkräfte waren vorgestoßen, um englische Flottenteile, die in letzter Zeit mehrfach an der norwegischen Südküste gemeldet worden waren, zur Schlacht zu stellen. Der Feind kam am 31. Mai 4 Uhr 30 Minuten nachmittags etwa 70 Seemeilen vor dem Skagerrak zunächst in Stärke von vier kleinen Kreuzern der "Calliope"-Klasse in Sicht. Unsere Kreuzer nahmen sofort die Verfolgung des Feindes auf, der mit höchster Fahrt nach Norden fortlief. Um 5 Uhr 20 Minuten sichteten unsere Kreuzer in westlicher Richtung zwei feindliche Kolonnen, die sich als sechs feindliche Schlachtkreuzer und eine größere Zahl kleiner Kreuzer und Zerstörer herausstellten. Der Feind entwickelte sich nach Süden. Unsere Kreuzer gingen bis auf etwa 13 Kilometer heran und eröffneten auf südlichen bis südöstlichen Kursen ein sehr wirkungsvolles Feuer auf den Feind. Im Verlauf dieses Kampfes wurden zwei englische Schlachtkreuzer und ein Zerstörer vernichtet. Nach halbstündigem Gefecht kamen nördlich des Feindes weitere schwere feindliche Streitkräfte in Sicht, die später als fünf Schiffe der "Queen Elizabeth"-Klasse ausgemacht worden sind. Bald darauf griff das deutsche Gros in den Kampf ein. Der Feind drehte sofort nach Norden ab. Die fünf Schiffe der "Queen Elizabeth"-Klasse hingen sich an die englischen Schlachtkreuzer an. Der Feind suchte sich mit höchster Fahrt und durch Abstaffeln unserem äußerst wirkungsvollen Feuer zu entziehen und dabei mit östlichem Kurs um unsere Spitze herumzuholen. Unsere Flotte folgte den Bewegungen des Feindes mit höchster Fahrt, während dieses Gefechtsabschnittes wurden ein Kreuzer der "Achilles"- oder "Shannon"-Klasse und zwei Zerstörer vernichtet. Das hinterste unserer Linienschiffsgeschwader konnte zu dieser Zeit wegen seiner rückwärtigen Stellung zum Feind noch nicht ins Gefecht eingreifen. Bald darauf erschienen von Norden her neue schwere feindliche Streitkräfte. (Es waren, wie bald festgestellt werden konnte, mehr als 20 feindliche Linienschiffe neuester Bauart. Da die Spitze unserer Linie zeitweilig in Feuer von beiden Seiten geriet, wurde die Linie auf Westkurs herumgeworfen. Gleichzeitig wurden die Torpedobootsflottillen zum Angriff gegen den Feind angesetzt. Sie haben mit hervorragendem Schneid und sichtlichem Erfolg bis zu dreimal hintereinander angegriffen. In diesem Gefechtsabschnitt wurde ein englisches Großkampfschiff vernichtet, während eine Reihe anderer schwere Beschädigungen erlitten haben muß. Die Tagschlacht gegen die englische Übermacht dauerte bis zur Dunkelheit. In ihr standen - abgesehen von zahlreichen leichten Streitkräften - zuletzt mindestens 25 englische Großkampfschiffe, 6 englische Schlachtkreuzer, mindestens 4 Panzerkreuzer gegen 16 deutsche Großkampfschiffe, 5 Schlachtkreuzer, 6 ältere Linienschiffe, keine Panzerkreuzer.
Mit einsetzender Dunkelheit gingen unsere Flottillen zum Nachtangriff gegen den Gegner vor. Während der nun folgenden Nacht fanden Kreuzerkämpfe und zahlreiche Torpedobootsangriffe statt. Hierbei wurden ein Schlachtkreuzer, ein Kreuzer der "Achilles"- oder "Shannon"-Klasse, ein, wahrscheinlich aber zwei kleine feindliche Kreuzer und wenigstens 10 feindliche Zerstörer vernichtet, davon durch das Spitzenschiff unserer Hochseeflotte allein 6. Unter ihnen befanden sich die beiden ganz neuen Zerstörer-Führerschiffe "Turbulent" und "Tipperary".
Ein Geschwader älterer englischer Linienschiffe, das von Süden her herbeigeeilt war, kam erst am Morgen des 1. Juni nach beendeter Schlacht heran und drehte, ohne einzugreifen oder auch nur in Sicht unseres Gros gekommen zu sein, wieder ab.

Englische Offiziersverluste in der Seeschlacht

London, 3. Juni. (Amtlich.) 
Vier Seekadetten des Schiffes "Queen Mary" wurden gerettet, alle anderen Offiziere sind verloren. Der Kommandant des Schiffes "Invincible" und ein Leutnant wurden gerettet, alle anderen sind verloren. Alle Offiziere der Schiffe "Indefatigable", "Defence", "Black Prince" sind verloren. Alle Offiziere des Schiffes "Warrior" wurden gerettet. 

 

Der türkische Heeresbericht:

Vordringen der Türken im Zentrum der Kaukasusfront

Konstantinopel, 4. Juni. (Amtlicher Bericht des Hauptquartiers.) 
An der Irakfront keine Veränderung.
Kaukasusfront: Auf dem rechten Flügel nichts außer Zusammenstößen zwischen Erkundungsabteilungen. In der Mitte warfen unsere Truppen trotz der Ungunst der Witterung den linken Flügel des Feindes durch wiederholte Vorstöße nach dem Osten zurück. Sie befinden sich heute etwa 40 Kilometer östlich von ihren früheren
Stellungen. 

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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