Neue
Einzelheiten über den Verlauf der Seeschlacht vor dem Skagerrak
Berlin,
4. Juni.
Von zuständiger Stelle wird uns über den Verlauf der
Seeschlacht gegen die englische Flotte vor dem Skagerrak im Anschluß
an die bisherigen Berichte noch folgendes mitgeteilt:
Die deutschen Hochseestreitkräfte waren vorgestoßen, um englische
Flottenteile, die in letzter Zeit mehrfach an der norwegischen Südküste
gemeldet worden waren, zur Schlacht zu stellen. Der Feind kam am 31.
Mai 4 Uhr 30 Minuten nachmittags etwa 70 Seemeilen vor dem Skagerrak
zunächst in Stärke von vier kleinen Kreuzern der "Calliope"-Klasse
in Sicht. Unsere Kreuzer nahmen sofort die Verfolgung des Feindes
auf, der mit höchster Fahrt nach Norden fortlief. Um 5 Uhr 20
Minuten sichteten unsere Kreuzer in westlicher Richtung zwei
feindliche Kolonnen, die sich als sechs feindliche Schlachtkreuzer
und eine größere Zahl kleiner Kreuzer und Zerstörer
herausstellten. Der Feind entwickelte sich nach Süden. Unsere
Kreuzer gingen bis auf etwa 13 Kilometer heran und eröffneten auf südlichen
bis südöstlichen Kursen ein sehr wirkungsvolles Feuer auf den
Feind. Im Verlauf dieses Kampfes wurden zwei englische
Schlachtkreuzer und ein Zerstörer vernichtet. Nach halbstündigem
Gefecht kamen nördlich des Feindes weitere schwere feindliche
Streitkräfte in Sicht, die später als fünf Schiffe der
"Queen Elizabeth"-Klasse ausgemacht worden sind. Bald
darauf griff das deutsche Gros in den Kampf ein. Der Feind drehte
sofort nach Norden ab. Die fünf Schiffe der "Queen
Elizabeth"-Klasse hingen sich an die englischen Schlachtkreuzer
an. Der Feind suchte sich mit höchster Fahrt und durch Abstaffeln
unserem äußerst wirkungsvollen Feuer zu entziehen und dabei mit östlichem
Kurs um unsere Spitze herumzuholen. Unsere Flotte folgte den
Bewegungen des Feindes mit höchster Fahrt, während dieses
Gefechtsabschnittes wurden ein Kreuzer der "Achilles"-
oder "Shannon"-Klasse und zwei Zerstörer vernichtet. Das
hinterste unserer Linienschiffsgeschwader konnte zu dieser Zeit
wegen seiner rückwärtigen Stellung zum Feind noch nicht ins
Gefecht eingreifen. Bald darauf erschienen von Norden her neue
schwere feindliche Streitkräfte. (Es waren, wie bald festgestellt
werden konnte, mehr als 20 feindliche Linienschiffe neuester Bauart.
Da die Spitze unserer Linie zeitweilig in Feuer von beiden Seiten
geriet, wurde die Linie auf Westkurs herumgeworfen. Gleichzeitig
wurden die Torpedobootsflottillen zum Angriff gegen den Feind
angesetzt. Sie haben mit hervorragendem Schneid und sichtlichem
Erfolg bis zu dreimal hintereinander angegriffen. In diesem
Gefechtsabschnitt wurde ein englisches Großkampfschiff vernichtet,
während eine Reihe anderer schwere Beschädigungen erlitten haben
muß. Die Tagschlacht gegen die englische Übermacht dauerte bis zur
Dunkelheit. In ihr standen - abgesehen von zahlreichen leichten
Streitkräften - zuletzt mindestens 25 englische Großkampfschiffe,
6 englische Schlachtkreuzer, mindestens 4 Panzerkreuzer gegen 16
deutsche Großkampfschiffe, 5 Schlachtkreuzer, 6 ältere
Linienschiffe, keine Panzerkreuzer.
Mit einsetzender Dunkelheit gingen unsere Flottillen zum
Nachtangriff gegen den Gegner vor. Während der nun folgenden Nacht
fanden Kreuzerkämpfe und zahlreiche Torpedobootsangriffe statt.
Hierbei wurden ein Schlachtkreuzer, ein Kreuzer der "Achilles"-
oder "Shannon"-Klasse, ein, wahrscheinlich aber zwei
kleine feindliche Kreuzer und wenigstens 10 feindliche Zerstörer
vernichtet, davon durch das Spitzenschiff unserer Hochseeflotte
allein 6. Unter ihnen befanden sich die beiden ganz neuen Zerstörer-Führerschiffe
"Turbulent" und "Tipperary".
Ein Geschwader älterer englischer Linienschiffe, das von Süden her
herbeigeeilt war, kam erst am Morgen des 1. Juni nach beendeter
Schlacht heran und drehte, ohne einzugreifen oder auch nur in Sicht
unseres Gros gekommen zu sein, wieder ab.
Englische
Offiziersverluste in der Seeschlacht
London,
3. Juni. (Amtlich.)
Vier Seekadetten des Schiffes "Queen Mary" wurden
gerettet, alle anderen Offiziere sind verloren. Der Kommandant des
Schiffes "Invincible" und ein Leutnant wurden gerettet,
alle anderen sind verloren. Alle Offiziere der Schiffe "Indefatigable",
"Defence", "Black Prince" sind verloren. Alle
Offiziere des Schiffes "Warrior" wurden gerettet.
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