Der Weltkrieg am 12. Juni 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Russische Abteilungen bei Buczacz zurückgeworfen

Großes Hauptquartier, 12. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz: 

In der Champagne nördlich von Perthes drangen deutsche Erkundungsabteilungen in die französischen Stellungen, machten nach kurzem Kampfe drei Offiziere und über hundert Mann zu Gefangenen, erbeuteten vier Maschinengewehre und kehrten planmäßig in die eigenen Gräben zurück. 
Beiderseits der Maas unverändert Artilleriefeuer.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen der Armee des Generals Grafen Bothmer warfen russische Abteilungen, die nordwestlich von Buczacz (an der Strypa) im Vorgehen waren, wieder zurück; über 1300 Russen blieben als Gefangene in unserer Hand. Im übrigen hat sich die Lage der deutschen Truppen nicht geändert.
Balkankriegsschauplatz: 
Keine Ereignisse.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 12. Juni. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
 
Im Nordosten der Bukowina vollzog sich die Loslösung vom Gegner unter harten Nachhutkämpfen. Eine aus Buczacz gegen Nordwest vorgehende feindliche Kräftegruppe wurde durch einen Gegenangriff deutscher und österreichisch-ungarischer Regimenter geworfen, wobei 1300 Russen in unserer Hand blieben. Auf der Höhe östlich von Wisniowczyk brach heute früh ein starker russischer Angriff unter unserem Geschützfeuer zusammen. 
Östlich von Kozlow hoben unsere Streifkommandos einen vorgeschobenen Posten der Russen aus. 
Nordwestlich von Tarnopol wird fortgesetzt heftig gekämpft. Die mehrfach genannten Stellungen bei Worebiowka wechselten wiederholt den Besitzer. An der Ikwa und in Wolhynien herrschte gestern verhältnismäßig Ruhe. 
Westlich von Kolki schlugen unsere Truppen einen russischen Übergangsversuch ab. Hier wie überall entsprechen dem rücksichtslosen Massenaufgebot des Feindes auch seine Verluste.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die Lage auf dem südwestlichen Kriegsschauplatz ist unverändert. In den Dolomiten und an unserer Front zwischen Brenta und Etsch wurden die Italiener, wo sie angriffen, abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See: 
Ein Geschwader von Seeflugzeugen hat in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni die Bahnstrecke San Dona Mestre und die Bahnanlagen in Mestre ausgiebig und sichtlich mit gutem Erfolg bombardiert, mehrere Volltreffer in die Lokomotivremise erzielt und auch das Arsenal in Venedig mit einigen Bomben belegt. Trotz heftigen Abwehrfeuers sind alle Flugzeuge eingerückt.

Flottenkommando. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 12. Juni. (W. B.) 
Amtlicher Heeresbericht: 

An der Irak-Front keine Veränderung. 
An der Kaukasus-Front machten wir im Laufe örtlicher Kämpfe am rechten und linken Flügel eine Anzahl von Gefangenen und eroberten eine große Menge von Gewehren, Telephonapparaten und Schützengrabenmaterial. Das in unserem gestrigen Bericht gemeldete Gefecht, welches mit der Vernichtung von ungefähr tausend russischen Kavalleristen endete, fand bei dem Flusse Zappe, südlich des Ortes Tschuleureck und östlich der Ortschaft Amadien, statt. 
Gestern vormittag warfen fünf feindliche Flugzeuge ungefähr fünfzig Bomben auf Smyrna ab, die einige Männer, Frauen und Kinder töteten und einige Häuser zerstörten. 
Aus den anderen Fronten liegen keine wichtigen Meldungen vor.
2)

 

Russische Truppen in rumänisches Gebiet eingedrungen

Bukarest, 12. Juni. (Priv.-Tel.) 
Die Blätter melden, daß heute nacht eine russische Truppenabteilung bei Momornitza in rumänisches Gebiet eingedrungen ist. Der offiziöse "Vittorul" schreibt dazu: "Bei den Beziehungen des rumänischen zum russischen Reich kann es sich bei dieser Gebietsverletzung nur um einen Fehlgriff eines Kommandanten handeln, der hoffentlich bald wieder gut gemacht wird."
Budapest, 12. Juni. (Priv.-Tel.) 
Nach Bukarester Meldungen hat die rumänische Regierung wegen des Eindringens einer russischen Militärabteilung auf rumänisches Gebiet bei Dorohoi militärische Maßnahmen an der Grenze getroffen. Die Bukarester "Moldova" bezeichnet es im jetzigen Moment, da Rußland mit gewaltigen Kräften in der Offensive beschäftigt ist, als Pflicht Rumäniens, Bessarabien zu befreien. "Moldova" betont, die russische Offensive bezwecke die Entlastung der italienischen Front und die Anlockung Rumäniens. Das werde aber nicht erreicht werden. Das Blatt warnt vor den russischen Lügenmeldungen und den Tendenzberichten der russophilen Presse.
2)

 

Die Kriegsausgaben Frankreichs

Paris, 12. Juni. (W. B.) 
Der Berichterstatter der französischen Heereskommission, Raoul Peret, hat der Regierung seinen Bericht über die Finanzlage vorgelegt. Aus demselben geht hervor, daß allein für die ersten neun Monate des Jahres 1916 die Ausgaben höher sind als für das ganze Jahre 1915. Man könne bei einem konstanten Monatsdurchschnitt die erforderlichen Gesamtausgaben für 1916 auf mehr als 31 Milliarden veranschlagen. Am Jahresschluß werde man, nach Perets Berechnung, ungefähr 63 Milliarden seit Beginn des Krieges ausgegeben haben, davon für Kriegszwecke über 48 ½ Milliarden.
2)

 

Die irische Frage

London, 12. Juni. (Priv.-Tel.)
Aus der gestern in Dublin abgehaltenen Konferenz der Nationalisten geht hervor, daß Lloyd Georges wichtigste Vorschläge für die irische Frage folgende waren: Sofort den Homerule - Gesetzentwurf zu verhandeln mit folgenden Beisätzen als zeitweiligen Maßregeln: Die Abgeordneten des Unterhauses werden in ihrer vollen Zahl weiter einen Teil des Reichsparlaments ausmachen. Die sechs Grafschaften von Ulster bleiben wie gegenwärtig unter der Reichsregierung. Sofort nach dem Kriege wird eine Reichskonferenz abgehalten, auf der alle Dominions vertreten sein sollen, um die zukünftige Regierung des Reiches festzustellen, und dabei soll auch die irische Frage behandelt werden. Mit Stimmeneinheit wurde ein Antrag angenommen, in dem gegen das Weiterbestehen des Kriegszustandes protestiert und darauf gedrungen wird, daß die Gefangenen, die wegen des Aufstandes verurteilt wurden, als Kriegsgefangene behandelt werden.
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Ungarische Waffenbrüderliche Vereinigung

Budapest 12. Juni. (Priv.-Tel.) 
Die gestern erfolgte Gründung der Ungarischen Waffenbrüderlichen Vereinigung nahm einen glänzenden Verlauf. Es erschienen aus Deutschland und Österreich Vertreter aus den Kreisen der Politik, Rechtspflege und Literatur, u. a. der gewesene Staatssekretär Dernburg, der Vizepräsident des Deutschen Reichstages Dr. Dove, der Zentrumsabgeordnete Rechenberger, der Oberbürgermeister Wermuth (Berlin), Hermann Sudermann und Friedrich Naumann, aus Österreich Frhr. v. Plener, Frhr. Engl, ferner Vertreter aus Bulgarien und der Türkei. Es gab eine Reihe von festlichen Kundgebungen, denen mehrere ungarische Minister beiwohnten und in deren Verlaufe Graf Julius Andrassy, der Präsident der ungarischen Vereinigung, der Präsident der Akademie der Wissenschaften Albert Berzeviczy, Graf Apponyi und andere die Notwendigkeit der Verbrüderung zwischen Deutschland und Ungarn in wirtschaftlicher, politischer und militärischer Beziehung zu vertiefen und zu ergänzen befürworteten. Alle Redner aus Deutschland, Österreich, Bulgarien und der Türkei äußerten übereinstimmend in den wärmsten Ausdrücken den Wunsch nach einer dauernden politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Interessengemeinschaft der verbündeten Staaten bei vollständigem Zusammenwirken aller und unbedingter Berücksichtigung der staatlichen und nationalen Individualitäten. Gestern und heute gab es eine Reihe gesellschaftlicher Veranstaltungen, deren bemerkenswerteste die Konferenz der hier weilenden Parlamentarier war.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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