Der Weltkrieg am 4. Juli 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Französische Reserven passieren auf dem Weg in die Sommeschlacht die zerstörte Zuckerfabrik von Fontaine-de-Cappy
Französische Reserven passieren auf dem Weg in die Sommeschlacht die zerstörte Zuckerfabrik von Fontaine-de-Cappy
Aufnahme vom 4. Juli 1916

Der deutsche Heeresbericht:

Neue Angriffe südlich der Somme abgeschlagen

Erfolge der deutschen Armeen im Osten

Großes Hauptquartier, 4. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Während nördlich des Ancrebaches der Feind seine Angriffe nicht wiederholte, setzte er starke Kräfte zwischen Ancre und Somme gegen die Front Thiepval-La Boiselle-Wäldchen von Mametz, südlich der Somme gegen die Linie Barleux-Belloy an. Dem hohen Einsatz an Menschen entsprechen seine Verluste in unserem Artillerie- und Infanteriefeuer. Die Angriffe sind überall abgeschlagen. Um den Besitz des Dorfes Hardecourt (nördlich der Somme) wurde erbittert gekämpft, die dort eingedrungenen Franzosen sind hinausgeworfen.
Nordöstlich von Ypern, westlich von La Bassée und in Gegend südwestlich von Lens wurden örtliche feindliche Vorstöße, östlich der Maas kräftige Gegenangriffe gegen die "Hohe Batterie von Damloup" glatt abgewiesen. 
Die wiederholten amtlichen französischen Mitteilungen über Rückeroberung des Werkes Thiaumont und der Batterie von Damloup sind ebensolche Fabeln wie die Angaben über Gefangenenzahlen bei den Ereignissen an der Somme. 
Deutsche Patrouillen brachen östlich und südöstlich von Armentières in die englischen, Erkundungsabteilungen bei Exbrücke (westlich von Mülhausen) in die französischen Stellungen ein; hier wurden ein Offizier 60 Jäger gefangen genommen. 
Neun feindliche Flieger wurden abgeschossen, davon fünf im Luftkampf ohne eigenen Verlust, vier durch Abwehrfeuer. Sechs der außer Gefecht gesetzten Flugzeuge sind in unserer Hand.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Im Anschluß an die vielfach gesteigerte Feuertätigkeit haben die Russen abends und nachts auf der Front Naroczsee - Smorgon - östlich von Wischnew an mehreren Stellen angegriffen, mit erheblichen Kräften beiderseits von Smorgon bei Bogucze (nordöstlich von Krewo) und bei Sloikowschtschisna (südöstlich von Wischnew). Sie haben keine Vorteile errungen, wohl aber schwere Verluste erlitten.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Die kräftigen Gegenstöße unserer Truppen haben an den Stellen, wo es den Russen gelungen war, anfänglich Fortschritte zu machen, durchweg zum Erfolge geführt. An Gefangenen wurden hierbei 13 Offiziere und 1883 Mann eingebracht.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Auch gestern warfen sich die Russen mit starken, zum Teil neu herangeeilten Truppen unserem Vordringen in Massen entgegen. Sie wurden geschlagen. Unser Angriff gewann weiter Boden.
Armee des Generals Grafen v. Bothmer: 
Südöstlich von Tlumacz haben unsere Truppen in schnellem Fortschreiten die Russen in über 20 Kilometer Frontbreite und bis über 10 Kilometer Tiefe zurückgedrängt.
Balkankriegsschauplatz:
Keine wesentlichen Ereignisse.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Karte zum 1. Weltkrieg: Westfront

Die Schlacht im Westen

Die Gesamtlage im Osten und Westen ist uns weiter günstig geblieben. Im Osten, vor allem bei den Deutschen in Galizien, erfreulicher Fortschritt, der der rechten Flanke der Armee Bothmer durch deren eigenen überraschenden Vormarsch Erleichterung verschaffen wird. Im Westen ist die neue deutsche Front im Somme-Ancre-Abschnitt fest geblieben Der Feind hat besonders schwer gelitten, ohne bisher neue wesentliche Vorteile errungen zu haben. Es lassen sich nunmehr zwei Hauptangriffsflächen erkennen: im englischen Abschnitt die Linie Thiepval- La Boiselle-Wäldchen von Mametz (zwischen Contalmaison und Montaubau) im französischen die Linie Barleux-Belloy. Die erste, etwa 8 Kilometer breit, offenbar ziemlich gekrümmt und in südöstlicher Richtung gegen Bapaume gewendet, die zweite liegt südwestlich von Peronne und scheint dort die Winkelung unserer Front ausnützen zu wollen; ihr Hauptstück mag 4 bis 5 Kilometer breit sein. Die hier beschriebenen Stellen sind jedoch nur Zentren der feindlichen Angriffe. Die Angriffsrichtungen der Gegner divergieren, wie die Karte zeigt. Die deutschen Gegenstöße scheinen sich gleichfalls die Winkelung der Front zu Nutze zu machen. 2)

 

Opfer der eigenen Landsleute

Berlin, 4. Juli. (W. B.)
Wiederum haben das Artilleriefeuer und die Fliegerbomben unserer Gegner unter der friedlichen Bevölkerung in dem von uns besetzten französisch-belgischen Gebiete schwere blutige Verluste verursacht. Nach sorgfältigen namentlichen Aufzeichnungen der "Gazette des Ardennes" fielen im Juni 1916 dem Feuer der eigenen Landsleute zum Opfer: Tot 6 Männer, 6 Frauen, 6 Kinder; verwundet 12 Männer, 27 Frauen, 13 Kinder. Von den Verwundeten sind nachträglich ihren Verletzungen erlegen: 1 Mann. 
Hiernach erhöht sich die Gesamtzahl der seit September 1915 festgestellten Opfer der englischen, belgischen und französischen Beschießung unter den Bewohnern des eigenen oder des verbündeten Landes auf 1473 Personen.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Vergeblicher Ansturm der Russen bei Kolomea

Wien 4. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In der Bukowina wiesen unsere Truppen vereinzelte russische Vorstöße ab. 
Bei Kolomea wird mit unverminderter Heftigkeit weiter gekämpft. Die von den Russen im Westen der Stadt geführten Angriffe drangen nicht durch. Im Norden - südöstlich von Tlumacz - schritten deutsche und österreichisch-ungarische Truppen erfolgreich vorwärts 
In Wolhynien versuchte der Feind unser Vordringen durch Massenangriffe aufzuhalten, er wurde überall unter schweren Verlusten zurückgeschlagen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Unsere Front zwischen dem Meere und dem Monte Dei Sei Busi stand abends und die ganze Nacht unter dem stärksten Geschützfeuer und wurde unaufhörlich angegriffen. Die heftigsten Anstrengungen des Feindes richteten sich diesmal gegen den Rücken östlich von Monfalcone, den unsere braven Landsturmtruppen gegen sieben Angriffe vollständig behaupteten. Vorstöße der Italiener gegen unsere Stellungen bei Bagni, am Monte Cosich und östlich von Selz wurden gleichfalls, zum Teil im Handgemenge abgewiesen. Vor dem Monte San Michele verhinderte schon unser Geschützfeuer das Vorgehen der feindlichen Infanterie. 
Nördlich des Suganatales scheiterten Angriffe der Italiener gegen unsere Stellungen am oberen Masobach, auch nördlich des oberen Posinatales schlugen unsere Truppen mehrere starke Vorstöße des Gegners zurück. Gestern wurden 177 Italiener gefangen genommen. Oberleutnant Johann Foind hat sein drittes feindliches Flugzeug abgeschossen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 4. Juli (W. B.)
Bericht des Hauptquartiers:
An der Irakfront keine Veränderungen. 
In Südpersien zogen sich die Russen am 28. Juni von Kossrevabad zurück. Sie zogen nachts durch Harunabad und flohen eilig mit ihren Hauptkräften in Richtung auf Mahedecht. Eine in Harunabad von den Russen zurückgelassene starke Nachhut konnte sich am 29. Juni vor der kräftigen Verfolgung unserer Vorhutabteilungen nicht halten. Die Russen räumten Harunabad und wurden gezwungen, sich in Richtung ihrer Hauptstreitkräfte zurückzuziehen. 
An der Kaukasusfront auf dem rechten Flügel keine wichtige Kampfhandlung. Lagerstätten und Ansammlungen des Feindes wurden wirkungsvoll durch unsere Artillerie beschossen. Auf dem linken Flügel sind unsere Truppen nördlich Tschoruk damit beschäftigt, die dem Feinde in den letzten Tagen abgenommenen Stellungen zu befestigen. In dem Abschnitt, der den rechten Flügel dieser Truppen, die nach Norden zu stehen, bildet, versuchte der Feind eine Offensive, die scheiterte. Wir machten einige Gefangene und Beute. Überraschungsunternehmungen, die der Feind auf einzelne Stellen des Küstenabschnittes unternehmen wollte, wurden mit Verlusten für den Feind zurückgeschlagen. 
Sonst ist nichts zu bemerken.

Konstantinopel, 4. Juli. (W. B.)
Nach einem erbitterten Kampfe westlich von Kermanschah am 30. Juni zogen sich die Russen zurück. Sie konnten sich in Kermanschah nicht behaupten, worauf die Türken am 1. Juli die Stadt besetzten.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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