Der Weltkrieg am 13. Juli 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Erfolglose französische Anstürme an der Somme

Großes Hauptquartier, 13. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich der Somme gelang es den Engländern, sich in Contalmaison festzusetzen. Das
Artilleriefeuer wird mit großer Heftigkeit fortgesetzt. Südlich der Somme haben auch gestern die Franzosen mit ihren Angriffen, die mehrmals beiderseits von Barleux sowie bei und westlich von Estrées angesetzt wurden, keinen Erfolg gehabt; sie mußten meist schon in unserem wirkungsvollen Sperrfeuer unter schwersten blutigen Opfern umkehren. 
Östlich der Maas war der Artilleriekampf noch lebhaft. Die gewonnenen Infanteriestellungen wurden verbessert. Die Gefangenenzahl erhöht sich um 17 Offiziere, 243 Mann auf 56 Offiziere, 2349 Mann. 
Bei Frelinghien, am Kanal von La Bassée, an der Höhe La Fille Morte, östlich von Badonviller und bei Hirzbach gelangen deutsche Patrouillenunternehmungen. 
Nördlich von Soissons wurde ein französischer Doppeldecker in unseren Linien zur Landung gezwungen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Bei der Armee des Generals Grafen v. Bothmer wurden durch umfassenden Gegenstoß deutscher Truppen bei und nördlich von Olecza (nordwestlich von Buczacz) eingedrungene Russen zurückgeworfen und dabei über 400 Gefangene gemacht.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Bedeutung des neuen deutschen Erfolges vor Verdun 

Berlin, 13. Juli.
Der im gestrigen Heeresbericht gemeldete Erfolg der deutschen Waffen rechts der Maas bei Souville und Laufée ist ein Ereignis von bemerkenswerter Bedeutung. Diese erste größere Unternehmung vor Verdun seit dem Beginn der "großen" Offensive unserer Feinde beweist schlagend, daß die deutsche Heeresleitung ihr ursprüngliches operatives Ziel unbekümmert um alle Angriffe unserer Feinde im Osten und Westen fest und klar im Auge behalten hat. Kein deutscher Soldat, kein deutsches Geschütz ist vom Kampfgelände um Verdun fortgezogen worden. Die Schlacht nimmt nach dem Willen der deutschen Heeresleitung einen blutigen, für die deutschen Waffen erfolgreichen Fortgang. Wenn unsere Feinde jetzt gehofft hatten, durch die Angriffe ihrer Millionenheere nun endlich die Initiative der Kriegführung an sich zu reißen und den Deutschen das Gesetz des Handelns vorschreiben zu können, so sind sie durch den bisherigen Verlauf der Ereignisse bitter enttäuscht worden. Die Anstürme der feindlichen Waffen sind an dem heldenmütigen Widerstande und der zähen Ausdauer der tapferen Verteidiger an der Somme bisher nach kurzen Anfangserfolgen sämtlich gescheitert. Die deutsche Heeresleitung beherrscht nach wie vor die operative Lage. Dies ist die besondere Bedeutung des Erfolges bei Souville, der um so mehr hervorgehoben zu werden verdient, als er die Stärke und Überlegenheit der deutschen Waffen aller Welt von neuem kundtut. Deutschland ist berechtigt, die militärische Lage mit der alten Zuversicht und dem alten Vertrauen anzusehen.
2)

 

Westfront 1. Weltkrieg: Ein abgeschossenes französisches Flugzeug vor Verdun
Ein abgeschossenes französisches Flugzeug vor Verdun

Der Luftkrieg im Juni 

Berlin, 13. Juli. (W. B. Amtlich.) 
Nach den amtlichen Berichten unserer Gegner sollen im Monat Juni 1916 durch französische Flieger und Abwehrmittel 18 deutsche Flugzeuge, durch die englischen 14 deutsche Flugzeuge auf der Westfront zum Absturz gebracht sein. Im Gegensatz hierzu hat die Deutsche Heeresleitung im Tagesbericht vom 7. d. M. gemeldet, daß im Laufe des Monats Juni im ganzen 7 deutsche Flugzeuge im Luftkampf, durch Abschuß von der Erde oder als vermißt verloren gegangen sind. Der Zweck der falschen Angaben unserer Gegner ist klar. Sie sollen der eigenen Bevölkerung und dem neutralen Auslande die Überlegenheit der englisch-französischen Luftstreitkräfte vortäuschen. Wie es in Wirklichkeit damit bestellt ist, geht daraus hervor, daß im Monat Juni an der Westfront unsere Flieger und Abwehrmittel 37 französische und englische Flugzeuge vernichtet oder an der Rückkehr in den Hafen verhindert haben; 22 von ihnen befinden sich in unserem Besitz. Da anzunehmen ist, daß unsere Gegner, wie bisher, uns auch diesen Erfolg streitig machen werden, werden nachstehend die Namen der Besatzungen und die militärischen Bezeichnungen der im Laufe des Juni von uns abgeschossenen und erbeuteten Flugzeuge angegeben. Es wird dabei ausdrücklich hervorgehoben, daß auch an der Vernichtung der anderen in der Zahl 37 einbegriffenen feindlichen Flugzeuge ein Zweifel nicht bestehen kann.
Die amtliche Mitteilung führt dann die Namen der Besatzungen und die militärischen Bezeichnungen der 22 Flugzeuge an und schließt mit folgenden Sätzen: "Es wird hierbei ausdrücklich bemerkt, daß unter den vorstehend genannten Flugzeugen keines der vor dem 1. Juni abgeschossenen, auch keines der zahlreichen nach dem 30. Juni in unsere Hände gefallenen Flugzeuge sich befindet. Auch sind in dieser Liste die aus den übrigen europäischen Kriegsschauplätzen von uns außer Gefecht gesetzten englischen und französischen Flugzeuge nicht enthalten. Es wäre von außerordentlichem Interesse, wenn unsere Gegner ihrerseits die Liste der von ihnen abgeschossenen und erbeuteten deutschen Flugzeuge veröffentlichen würden." 
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Vergebliche russische Angriffe bei Buczacz

Wien, 13. Juli 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In der Bukowina und südlich des Dnjestr bei unveränderter Lage keine besonderen Ereignisse. 
Westlich und nordwestlich von Buczacz trieb der Feind erneut starke Kräfte zum Angriff gegen die von  General Grafen von Bothmer befehligten verbündeten Truppen vor. Während ein Teil seiner Sturmkolonnen bereits vor unseren Hindernissen zusammenbrach, gelang es einem anderen, in ein schmales Stück unserer Stellungen einzudringen, doch warf auch hier ein ungesäumt einsetzender Gegenstoß deutscher und österreichisch-ungarischer Reserven die Russen wieder hinaus, so daß alle Angriffe des Gegners völlig gescheitert sind. Zahlreiche
russische Gefangene. 
Am Stochod schlugen unsere Truppen beiderseits der von Sarny nach Kowel führenden Bahn einen Angriff ab. Sonst nichts von Belang.
Der russische Generalstabsbericht vom 11. Juli versteigt sich zu der Behauptung, daß die Streitmacht des Generals
Brussilow seit dem Beginn der russischen Offensive 266009 Gefangene eingebracht habe. Obgleich die Unzuverlässigkeit der russischen Berichterstattung längst zur Genüge bekannt ist, sei doch nochmals darauf verwiesen, daß die von den Russen angegebene Gefangenenzahl nahe an die Gesamtstärke jener Truppen unserer Nordostfront heranreicht, die in den vergangenen fünf Wochen in ernstem Kampf gestanden waren.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
An der Front zwischen Brenta und Etsch war die Gefechtstätigkeit gestern wieder lebhafter.
Auf dem Pasubio wurde ein Nachtangriff der Italiener abgewiesen. Im Posinatal unter andauernd starkem Geschützfeuer wiederholte Vorstöße zahlreicher Patrouillen Bei diesen Geschehen wurden ein Offizier und 103 Mann gefangen genommen. Nach äußerst heftiger Artillerievorbereitung griffen gestern nachmittag starke feindliche Kräfte unsere Stellungen im Raume Monte Rasta - Monte Interotto nochmals an. Wie in den Vortagen scheiterten auch diesmal alle Angriffe unter den schwersten Verlusten der Italiener. Auch weiter nördlich waren alle Versuche des Gegners, in unsere Stellung einzudringen, vollkommen fruchtlos.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Unverändert. 

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 13. Juli. (W. B.) 
Das Hauptquartier teilt mit: 
An der Irak- und an der persischen Front keine Unternehmung von Bedeutung.
Kaukasusfront: Auf dem rechten Flügel haben unsere vorgeschobenen Abteilungen starke feindliche Erkundungsabteilungen, auf die sie stießen, zurückgetrieben und nach ihren Hauptstellungen verfolgt. Die Kämpfe im Zentrum haben an einigen Abschnitten an Heftigkeit abgenommen, ohne jedoch zu einem endgültigen Erfolg für einen der Gegner zu führen. Die Kämpfe dauern teils zu unseren Gunsten fort, teils zu Gunsten des Feindes, indem die Vorstellungen, die sehr oft nur einen taktischen Wert haben, bald genommen werden, bald wieder verloren gehen. Auf dem linken Flügel hat sich die Lage nördlich des Tschorok ebenfalls nicht geändert. Hier wurden überraschende Angriffe, die der Feind von Zeit zu Zeit unternimmt, leicht zurückgeworfen. 
Einige Versuche feindlicher Kriegsschiffe, sich gewissen Küstenabschnitten in der Höhe der Dardanellen und den Gewässern von Smyrna zu nähern, wurden durch unser Artilleriefeuer verhindert. 
Ein feindlicher Doppeldecker wurde von einem unserer Flieger verfolgt und mußte bei Tenedos landen. In der Nacht vom 11. zum 12. Juli fand ein Zusammenstoß zwischen einer vor Katia gesichteten feindlichen Kavallerieabteilung und einer unserer Kamelreiterabteilungen statt. Da der Feind sich von allen Seiten überflügelt sah, verzichtete er darauf, sich in einen weiteren Kampf einzulassen. Er flüchtete nach verschiedenen Richtungen und erlitt in unserem Feuer Verluste.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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