Der Weltkrieg am 23. August 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Neue feindliche Stellungen in den Karpathen erstürmt

Großes Hauptquartier, 23. August. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Zwischen Thiepval und Pozières wurden die englischen Angriffe vergeblich wiederholt, nördlich von Ovillers fanden während der Nacht Nahkämpfe statt. Östlich des Foureauxwaldes. ebenso wie bei Maurepas mißlangen feindliche Handgranatenunternehmungen. Die Artillerien entwickeln fortgesetzt große Tätigkeit. 
Südlich der Somme sind bei Estrées kleine Grabenstücke. in denen sich die Franzosen vom 21. August her noch hielten, gesäubert. 3 Offiziere, 143 Mann fielen dabei als Gefangene in unsere Hand. 
Rechts der Maas wiesen wir im Fleuryabschnitt feindliche Handgranatenangriffe ab. Im Bergwalde fanden für uns günstige kleinere Infanteriegefechte statt. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Vom Meere bis zu den Karpathen keine besonderen Ereignisse. Im Gebirge erweiterten wir den Besitz der Stara Wiyczyna durch Erstürmung neuer feindlicher Stellungen, machten 200 Gefangene (darunter einen Bataillonsstab), erbeuteten 2 Maschinengewehre und wiesen Gegenangriffe ab. Beiderseits des Czarny-Czeremosz hatten die russischen Wiedereroberungsversuche keinerlei Erfolg. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Die Säuberung des Höhengeländes westlich des Ostrovosees hat gute Fortschritte gemacht. Wiederholte serbische Vorstöße im Moglenagebiete sind abgewiesen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die englischen Verluste beim letzten Seegefecht in der Nordsee

Ein englisches Schlachtschiff schwer beschädigt

Berlin, 23. August. (Amtlich.)
Die britische Admiralität hat die deutsche amtliche Meldung, daß ein englisches Linienschiff am 19. August durch eines unserer Unterseeboote beschädigt worden sei, als unrichtig bezeichnet. Auf Grund der inzwischen eingegangenen Meldung des betreffenden Unterseebootes wird folgendes bekanntgegeben: 
Das Unterseeboot traf am 19. August in der Abenddämmerung einen aus Schlachtschiffen und Panzerkreuzern bestehenden Teil der englischen Flotte, der von einer größeren Zahl von Kleinen Kreuzern und Zerstörern umgeben war. Es gelang, auf die Schlachtschiffe zu Schuß zu kommen. Das U-Boot fuhr hierbei halb überflutet. Auf dem Turm standen drei Offiziere. Nach dem Auftreffen des Torpedos erhob sich am hinteren Schornstein des letzten Linienschiffes eine etwa 20 Meter breite und 40 Meter hohe Feuersäule, in der der hintere Schornstein weiß-glühend erkennbar war und die etwa eine Minute stehen blieb. Gleichzeitig erfolgte ein heftiger Ausbruch von Kesseldampf. Nach Verschwinden der Feuererscheinung war nur noch der Rumpf des Schiffes ohne Schornstein und Masten zu sehen, während von den Nachbarschiffen noch die volle Silhouette erkennbar war. Der Kommandant hatte den Eindruck, daß der Torpedotreffer - abgesehen von einer schweren Verletzung der Kesselanlagen - einen großen Ölbrand verursacht hatte. 
Vorstehendes ist übereinstimmend von den Offizieren des Unterseebootes beobachtet worden. Danach ist das englische Schlachtschiff durch den Angriff des U-Bootes zum mindesten schwer beschädigt worden.

London, 22. August. (Amtlich.)
Die Admiralität gibt bekannt:
Das Unterseeboot "E 23", aus der Nordsee zurückgekehrt und berichtet, daß es am 19. August morgens auf ein deutsches Schlachtschiff von der "Nassau"- Klasse einen erfolgreichen Torpedoangriff gemacht hat. Der Kommandant des Unterseebootes berichtet, während das Schiff von 5 Zerstörern in beschädigtem Zustande nach dem Hafen zurückgelegt wurde, habe er es wieder angegriffen und mit einem zweiten Torpedo getroffen. Er glaube, das Schiff sei gesunken. Es erübrigt sich festzustellen, daß die bereits widersprochen und heute wiederholte amtliche Berliner Meldung, wonach am Sonnabend ein britischer Zerstörer versenkt und ein britisches Schlachtschiff beschädigt worden sei, gänzlich unbegründet ist.
Notiz des W. T. B.: Die Meldung der britischen Admiralität über Angriffe des englischen Unterseebootes "E 23" auf ein deutsches Linienschiff der "Nassau"- Klasse am 19. August ist insofern zutreffend, als S. M. S. "Westfalen" von dem Unterseeboot bei seinem ersten Angriff getroffen, aber so leicht beschädigt wurde, daß das Schiff gefechts- und manövrierfähig geblieben ist. "Westfalen" wird in kürzester Zeit wieder voll verwendungsbereit sein. Es ist auch richtig, daß das feindliche Unterseeboot nochmals auf das Schiff zu Schuß kam, der Torpedo ging jedoch fehl.
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Glückliche Heimkehr der "Deutschland" aus Amerika

Bremen, 23. August. (Boesmanns Telegraphisches Bureau.)
Die Deutsche Ozean-Reederei G. m. b. H. meldet: "Das erste Handelsunterseeboot "Deutschland" hat heute nachmittag vor der Wesermündung geankert. An Bord alles wohl.
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Eine Explosion auf einem russischen Torpedoboot

Berlin, 23. August.
Wie wir aus Memel erfahren, wurde am 22. d. M. an der kurländischen Küste beobachtet, wie etwa sechs Seemeilen nördlich Klein-Irben ein russisches Torpedoboot vom Typ der neuesten großen Boote durch eine Explosion schwer beschädigt wurde. Das Boot wurde von anderen Torpedobooten nach der Küste von Oesel geschleppt.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 23. August. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Westlich von Moldawa erstürmten deutsche Truppen eine weitere Infanteriestellung der Russen, wobei sie 200 Mann und 2 Maschinengewehre einbrachten. Bei Zabie wurden russische Vorstöße abgeschlagen. Im Gebiet des Kukul stehendes Gefecht. Weiter nördlich bei geringerer Kampftätigkeit und völlig unveränderter Lage keine besonderen Ereignisse. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
An der küstenländischen Front unterhielt die feindliche Artillerie gegen einzelne Räume zeitweise ein lebhafteres Feuer. Die italienischen Flieger entfalteten rege Tätigkeit. Bei Wochein-Feistritz fiel ein Doppeldecker in unsere Hände. Die Insassen wurden gefangengenommen. In Tirol brachte uns eine Unternehmung an der Fleimstalfront 80 unverwundete Gefangene und 2 Maschinengewehre ein.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Im Raume von Valona entwickelt der Feind erhöhte Tätigkeit. Eines unserer Kampfflugzeuge - vom Stabsfeldwebel Arigi geführt - schoß im Kampf mit vier Farmandoppeldeckern zwei ab. Einer liegt nächst der Skumbimündung, der zweite stürzte ins Meer und wurde von einem feindlichen Zerstörer geborgen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der 1. Weltkrieg im August 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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