Der Weltkrieg am 13. September 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

Der deutsche Heeresbericht:

Eine neue Schlacht nördlich der Somme

Deutsche Truppen in Hermannstadt

Großes Hauptquartier, 13. September.
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Kronprinzen Rupprecht von Bayern:
Von neuem ist die Schlacht nördlich der Somme entbrannt. Unsere Truppen stehen zwischen Combles und der Somme in schwerem Ringen; die Franzosen sind in Bouchavesnes eingedrungen. Die Artilleriekämpfe nehmen auf beiden Seiten des Flusses mit großer Heftigkeit ihren Fortgang. 
Front des Deutschen Kronprinzen: 
Rechts der Maas sind französische Angriffe im Thiaumontabschnitt und an der Souvilleschlucht blutig gescheitert.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Die Lage ist unverändert. Kleinere russische Vorstöße wurden nördlich der Dwetenmündung und bei Garbunowka (nordwestlich von Dünaburg) abgewiesen.
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl:
In den Karpathen setzten die Russen auf der Front von Smotrec (Südwestlich von Zabie) bis zur Goldenen Bistritz zu einem einheitlichen Massenstoß an. Sie wurden überall unter größten Verlusten von unseren tapferen, unter dem Befehl des Generals v. Conta stehenden Truppen abgeschlagen. In Siebenbürgen sind deutsche Truppen im Abschnitt von Hermannstadt (Nagy Szeben) und sudöstlich von Hötzing (Hatszeg) mit den Rumänen in Gefechtsfühlung getreten.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Die Bewegungen in der Dobrudscha vollziehen sich planmäßig. 
An der mazedonischen Front keine Ereignisse von besonderer Bedeutung.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
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Abermaliger Fliegerangriff auf Constanza

Berlin, 13. September. 
Am 11. September griffen deutsche Seeflugzeuge vor Constanza und südlich davon russische Seestreitkräfte an. Auf einem Linienschiff, einem U-Boot und einigen Zerstörern wurden einwandfreie Treffer beobachtet. Sämtliche Flugzeuge kehrten unbeschädigt zurück. 
Am 12. September unternahmen mehrere unserer Seeflugzeuggeschwader im Rigaischen Meerbusen einen Angriff auf feindliche Seestreitkräfte. Es wurden mehrere einwandsfreie Treffer erzielt, ein feindlicher Zerstörer zum sofortigen Sinken gebracht. Trotz heftiger Beschießung sind alle Flugzeuge unversehrt zurückgekehrt.
1)

 

Das IV. griechische Armeekorps begibt sich unter deutschen Schutz

Berlin, 13. September. (Amtlich.)
Nachdem deutsch-bulgarische Truppen durch den Angriff Sarrails sich gezwungen gesehen hatten, im Gegenangriff in Griechisch-Mazedonien einzumarschieren, stand hinter dem bis zum Strumafluß vorgedrungenen linken bulgarischen Flügel das 4. griechische Armeekorps, Gewehr bei Fuß, in den drei Städten Seres, Drama und Kawala.
Die Maßnahmen der Entente zielten darauf ab, diese griechischen Truppen auf ihre Seite zu zwingen oder ihnen ein ähnliches Los zu bereiten wie den in Saloniki vergewaltigten Teilen der 11. griechischen Division. Die freie Verbindung mit Athen war unterbunden; der Verkehr mit den Behörden in der Heimat wurde von der Entente beaufsichtigt und nach Belieben verweigert.
Der kommandierende General des 4. griechischen Armeekorps in Kawala, treu dem Willen seines Kriegsherrn und der gesetzmäßigen Regierung, an der Neutralität festzuhalten, hat sich angesichts der unhaltbaren Lage der ihm anvertrauten Truppen, bedroht von Hunger und Krankheiten, gezwungen gesehen, selbständig zu handeln, und am 12. September die deutsche Oberste Heeresleitung gebeten, seine braven, königs- und regierungstreuen Truppen vor dem Drucke der Entente in Schutz zu nehmen und ihnen Unterkunft und Verpflegung zu gewähren. Diesem Ansuchen wird entsprochen werden.
Um jeder Verletzung der Neutralität vorzubeugen, ist mit dem kommandierenden General vereinbart worden, die griechischen Truppen, voll bewaffnet und ausgerüstet, als Neutrale in Unterkunftsorte in Deutschland zu überführen. Sie werden hier Gastrecht genießen, bis ihr Vaterland von den Eindringlingen der Entente verlassen sein wird.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreicher Fliegerangriff auf Venedig

Wien, 13. September. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront   des  Generals   der  Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Der von den Russen gegen unsere Karpathenfront zwischen dem Smotrec (südlich Zabie) und der Goldenen Bistritz geführte einheitliche Massenangriff scheiterte an dem tapferen Widerstand der Verteidiger unter für den Feind überaus schweren Verlusten. 
In Ostgalizien keine Ereignisse. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Außer mäßigem Artillerie- und Minenwerferfeuer nichts von Belang.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
An der Isonzofront hält das feindliche Artilleriefeuer an. Zwischen Etsch und Astachtal ist ziemliche Ruhe eingetreten. An der Vojusa zeitweise lebhaftes Geplänkel.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Bei den k. und k. Truppen keine Veränderung.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
In der Nacht vom 12. auf den 13. hat ein Seeflugzeuggeschwader Bahnhofsanlagen und militärische Objekte von Cervignano mit zahlreichen Bomben gut belegt. Zwei größere Brände, eine heftige Explosion in einem Objekt und mehrere Volltreffer in der Bahnhofsanlage wurden erzielt. Ein anderes Seeflugzeuggeschwader hat in der gleichen Nacht den Kriegshafen Venedig angriffen. Es wurden Volltreffer schwerster Bomben im Arsenal, in den Docks, bei den Gasometern, im Fort Alberone und in den Werftanlagen von Chioggia beobachtet, in Chioggia auch mehrere Brände. Beide Seeflugzeuggeschwader sind trotz heftigster Beschießung unversehrt zurückgekehrt. 

 Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 13. September. 
An der rumänischen Front längs der Donau herrscht Ruhe. Das Vorrücken unserer Truppen in der Dobrudscha dauert fort. Der Kommandant der IV. Armee meldet ergänzend: 
Unsere Offiziere, die gestern aus Silistria, Tutrakan und Umgebung zurückkehrten und Augenzeugen der dortigen Ereignisse waren, berichten, daß die rumänischen Truppen während ihres schmählichen Rückzuges haarsträubende Ausschreitungen an der friedfertigen, wehrlosen bulgarischen Bevölkerung verübt haben. Es wurde die Leiche eines minderjährigen Mädchens gefunden, in zwei Teile zerrissen. Die Untat geschah wahrscheinlich, nachdem das Kind vergewaltigt worden war. An diesen Scheußlichkeiten der geschlagenen rumänischen Truppen haben auch einzelne russische Abteilungen teilgenommen, die sich in Silistria befanden.
Mazedonische Front: 
Gestern starkes beiderseitiges Artillerie- und Infanteriefeuer beim Ostrowosee. Im Moglenagebiet verstärktes Artillerie- und Infanteriefeuer und Minentätigkeit. An einzelnen Stellen versuchte der Feind vorzudringen, wurde jedoch durch Feuer zurückgewiesen. Im Vardartal und am Dojransee lebhaftes Artilleriefeuer. Beim Butkowowsee sind zwei italienische Bataillone, eine Eskadron und eine Batterie vom Dorfe Butkowow gegen Butkowow-Dsimaja vorgerückt. Unsere dort befindlichen Abteilungen griffen sie energisch an und jagten sie in die Flucht. Von unseren Truppen verfolgt, zog sich der Gegner gegen das Dorf Butkowow zurück. Es wurden gefangen 1 Offizier, 1 Offiziersaspirant und 87 Mann. Bisher wurden bestattet 2 Offiziere und mehr als 70 Mann. Erbeutet wurden 200 Gewehre. Dies ist die zweite Begegnung mit den Italienern. Im Strumatale spärliches Artilleriefeuer. 
An der ägäischen Küste kreuzt wie gewöhnlich die feindliche Flotte.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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