Der Weltkrieg am 15. September 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Französische Durchbruchsversuche gescheitert

Erfolgreiche Kämpfe in der Dobrudscha - Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen gefallen

Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen
Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen

Großes Hauptquartier, 15. September. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Mit gleicher Heftigkeit wie an den vorangegangenen Tagen ging der Artilleriekampf zwischen der Ancre und der Somme weiter. Der Versuch erheblicher englischer Kräfte, unsere südlich von Thiepval vorgebogene Linie durch umfassenden Angriff zu nehmen, ist mißlungen. Starke, tapfer durchgeführte französische Infanterieangriffe, durch überaus nachhaltiges Trommelfeuer vorbereitet, zielten auf einen Durchbruch zwischen Rancourt und der Somme hin. Sie scheiterten unter schweren blutigen Verlusten. Das Gehöft Le Priez (westlich von Rancourt) ist vom Gegner besetzt. Östlich von Belloy und südlich von Soyecourt wurden Teilangriffe abgeschlagen. 
In erfolgreichen Luftkämpfen haben Hauptmann Bölcke und Leutnant Wintgens je zwei feindliche Flugzeuge abgeschossen. 
Heeresgruppe Kronprinz: 
Es wurde nachträglich gemeldet, daß am 13. September westlich der Souvilleschlucht Teile unserer vorderen Linie verloren gingen. In hartem, nachts fortgesetztem Kampfe ist der Feind wieder hinausgeworfen. Am Abend brach ein starker französischer Angriff vor unserer Front Thiaumont-Fleury völlig zusammen. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Am Narajowka-Abschnitt und östlich davon waren Unternehmungen deutscher und türkischer Abteilungen erfolgreich. In den Karpathen wurden am Westhange der Cimbroslawa Wk. bis in unsere Linie vorgedrungene Russen wieder geworfen; ebenso wurde ein in den gestern geschilderten Kämpfen westlich des Capul in Feindeshand gefallener Teil der Stellung zurückerobert. 
In Siebenbürgen stehen deutsche und österreichisch-ungarische Truppen südöstlich von Hötzing (Hatszeg) in günstigem Kampfe.
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Die verbündeten Truppen haben in frischen Angriffen den Widerstand des Feindes mehrfach gebrochen und ihn in die allgemeine Linie Cusgun-Cara Omer zurückgeworfen. 
Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen ist bei Cara Orman gefallen. 
Die Zahl der in den einleitenden Kämpfen und bei Erstürmung von Tutrakan gemachten Gefangenen beträgt nach den nunmehrigen Feststellungen rund 28000 Mann. 
Mazedonische Front: 
Nach heftigem Kampfe ist die Malke Nidze (östlich  von Florina) an den Gegner verloren gegangen. Im Moglenagebiet sind feindliche Angriffe abgeschlagen. Östlich des Wardar wurden englische Abteilungen, die sich in vorgeschobenen deutschen Stellungen festgesetzt hatten, wieder hinausgeworfen.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
1)

 

Entscheidender Sieg in der Dobrudscha

Berlin, 15. September. (Amtlich.)
Seine Majestät der Kaiser sandte heute nachstehendes Telegramm an Ihre Majestät die Kaiserin:
Generalfeldmarschall von Mackensen meldet mir soeben, daß bulgarische, türkische und deutsche Truppen in der Dobrudscha einen entscheidenden Sieg über rumänische und russische Truppen davongetragen haben.

Wilhelm.1)

 

Generalleutnant Freiherr v. Freytag-Loringhofen Chef des Stellvertretenden Generalstabes


Generalleutnant v. Freytag-Loringhoven

Berlin, 15. September.
Der bisherige Generalquartiermeister Generalleutnant Freiherr v. Freytag-Loringhoven ist durch Allerhöchste Kabinettsorder vom 12.September zum Chef des Stellvertretenden Generalstabes der Armee ernannt worden.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Neue Offensive der Italiener im Karst-Gebiet

Wien, 15. September. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front gegen Rumänien: 
Der Angriff der verbündeten Truppen im Raume südöstlich von Hatszeg ist im günstigem Fortschreiten. Östlich von Fogaras haben die Rumänen die Vorrückung über den Altfluß aufgenommen. 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Im Cibotal sind die Kämpfe zu unseren Gunsten entschieden. Außer erfolgreichen Patrouillenunternehmungen keine Ereignisse.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Zwischen der Lipa und der Bahn Kowel-Rowno erhöhte Artillerietätigkeit. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die Italiener haben eine neue Offensive begonnen. Vorläufig richten sie ihre Anstrengungen hauptsächlich gegen die Karsthochfläche.   Dort steigerte sich gestern das Artillerie- und Minenfeuer zu höchster Gewalt. Nachmittags gingen an der ganzen Front zwischen der Wippach und dem Meere starke feindliche Infanteriekräfte tiefgegliedert zum Angriff vor. Hierauf entwickelten sich heftige Kämpfe. Vermochte der Feind auch stellenweise in unsere vordersten Gräben einzudringen und sich da und dort zu behaupten, so ist doch sein erster Ansturm als gescheitert zu betrachten. Nördlich der Wippach bis in die Gegend von Plava war das Artilleriefeuer auch sehr lebhaft, ohne daß es hier zu nennenswerten Infanteriekämpfen kam. An der Fleimstalfront hält der Geschützkampf an. Mehrere Angriffe italienischer Abteilungen bis zur Stärke eines Bataillons gegen den Fassaner Kamm wurden abgewiesen. Bei einem solchen Angriff westlich der Cima di Valmaggiore machten unsere Truppen 60 Alpini zu Gefangenen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Lage unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
In der Nacht vom 13. auf den 14.September hat eines unserer Seeflugzeuggeschwader militärische Objekte in Grado, ein zweites Flugzeuggeschwader die Bahnhofsanlagen und andere militärische Objekte in San Giorgio di Nogara sehr erfolgreich mit Bomben belegt; es wurden mehrere Volltreffer und große Brände beobachtet. Trotz heftigster Beschießung sind alle Flugzeuge wohlbehalten zurückgekehrt. In der Nacht vom 13. auf den 14. d. M. hat ein Seeflugzeuggeschwader die Batterien und militärischen Objekte von Valona mit Bomben im Gesamtgewicht von 1 1/2 Tonnen sehr wirkungsvoll belegt. Es wurden zahlreiche Treffer erzielt und ausgedehnte Brände hervorgerufen. Trotz heftigstem Abwehrfeuer kehrten alle Flugzeuge unversehrt zurück. Am 14. nachmittags hat ein Seeflugzeuggeschwader auf eine Bakterie am unteren Isonzo und die vom Feinde besetzten Adria-Werke bei Monfalcone erfolgreich Bomben abgeworfen und kehrte unversehrt zurück. 

 Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Die Beute aus den Kämpfen in der Dobrudscha

Sofia, 15 September. 
Rumänische Front: 
Am Donauufer Ruhe, nur die Festung Tutrakan wurde von der feindlichem Artillerie ohne jedes Ergebnis bombardiert.
Dobrudschafront: 
Seit dem 12. September halten unsere Truppen heftige Kämpfe zu führen gegen die vereinigten feindlichen Streitkräfte, bestehend aus russischen, rumänischen und serbischen Truppen. Die große Schlacht in der Linie: Alinosee, Dorf Paraschioi-Dorf Abtaat-Musbej-Kara Omer endigte am 14. September mit der vollständigen Vernichtung des Feindes. Der auf der ganzen Linie zurückweichende Feind wurde von unseren Truppen energisch verfolgt. Die Zahl der Gefangenen und die Trophäen werden jetzt festgestellt. An diesen Kämpfen haben - wie festgestellt wurde - teilgenommen die 2., 5., 9. und 19. rumänische Division. die 61. russische Infanteriedivision, eine gemischte russisch-serbische Infanteriedivision und drei russische Kavalleriedivisionen. Aus Gefangenenaussagen geht hervor, daß am Tutrakaner Brückenkopf gefangengenommen wurden die 15. und 17. rumänische Division, und zwar das 34., 36., 74., 75., 76., 79. und 80. Infanterieregiment, ferner ein gemischtes Regiment und das 2. Grenzinfanterieregiment, alles in allem 9 Regimenter. Ferner das 5. Haubitzenregiment und das 3. Festungsartillerieregiment, sowie die ganze in Tutrakan befindliche Festungsartillerie. Bis jetzt wurden als in Tutrakan gefangen im ganzen festgestellt 462 Offiziere, darunter die Brigadekommandeure, Obersten Raschkanu und Marschescu, 4 Ärzte, 5 Kapellmeister, ferner 25000 Soldaten. Der Chef der 15. Division, General Grigorescu, ist nach Gefangenenaussagen entflohen, der Chef der 17. Division, Todorescu, in der Donau ertrunken. Als Trophäen wurden eingebracht: 2 Fahnen, 100 Geschütze, 62 Maschinengewehre und vieles andere Kriegsmaterial. Bei den Kämpfen bei Kurdbanar, Dobritsch und Silistria wurden noch 15 Offiziere, 3000 Soldaten gefangengenommen und 30 Geschütze erbeutet, also alles in allem seit Beginn des Krieges bis zum 12. September einschließlich 522 Offiziere und Ärzte und 28000 unverwundete Soldaten, 2 Fahnen, 130 Geschütze, 62 Maschinengewehre und vieles andere Kriegsmaterial.
Mazedonische Front: 
Im Westen und Südwesten des Ostrowosees wird heftig gekämpft. Es wurden bedeutende feindliche Kräfte festgestellt, unter ihnen im Moglenatal russische Regimenter. Die Kämpfe werden beiderseits mit großer Heftigkeit geführt. In Gegenangriffen schlugen unsere Truppen alle Angriffe zurück und brachten dem Gegner große Verluste bei. Am rechten Vardarufer Ruhe, am linken heftiges Artilleriefeuer. Bei einem Angriff in der Richtung aus dem Dorfe Schimnu gelang es den Engländern, vorübergehend in einen Schützengraben einzudringen, sie wurden aber alsbald wieder hinausgeworfen und ihre früheren Stellungen wieder einzunehmen gezwungen. An der Front der Delasitzer Planina und Struma schwaches Artilleriefeuer.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1916

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com