Der Weltkrieg am 3. Oktober 1916

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Flandern 1. Weltkrieg: Der Marktplatz des zerstörten Ortes Lombartzyde
Der Marktplatz des zerstörten Ortes Lombartzyde (Flandern)

Der deutsche Heeresbericht:

Allgemeiner Angriff der Russen bei Luck abgeschlagen

Fortdauer der Schlacht an der Somme - Die rumänische Pontonbrücke über die Donau zerstört

Großes Hauptquartier, 3. Oktober. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Armee des Generalfeldmarschalls Herzogs Albrecht von Württemberg: 
Bei Lombartzyde nahe der Küste brachten unsere Matrosen von einer erfolgreichen Patrouillenunternehmung 22 gefangene Franzosen mit.
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Die Schlacht nördlich der Somme ging unter andauernd gewaltigem beiderseitigen Artillerieeinsatz weiter. Nördlich von Thiepval und nordwestlich von Courcelette entrissen wir den Engländern einzelne Grabenstücke, in denen sie sich eingenistet hatten, und erbeuteten mehrere Maschinengewehre. Besonders erbittert wurde zwischen Le Sars und der Straße Ligny-Thilloy-Fleurs gekämpft. Mit schwersten Opfern erkauften die Engländer hier einen geringen Geländegewinn beiderseits des Gehöftes Eaucourt l´Abbaye. Zwischen Gueudecourt und Morval hielt unsere Artillerie nach Abwehr von vier am frühen Morgen aus Lesboeufs vorbrechenden Angriffen die feindliche Infanterie in ihren Sturmstellungen nieder. Starke französische Angriffe an und westlich der Straße Sailly-Rancourt sowie gegen den Wald St. Pierre Vaast gelangten zum Teil bis in unsere vorderste Verteidigungslinie; sie ist im Nahkampf wieder gesäubert. Südlich der Somme verschärfte sich der Artilleriekampf an der Front beiderseits von Vermandovillers zeitweise erheblich. Ein französischer Angriffsversuch erstickte im Sperrfeuer. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Von der Heeresgruppe des Generals v. Linsingen wird gemeldet: "Der erwartete allgemeine Angriff westlich von Luck gegen Truppen des Generalleutnants Schmidt von Knobelsdorf und die Gruppe des Generals v. d. Marwitz - Armee des Generalobersten v. Tersztyansky - setzte heute (am 2. Oktober) nach außerordentlich heftiger Artillerievorbereitung ein. Von 9 Uhr vormittags ab brach der Angriff los. Unter rücksichtslosestem Menschenverbrauch stürmten die russischen Korps bis zu zwölf Malen, die beiden Gardekorps sogar siebzehnmal an. Das kürzlich bei Korytnika schwer geschlagene IV. Sibirische Armeekorps ist augenscheinlich aus der feindlichen Linie verschwunden. Alle Angriffe brachen unter durchweg ungewöhnlich hohen blutigen Verlusten des Gegners zusammen. Wo feindliche Abteilungen in völlig zerschossene Gräben eindringen konnten, so nördlich von Jaturcy, wurden sie durch Gegenstoß sofort hinausgeworfen. Wiederholt trieb die russische Artillerie durch Feuer auf die eigenen Gräben die Truppen zum Sturm oder suchte die zurückflutenden Angriffswellen zur Umkehr zu zwingen. Es ist festgestellt, daß der vorübergehend in einzelne Gräben eingedrungene Feind unsere dort zurückgebliebenen Verwundeten ermordete. Unsere Verluste sind verhältnismäßig gering." Der Erfolg des Gegenangriffs nördlich von Graberka wurde noch erweitert. Die Zahl der eingebrachten Gefangenen erhöht sich auf 41 Offiziere, 2578 Mann, die Beute beträgt 13 Maschinengewehre. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
In Fortsetzung ihres Angriffs am östlichen Zlota Lipa-Ufer gelang es den Russen, bis zur Lisoniahöhe (süd-östlich von Brzezany) vorzudringen. Sie sind von deutschen, österreichisch-ungarischen und türkischen Truppen wieder zurückgeworfen. Nördlich des Dnjestr gelang ein kurzer Vorstoß einer deutschen Abteilung.
Kriegsschauplatz in Siebenbürgen: 
In der Gegend von Bekokten (Baranykut) nördlich von Fogaras stießen vorgehende deutsche und österreichisch-ungarische Truppen auf überlegene rumänische Kräfte, vor deren Angriff sie sich wieder zurückzogen. An der Grenze westlich des Roten Turm-Passes versuchten die Rumänen unsere Postenkette zu durchbrechen. Kleine Kämpfe sind dort im Gange. Im Hötzinger (Hatszeger) Gebirge wurden feindliche Angriffe abgeschlagen. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Im Rücken der südlich von Bukarest über die Donau gegangenen rumänischen Truppen zerstörten österreichisch-ungarische Monitoren die über den Strom geschlagene Pontonbrücke. Die gestern auf breiter Front an der allgemeinen Linie Cobadinu-Topraisar-Tuzla wiederholten feindlichen Angriffe sind abermals an dem Widerstand der tapferen bulgarischen und türkischen Truppen gescheitert. Es wurden über 100 Gefangene gemacht. 
Mazedonische Front: 
Der Angriff gegen die nordwestlich des Tahinossees über den Struma vorgegangenen Engländer hat Fortschritte gemacht. 

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
1)

 

Die U-Boot-Beute

Berlin, 3. Oktober. 
In der Zeit vom 20. bis 29. September sind in der Nordsee und im englischen Kanal außer den bereits bekanntgegebenen 11 englischen Fischdampfern und 4 belgischen Seeleichtern 35 feindliche Fahrzeuge mit rund 14 600 Tonnen (darunter 27 Fischerfahrzeuge) durch unsere U- Boote versenkt und 31 Gefangene eingebracht worden.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die vergeblichen Anstürme der Russen in Wolhynien

Wien, 3. Oktober. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front gegen Rumänien: 
Bei Petroseny und im Bereich des Veres Toronyer (Roten Turm-) Passes wurden rumänische Vorstöße abgeschlagen. Bei Baranykut (Bekokten) traf eine Gruppe deutscher und österreichisch-ungarischer Kräfte auf einen starken rumänischen Gegenstoß, der die Verbündeten etwas zurückdrückte. 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Nördlich von Bohorodczany scheiterte ein Übergangsversuch der Russen über die Bystryca-Solotwinska. Südöstlich von Brzezany machte der Feind die größten Anstrengungen, sich in den Besitz der Höhe Lysonia zu setzen; er wurde in erbitterten Kämpfen zurückgewiesen. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
In Wolhynien brach gestern nach einem durch die feindlichen Niederlagen vom 27. und 28. September erzwungenen Aufschub ein neuer russischer Ansturm gegen die Armee des Generalobersten v. Tersztyansky los. Nach mehrstündigem Trommelfeuer warf der Feind seine Massen gegen die zwischen Swiniuchy und Zaturcy stehenden österreichisch-ungarischen und deutschen Streitkräfte. Im Raume von Swiniuchy rannte der Feind siebzehnmal Sturm, süd-westlich von Zaturcy bis zu zwölf Malen. Auch nördlich von Zaturcy breitete sich der Kampf aus. An allen Teilen der angegriffenen Front konnte beobachtet werden, welch reichen Gebrauch der Feind von seinem Geschützfeuer gegen die eigenen Gräben und gegen seine zurückflutenden Regimenter machte. Die Gefangenen sagen aus, es sei allen Truppen aufgetragen worden, Wladimir -Wolinsk um jeden Preis zu gewinnen. Die aufgefüllten russischen Garden wurden abermals hingeopfert, zum dritten Male in einer kurzen Spanne Zeit. Aber alle Opfer waren vergebens. Die Russen wurden überall zurückgeschlagen. Unsere Stellungen sind restlos in unserem Besitz. Der Feind hat sich eine neue schwere Niederlage geholt. Die Zahl der in den letzten Tagen südlich von Brody eingebrachten Gefangenen beträgt 41 Offiziere, unter ihnen 1 Oberst, und 2578 Mann.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die Höhen östlich Görz und die Karsthochfläche stehen andauernd unter lebhaftem Feuer. An der Fleimstalfront hat der Feind seine Angriffstätigkeit wieder aufgenommen. Unsere Stellungen beiderseits des Travignolotales und mehrere Abschnitte des Fassaner Kammes wurden von der italienischen Artillerie stark beschossen. Bersaglieri griffen den Colbricon Piccolo wiederholt an, vermochten das letztemal auch in die zerschossenen Verteidigungsanlagen einzudringen, wurden aber durch Gegenangriff wieder geworfen. Auch ein feindlicher Nachtangriff gegen den Passo di Val maggiore scheiterte.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts von Bedeutung.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Die Donau-Insel Malak Kalafat von den Bulgaren besetzt

Sofia, 3. Oktober. 
Mazedonische Front: 
Westlich und östlich von Lerin (Florina) lebhafte Artillerietätigkeit ohne Infanteriegefechte. Im Tal der Moglenitza Feuer der Artillerie, der Infanterie und von Maschinengewehren. Beiderseits vom Wardar schwaches Artilleriefeuer, stärkeres südlich vom Dojransee und am Fuße der Belasitza Planina. An der Strumafront Ruhe. Beiderseits heftiges Artilleriefeuer und andauernd hartnäckige Gefechte bei Karadschaköj. Ruhe an der Ägäischen Küste. 
Rumänische Front: 
An der Donaufront haben wir die Insel Malak Kalafat gegenüber von Widdin besetzt und Hafen, Bahnhof und Kasernen von Kalafat mit Erfolg beschossen. Beim Dorfe Gigiciu haben wir eine feindliche Gruppe, die dabei war, sich zu verschanzen, durch Geschützfeuer zerstreut. Bei dem Dorfe Rjahovo gelang es dem Feinde, eine Brücke zu schlagen, mittels deren er starke Truppenteile herüberzuführen vermochte; österreichische Monitoren haben die Brücke zerstört. - In der Dobrudscha wurde ein Angriff des Feindes auf unsere Truppen in der Linie Beschaul-Anzatscha-Perveli durch unser Feuer aufgehalten, und ein Gegenangriff der Truppen unseres rechten Flügels endigte mit der Zurückwerfung des Feindes in seine alten Stellungen und mit Vernichtung eines feindlichen Bataillons, dessen Überbleibsel, 2 Offiziere und 100 Mann, gefangengenommen wurden. An der übrigen Front schwaches Geschützfeuer und Patrouillengefechte. 
An der Küste des Schwarzen Meeres bat am 1. Oktober ein feindliches Torpedoboot die Stadt Mangalia erfolglos beschossen.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 3. Oktober. 
Amtlicher Bericht vom 3. Oktober: 
Kaukasusfront: Patrouillengefechte von geringer Bedeutung; wir haben einige Gefangene gemacht. 
Am 1. Oktober haben unsere Truppen an der Dobrudschafront einen feindlichen Angriff in der Umgebung von Amuzacea erfolgreich abgeschlagen.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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