Der Weltkrieg am 5. Oktober 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der Kaiser bei den Truppen des Generals v. Linsingen

Kaiser Wilhelm II.

Kaiser Wilhelm II.

Berlin, 5. Oktober. 
Seine Majestät der Kaiser hat sich an die Ostfront zu den Truppen des Generalobersten v. Linsingen begeben, gegen die sich der Hauptangriff der Russen richtet.
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Der deutsche Heeresbericht:

Rückzug der zweiten rumänischen Armee

Die neuen Kämpfe an der Somme - Erneute russische Angriffe bei Luck abgeschlagen

Großes Hauptquartier, 5. Oktober. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Auf dem Schlachtfelde nördlich der Somme wuchs die starke Artillerietätigkeit von den Infanterieangriffen der Gegner zur größten Heftigkeit an. An den meisten Stellen blieb die zum Sturm angetretene feindliche Infanterie bereits in unserem Feuer liegen. So brach ein englischer Angriff zwischen dem Gehöft Mouquet und Courcelette völlig zusammen; so gelangte der zwischen Courcelette und Eaucourt l´Abbaye vorbrechende Gegner nur bei Le Sars bis in unsere Stellungen, wo die englische Infanterie mit schweren Verlusten der unsrigen im Handgemenge unterlag; so scheiterte auch ein über die Linie Rancourt - Bouchavesnes geführter französischer Angriff vor unseren Linien. Zwischen Fregicourt und Rancourt wurde am gestrigen Morgen heftig gekämpft; hier haben wir einzelne Graben verloren.
Heeresgruppe Kronprinz: 
Beiderseits der Maas lebhafte Artilleriekämpfe. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
An der Stochodfront mehrere vergebliche Vorstöße schwächerer feindlicher Abteilungen. Immer wieder erneuerten die Russen ihre wütenden Angriffe westlich von Luck. Sie haben nichts erreicht. Jedesmal wurden ihre Angriffswellen von der Artillerie, der Infanterie und Maschinengewehren zusammengeschossen. Nur nördlich von Zubilno drangen schwache Teile bis in unsere Stellung vor, aus der sie sofort wieder geworfen wurden. 
Unsere Flieger, die auch an den vorangegangenen Tagen durch erfolgreiche Angriffe auf Lager, Truppenbereitstellungen und Bahnanlagen den Gegner geschädigt hatten, setzten gestern durch Abwurf zahlreicher Bomben den Bahnhof Rozyszcze und die in seiner Nähe liegenden Etappeneinrichtungen in Brand. 
Kriegsschauplatz in Siebenbürgen: 
Westlich von Parajd wurden mehrmalige rumänische Angriffe abgeschlagen. Die noch am 2. Oktober in der Gegend von Bekokten (Baranykut) zum Angriff übergegangene rumänische 2. Armee ist am Alttale hinter die Sinca gewichen und befindet sich auch weiter nördlich im Rückzuge. Nach den vergeblichen verlustreichen Anstrengungen im Hötzinger (Hatszeger) Gebirge beiderseits des Strell- (Sztrigy-) Tales zieht sich der Gegner auf die Grenzhöhen zurück. Bei Orsowa an der Donau gewann ein rumänischer Vorstoß Boden. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Feindliche Angriffe östlich der Bahn Cara-Orman-Cobadinu sind wie am 2. Oktober abgeschlagen. 
Mazedonische Front: 
Die Höhe der Nidze Planina wird vom Feinde gehalten. Sonst ist die Lage vom Prespasee bis zum Struma unverändert. Im fortdauernden Kampfe am linken Strumaufer ging das Dorf Jeniköj wieder verloren.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Donau-Flottille bei der Zurücktreibung der Rumänen über die Donau

Wien, 5. Oktober. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front gegen Rumänien: 
In der Gegend von Orsowa wurden unsere Truppen in westlicher Richtung zurückgedrängt. Südlich von Petroseny weicht der Feind gegen die Grenzpässe. Die bei Fogaras vordringenden verbündeten Streitkräfte sind über die Stadt hinausgerückt. Von der siebenbürgischen Ostfront ist außer der Abwehr eines starken rumänischen Angriffs bei Szovata nichts zu melden. 
Das Ergebnis des von der Entente mit gewohnter Aufmachung verkündigten Vorstoßes der Rumänen über die untere Donau ist aus den Berichten der verbündeten Generalstäbe bekannt. Der Feind verließ den bulgarischen Boden rascher, als er ihn zu betreten vermocht hatte. Bei dem Verlauf dieser Ereignisse war das entschlossene, tapfere Eingreifen unserer braven Donau-Flottille von ausschlaggebender Bedeutung. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
In Wolhynien blieben auch gestern alle Anstrengungen des Feindes, die Linien der 4. Armee ins Schwanken zu bringen, völlig erfolglos. Die Russen erlitten schwere Verluste. Am unteren Stochod unternahm der Gegner mit gleichem Mißerfolg schwächlichere Vorstöße.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Auf der Karsthochfläche ist die Artillerieschlacht in vollem Gange. Stellenweise versuchte die feindliche Infanterie zum Angriff anzusetzen; unser Geschützfeuer hielt sie jedoch nieder. An der Fleimstalfront dauern die Geschützkämpfe fort; die Lage blieb unverändert. 
Am Cimone haben unsere Truppen in der Zeit vom 23. September bis 2. Oktober 35 Italiener aus der Verschüttung geborgen. Im ganzen wurden 482 Gefangene eingebracht, 6 Maschinengewehre, 3 Minenwerfer und viele Gewehre erbeutet.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
In Albanien nichts von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
Am 4. abends hat ein Seeflugzeuggeschwader die feindliche Seeflugstation bei Grado, dann militärische Objekte in Monfalcone, San Canziano und Staranzano mit schweren, mittleren und leichten Bomben mit sehr gutem Erfolge belegt. Die Flugzeuge sind trotz heftiger Beschießung alle unversehrt eingerückt. 

  Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 5. Oktober. 
Mazedonische Front: 
Von der Front zwischen dem Prespasee und dem Wardar wird keine Änderung in der Lage gemeldet. Stellenweise lebhafte Artillerietätigkeit. Östlich des Wardar Ruhe. Am Fuße des Belasitzagebirges keine Änderung. Die feindliche Artillerie beschoß wirkungslos den Bahnhof von Poroj, wurde aber durch unser Feuer bald zum Schweigen gebracht. 
An der Strumafront Artillerie-, Infanterie- und Maschinengewehrfeuer. Der Versuch eines feindlichen Bataillons, vom Brückenkopf Orljak gegen die Ortschaft Nevolen vorzurücken, scheiterte in unserem Artilleriefeuer. 
Rumänische Front: 
Längs der Donau Ruhe. Die Landungsoperation des Feindes beim Dorfe Rjahovo ist vollkommen zurückgeschlagen worden und es befindet sich kein einziger rumänischer Soldat mehr auf unserem Ufer. In den meisten Dörfern, die der Feind besetzt hatte, verübten die rumänischen Truppen Mordtaten, Vergewaltigungen, Brandstiftungen usw., Schandtaten für eine Nation, die den Anspruch darauf erhebt, eine Kulturnation zu sein. 
In der Dobrudscha sind alle Anstrengungen des Feindes, gegen unsere Stellungen auf der Linie Karabadza-Sofular-Anzatscha-Perveli vorzurücken, in unserem Feuer und infolge unserer Gegenangriffe gescheitert. Mehrere nächtliche Angriffe des Feindes sind gleichfalls gescheitert. Auf der übrigen Front lebhafte Artillerietätigkeit. 
An der Küste des Schwarzen Meeres griffen unsere Seeflugzeuge auf der Höhe von Mangalia ein feindliches Kriegsschiff mit Bomben an und zwangen es zum schleunigen Rückzug.

 

Der türkische Heeresbericht:

Eroberung von Ispahan durch die Bachtiaren

Konstantinopel, 5. Oktober. 
Heeresbericht vom 4. Oktober. 
In Persien haben sich die Bachtiaren, gestützt auf die siegreichen Befreiungskämpfe der osmanischen Armee im heiligen Krieg, gegen die Russen erhoben und die Stadt Ispahan vom Feinde befreit. Zahlreiche Sturmangriffe, die die Russen seit einer Woche gegen die Ortschaft Bidschar (110 km nordwestlich Hamadan) unternahmen, wurden vollständig zurückgeschlagen. Der Feind wurde entscheidend geschlagen und ergriff die Flucht. Außer zahlreichen Toten und Verwundeten hat der Feind eine Menge Kisten mit Munition, eine große Anzahl Waffen und viel Kriegsgerät verloren. Russische Angriffe gegen Kianirech (30 Kilometer nördlich Revanduz) endeten mit einer Niederlage der Russen. Die Russen wurden verjagt. 
An der Kaukasusfront im allgemeinen Scharmützel. Wir machten einige Gefangene. Am linken Flügel wurde ein russischer Angriff abgeschlagen. 
An der ägyptischen Front überflogen drei feindliche Flugzeuge am 2. Oktober El Arisch und versuchten, dort Bomben abzuwerfen. Sie wurden durch unser Abwehrfeuer zur Flucht gezwungen, eins von ihnen wurde beschädigt.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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