Der Weltkrieg am 31. Oktober 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Vergeblicher französischer Angriff auf La Maisonnette 

Großes Hauptquartier, 31. Oktober. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Ungünstige Witterungsverhältnisse schränkten die Gefechtstätigkeit an der Somme ein. Abteilungen des Gegners, die gegen unsere Stellungen nordöstlich und östlich von Lesboeufs vorgingen, wurden durch Feuer zurückgetrieben. Der gegen La Maisonnette gerichtete Angriff einer französischen Kompagnie scheiterte; ebenso mißlangen Versuche, mit Handgranatentrupps in unsere neuen Gräben südlich von Biaches einzudringen. Ein Angriff stärkerer französischer Kräfte gegen Ablaincourt und beiderseits der Straße Chaulnes-Lihons kam in unserem Abwehrfeuer nicht zur Durchführung. 
Heeresgruppe Kronprinz: 
Auch im Maasgebiet war es ruhiger als in den Vortagen, nur in der Gegend von St. Mihiel erreichte das Artilleriefeuer zeitweilig größere Stärke. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Im Morgengrauen griff der Russe nach kurzer Feuersteigerung unsere Schtscharastellung bei Kraschin an; er ist blutig abgewiesen worden. Nordwestlich von Beresteczko am oberen Styr hatten Vorfeldkämpfe einen für uns günstigen Ausgang. Auf dem Ostufer der Narajowka nahmen ottomanische Truppen im Sturm mehrere Vorstellungen des Feindes nordwestlich von Molochow; weiter südlich bemächtigten sich deutsche Regimenter wichtiger Höhenstellungen westlich von Folw. Krasnolesie und wiesen Gegenangriffe der Russen ab. 4 Offiziere, 170 Mann, 9 Maschinengewehre sind eingebracht. Südwestlich von Stanislau blieb ein Vorstoß russischer Abteilungen ohne Erfolg. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
An der siebenbürgischen Ostfront Ruhe. Im südlichen Grenzgebirge dauerten trotz starken Nebels und zeitweisen Schneesturms die Kämpfe an. Nördlich von Campolung und bei Börzeny, nördlich von Orsowa, versuchten die Rumänen vergeblich, ihnen entrissene Höhen zurückzugewinnen. Seit dem 10. Oktober hat die Armee des Generals der Infanterie v. Falkenhayn 151 Offiziere, 9920 Mann zu Gefangenen gemacht und außer vielen anderem Kriegsgerät den Rumänen an Beute 37 Geschütze, 47 Maschinengewehre und 1 Fahne abgenommen. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
In der Dobrudscha ist die Lage ist unverändert.
Mazedonische Front: 
Nach anfänglichem Erfolg wurden serbische Abteilungen im Ostteil des Cerna-Bogens durch Gegenstoß bulgarischer Infanterie verlustreich in ihre Ausgangsstellungen zurückgeworfen.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
1)

 

Aus dem "Dresdner Anzeiger" vom Dienstag den 31. Oktober 1916:

Zu Bölckes Todessturz

Berlin, 30. Oktober. Der Tod des Hauptmanns Bölcke reißt, wie das Berliner Tageblatt schreibt, eine breite Lücke in die Reihen der Helden der Luft.

Die Vossische Zeitung sagt: Jeder für alle, nie einer für sich selbst -, das war Bölckes Losung, wie diejenige jedes deutschen Offiziers, der weiß, daß er sein Vaterland verteidigt.

In der Kreuzzeitung heißt es: eine Laufbahn, kurz, aber an Ruhm und Ehren reich, hat ihren Abschluß gefunden.

Der Lokalanzeiger schreibt: Unsere großen Flieger mögen fallen, aber jeder von ihnen hinterläßt in hunderten von jugendlichen Köpfen das sehnliche Verlangen, ihnen gleich zu werden, zum Heile des Vaterlandes.

Die Post bemerkt: Bölcke war mehr als nur der erfolgreiche deutsche Kampfflieger. Seine beispiellosen Siege in der Luft erhoben ihn zum ersten Flieger der Welt.

Dessau, 30. Oktober (Priv.-Tel.) Die erste Nachricht von dem Heldentode ihres Sohnes Oswald Bölcke wurde den Eltern von dem Oberbürgermeister von Dessau Geheimrat Dr. Ebeling überbracht. Bölckes Eltern setzten sich mit der zuständigen Militärbehörde in Verbindung, die eine Überführung der Leiche gestattete, worauf beide gestern abend nach dem westlichen Kriegsschauplatze reisten. Auf dem Transport der Leiche nach Hause werden große Ehrungen für den Toten veranstaltet werden. Mittwoch früh dürfte die Leiche in Dessau eintreffen. Am späten Nachmittag oder Donnerstag vormittag  wird die Beisetzung in Dessau-Ziebigk stattfinden. (Nat.-Ztg.)

Die Trauer um den Fliegerhelden

-bz- Dessau, 30. Oktober. Der Vater des Hauptmannes Bölcke, Herr Professor Max Bölcke in Ziebigk bei Dessau, hat, wie der Anhaltinische Staatsanzeiger meldet, folgende Telegramme erhalten:

    "Unser Heer trauert um Ihren unvergleichlichen Sohn. Am schwersten ist die Fliegertruppe getroffen; sie hat ihren Meister an Kühnheit und Können verloren. Er wird ihr Vorbild bleiben; ihm nachzueifern wird das heißeste streben aller deutschen Flieger sein. Wir teilen in innigster Anteilnahme Ihren Schmerz. Der Chef des Generalstabes der Luftstreitkräfte Oberstleutnant Thomson."

    "Tief ergriffen von dem unter so traurigen Umständen erfolgten Heldentode Ihres bekannten und von mir besonders geschätzten Sohnes sende ich Ihnen den Ausdruck meiner innigsten Teilnahme. Die Fliegerwaffe verliert ihren erfolgreichsten Kampfflieger, der im Heer unvergleichlich bleiben wird. Feldmarschall von Hindenburg."

    "Anläßlich des Heldentodes Ihres Sohnes sende ich den Ausdruck meiner herzlichen Teilnahme. Die Armee verliert ihren erfolgreichsten Flieger. Ludendorff"

wtb Berlin 30. Oktober. Der Oberbefehlshaber einer Armee General der Infanterie  v. Below veröffentlicht folgenden Nachruf für den Hauptmann Bölcke:  Mitten im schärfsten Angriffe fiel unbesiegt am 28. Oktober 1916 infolge Beschädigung seines Flugzeuges der kühne Flieger Hauptmann Oswald Bölcke, Führer einer Jagdstaffel, Ritter des Ordens Pour le mérite. Tieferschüttert stehen wir und mit uns das ganze deutsche Volk an der Bahre dieses sieggewohnten, unvergleichlichen Helden.-

Vorwärts weist uns das Leben und Sterben dieses unerschrockenen tapferen Streiters, der unzählige Male hoch oben zwischen Himmel und Erde sich todesmutig einsetzte für des Vaterlandes Ehre. Mit stolzer Bewegung und Dankbarkeit wollen wir allezeit den Namen unseres Bölcke nennen. Sein rücksichtsloser Angriffsgeist bleibe Allgemeingut unserer Armee.

Der "Dresdner Anzeiger" zum Tod des Jagdfliegers Bölcke:

Hauptmann Bölcke tödlich verunglückt

Dem Andenken Bölckes

Das Begräbnis

 

 

Reiche U-Boot-Beute im Kanal - 21 Schiffe mit 28500 Tonnen versenkt

Berlin, 31. Oktober.
Drei kürzlich nach dem Heimathafen zurückgekehrte Unterseeboote haben im englischen Kanal in wenigen Tagen insgesamt 21 Schiffe mit rund 28500 t versenkt. Unter ihnen befanden sich folgende bisher in den Zeitungsmeldungen noch nicht genannten Schiffe. französische Bark "Condor", 760 t, französische Bark "Cannebière", 2454 t, mit Farbholz, und der französische Dreimastschoner "St. Charles", 521 t, mit einer Ladung von 420 t Fischen.

 

Seekrieg 1916: Die Besatzung von "U 53"
Die Besatzung von "U 53"

Rückkehr des "U 53" aus Amerika

Berlin, 31. Oktober. (Amtlich.)
Das Unterseeboot "U 53" ist von seiner Unternehmung über den Atlantischen Ozean wohlbehalten in die Heimat zurückgekehrt.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Rumänische Angriffe bei Campolung gescheitert 

Wien, 31. Oktober. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Bei Orsowa und jenseits der südlichen Grenzgebirge Siebenbürgens wird weiter gekämpft. Die von den Rumänen nördlich von Cerna Heviz und nördlich von Campolung unternommenen Angriffe scheiterten. An der ungarischen Ostgrenze und in den Waldkarpathen herrschte auch gestern verhältnismäßig Ruhe. 
Die österreichisch-ungarischen und die deutschen Streitkräfte des Generals von Falkenhayn haben seit dem 10. Oktober 151 Offiziere und 9920 Mann als Gefangene eingebracht. Die Beute beträgt 37 Geschütze, 47 Maschinengewehre, 1 Fahne und viel Kriegsgerät.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Bei Lipnica Dolna bemächtigten sich deutsche Truppen, südlich von Brzezany türkische Bataillone stark verschanzter feindlicher Stellungen, wobei 4 Offiziere, 170 Mann und 9 Maschinengewehre in der Hand der Angreifer blieben. Bei Lobaczewka in Wolhynien wurden russische Vorstöße abgeschlagen. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Teile der küstenländischen Front stehen unter Artillerie- und Minenfeuer wechselnder Stärke. In Tirol wurde der Angriff eines Alpinibataillons gegen den Gardinal in den Fassaner Alpen unter erheblichen Feindverlusten abgewiesen. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Bei den österreichisch-ungarischen Streitkräften nichts von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Die Erzeugung von Apfelwein verboten

Berlin, 31. Oktober (Priv.-Tel.) 
Wie das Berliner Tageblatt erfährt, ist die Erzeugung von Apfelwein im ganzen Deutschen Reich verboten worden, und zwar ist dieses Verbot ein dauerndes. Die Ursache der Einschränkung ist darauf zurückzuführen, daß die billigen Apfelsorten, und nur diese kamen für die Erzeugung in Betracht, seinerzeit gänzlich für Zwecke der Marmeladenerzeugung beschlagnahmt wurden.

 

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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