Der Weltkrieg am 2. November 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Russische Stellungen am Stochod erstürmt 

Vordringen deutscher Truppen in Sailly - Vaux geräumt 

Großes Hauptquartier, 2. November. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Im nördlichen Somme-Gebiet frischte die Artillerietätigkeit teilweise erheblich auf. Ein englischer Vorstoß nördlich von Courcelette ist leicht abgewiesen. Französische Angriffe im Abschnitt Lesboeufs-Rancourt brachten dem Feinde kleine Vorteile nordöstlich von Morval und am Nordwestrande des St. Pierre Vaast-Waldes, wurden in der Hauptsache aber blutig abgeschlagen. Unsere Truppen drangen gegenüber hartnäckigem französischen Widerstand in den Nordteil von Sailly vor. 
Heeresgruppe Kronprinz: 
Mehrfach steigerte sich der Feuerkampf rechts der Maas zu großer Heftigkeit, insbesondere richteten die Franzosen bisher schweres Zerstörungsfeuer gegen die bereits in der Nacht von unseren Truppen befehlsgemäß und ohne feindliche Störung geräumte Feste Vaux, auf der wir zuvor wichtige Teile gesprengt hatten. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Bei der Heeresgruppe des Generals v. Linsingen stürmten westfälische und ostfriesische Truppen unter Führung des Generalmajors von Ditfurth die bei und südlich von Witoniez auf das linke Stochodufer vorgeschobenen russischen Stellungen. Neben hohen blutigen Verlusten büßte der Feind an Gefangenen 22 Offiziere, 1508 Mann ein und ließ 10 Maschinengewehre, 3 Minenwerfer in unserer Hand. Unsere Verluste sind gering. Weiter südlich, bei Alexandrowka, brachten wir von einem gelungenen Erkundungsvorstoß 60 Gefangene zurück. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
In den Karpathen erfolgreiche Unternehmungen gegen russische Vorstellungen nördlich Dorna Watra. An der siebenbürgischen Ostfront ist die Lage unverändert. Rumänische Angriffe gegen die über den Altschanz- und Predealpaß vorgedrungenen verbündeten Truppen sind verlustreich gescheitert. Wir nahmen 8 Offiziere, 200 Mann gefangen. Südöstlich des Roten Turm-Passes dauern die für uns günstigen Gefechte an. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen; 
Constanza wurde erfolglos von See her beschossen. 
Mazedonische Front: 
Serbische Vorstöße wurden im Cernabogen und nördlich der Nidze Planina abgeschlagen. An der Strumafront lebhafte Vorfeldkämpfe.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
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Erfolgreicher Vorstoß deutscher Seestreitkräfte in der Nordsee 

Berlin, 2. November. 
In der Nacht vom 1. zum 2. November stießen leichte deutsche Streitkräfte aus den flandrischen Stützpunkten gegen die Handelsstraße Themse und Holland vor, hielten mehrere Dampfer zur Untersuchung an und brachten zwei von ihnen, die verdächtig waren, in den Hafen ein. Ein dritter Dampfer, der ebenfalls dorthin folgen sollte, ist noch nicht eingetroffen. Beim Rückmarsch wurden eines unserer Torpedoboote kurze Zeit erfolglos von vier englischen Kreuzern beschossen. Unsere Streitkräfte sind vollzählig und unbeschädigt zurückgekehrt. 

Der Chef des Admiralstabs der Marine.1)

 

Der Vorstoß der deutschen Torpedobootsflottillen in den Kanal

Berlin, 2. November. (Amtlich.)
Auf eine Anfrage im Unterhause über den Vorstoß unserer Torpedobootsflottillen in den englischen Kanal in der Nacht vorn 26. zum 27. Oktober hat der englische Marineminister Balfour erwidert, die deutsche Mitteilung, daß kein Zerstörer verlorengegangen sei, sei falsch. Deutsche Zerstörer seien von englischem Artilleriefeuer getroffen worden, es werde aber nicht behauptet, daß sie durch Geschützfeuer versenkt worden seien.
Nach den bei der Admiralität eingegangenen Mitteilungen seien dagegen zwei deutsche Zerstörer auf Minen in den ausgelegten Netzen gestoßen, in die Luft geflogen und "wahrscheinlich gesunken". Es wird hiermit nochmals amtlich festgestellt, daß sämtliche deutschen Torpedoboote, die an der Unternehmung in dem englischen Kanal teilgenommen haben, zurückgekehrt sind, es ist keines der Boote weder durch Artillerietreffer noch durch Minen beschädigt worden. Von den durch unsere Torpedoboote versenkten feindlichen Wachtfahrzeugen hat der englische Marineminister, nachdem der englische amtliche Bericht zunächst überhaupt nichts erwähnt hatte, jetzt sechs zugegeben. Die von uns gemeldete Zahl elf ist, wie aus den nochmals eingehend geprüften Meldungen unserer Boote hervorgeht, noch sehr niedrig gegriffen. - Von einem Vertreiben unserer Torpedoboote kann keine Rede sein, da überhaupt keine englischen Streitkräfte vorhanden waren, die dies hätten tun können. Die wenigen Zerstörer, die sich zeigten, wurden teilweise so überraschend abgeschossen, daß sie keinen Schuß erwidern konnten. Der Rest rettete sich schleunigst durch die Flucht.
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Die zweite Ankunft der "Deutschland" in Amerika bestätigt

New London (Connecticut), 2. November. (Meldung des Vertreters von W.T.B.)
Das deutsche Handelsunterseeboot "Deutschland" ist Mittwoch früh hier eingetroffen.

Amsterdam, 2. November.
Das Reutersche Bureau meldet aus Washington:
Die Zollbehörden in New London berichten, daß sich an Bord der "Deutschland" keine Waffen und Munition befinden. Es ist Befehl erteilt worden, die "Deutschland" als Handelsschiff zu behandeln. Die Ladung besteht aus 750 t Farbstoffen, Arzneien und Chemikalien.
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Das neue Kriegsamt

Berlin, 2. November.
Durch Allerhöchste Kabinettsorder ist nunmehr bestimmt, daß zur Leitung aller mit der Gesamtkriegführung zusammenhängenden Angelegenheiten der Beschaffung, Verwendung und Ernährung der Arbeiter sowie der Beschaffung von Rohstoffen, Waffen und Munition im Kriegsministerium ein Kriegsamt errichtet wird, diesem liegt auch die Leitung der Ersatzangelegenheiten ob. Das Arbeitsamt, die Feldzeugmeisterei mit dem Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt, die Kriegsrohstoffabteilung und Fabrikenabteilung sowie die die Ersatzangelegenheiten bearbeitenden Stellen des Kriegsministeriums, die Abteilung für Volksernährungsfragen und die Abteilung für Ein- und Ausfuhr werden dem Kriegsamt unterstellt, insbesondere wird dem Kriegsamt auch die Verformung der Arbeiter mit Fleisch und Fett übertragen. Der königlich württembergische Generalmajor Gröner ist zum Chef des Kriegsamtes im Kriegsministerium ernannt und zum Vertreter des Kriegsministers bestellt. (Berliner Zeitungen.)
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Neue italienische Offensive bei Görz 

Der erste Massensturm abgeschlagen 

Wien, 2. November. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Im Raume südöstlich des Vörös Toronyer (Roten Turm) -Passes machten wir weitere Fortschritte. Südlich und südöstlich von Brasso (Kronstadt) auf feindlichem Boden kämpfende österreichisch - ungarische und deutsche Truppen schlugen rumänische Angriffe ab. In der südlichen Bukowina und im Capulgebiet erfolgreiche Vorfeldunternehmungen. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Deutsche Truppen der Armee des Generalobersten v. Tersztyansky warfen den Feind bei Witoniez (südöstlich von Solotwinska) aus einer stark verschanzten Stellung; es wurden 22 russische Offiziere, 1500 Mann, 10 Maschinengewehre und 3 Minenwerfer eingebracht.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Im Görzischen hat eine italienische Offensive begonnen. Die zweite und dritte italienische Armee, die seit den letzten großen Kämpfen durch frische Truppen ergänzt wurden, griffen abwärts Görz an. Der erste allgemeine Ansturm ist dank dem Heldenmut unserer Truppen abgeschlagen. Nachdem sich das starke feindliche Feuer im Laufe des Vormittags zu außerordentlicher Heftigkeit gesteigert hatte, stürmte die feindliche Infanterie um Mittag los. Im Wippachtale sollten die Höhen östlich der Vertojbica um jeden Preis genommen werden. Sieben feindliche Brigaden, auf engem Raum angesetzt, wurden hier restlos abgewiesen. Auf dem Nordteil der Karsthochfläche setzte bald nach 11 Uhr vormittags ein Massenstoß italienischer Infanterie ein, der zunächst über unsere zerschossenen vordersten Linien Raum gewann. Die umfassend angesetzten Gegenangriffe unserer tapferen Truppen warfen die Italiener wieder zurück, doch blieb Lokvica in Feindeshand. Acht italienische Divisionen waren an diesem Stoß beteiligt. Im Südteil der Hochfläche behaupteten wir trotz wütender Angriffe alle Stellungen. An dem Erfolge des gestrigen Schlachttages haben das Krainer Landwehrinfanterieregiment Nr. 27 und das bewährte westgalizische Landsturminfanterieregiment Nr. 32 hervorragenden Anteil. Sie wiesen feindliche Angriffe stehend ab und behaupteten sich gegen größte Übermacht. Auch die Regimenter Nr. 41 und Nr. 11 verdienen alles Lob. Wir haben über 1000 Mann gefangen und 7 Maschinengewehre erbeutet.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
Am 1. November abends haben mehrere unserer Seeflugzeuggeschwader Cervignano, Sa. Giorgio di Nagaro, Pieris, Grado und die Adriawerke bei Monfalcone sehr wirkungsvoll angegriffen. Es wurden zahlreiche Volltreffer in den militärischen Objekten und Bahnanlagen der genannten Orte sowie in einer Halle der Flugstation Grado erzielt. 

 Flottenkommando. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 2. November. 
Amtlicher Heeresbericht vom 1. November: 
An keiner Front ein Ereignis von Bedeutung. 
An der galizischen Front überschritten unsere Truppen am 30. Oktober in einem heftigen Angriff drei hintereinander liegende befestigte Verteidigungslinien des Feindes und bemächtigten sich der Höhe 407 nördlich von Molochow sowie weiter östlich der Höhe Copawik. Im Laufe dieses Kampfes machten wir 120 Gefangene, darunter 4 Offiziere, und erbeuteten 4 Maschinengewehre und 2 Minenwerfer. Die wiederholten Angriffe, die der Feind mit überlegenen Kräften am 1. November machte, um die genannten Höhen wiederzugewinnen, blieben gegenüber dem heldenhaften Widerstand unserer Truppen völlig ergebnislos. 
Konstantinopel, 2. November. 
Amtlicher Heeresbericht: 
Euphratfront: Unsere freiwilligen Krieger haben eine Linie feindlicher Schützen angegriffen und eine große Menge Kriegsmaterial, sowie 150 Stück Vieh weggenommen. - Tigrisfront: Unsere Flugzeuge haben Bomben auf feindliche Stellungen geworfen. Unsere freiwilligen Krieger haben einen englischen Flugzeugschuppen in der Umgebung von Scheikh Said angegriffen und dabei abermals ein feindliches Flugzeug zerstört; zur Vergeltung haben die Engländer Bomben im Rücken unserer Stellungen abgeworfen, aber ohne Erfolg. 
Persische Front: In der Richtung Sendschan haben wir feindliche Kavallerie und Infanterie nordöstlich von Bidschar zurückgeworfen.
Kaukasusfront: Im Zentrum und auf dem linken Flügel für uns erfolgreiche Scharmützel; wir haben einige Gefangene gemacht.
Galizische Front: Die Russen haben am 31. Oktober und 1. November abermals Angriffe gemacht, um die von uns am 31. Oktober eroberten Stellungen wiederzunehmen; diese Angriffe sind ebenso wie die vorhergegangenen völlig abgeschlagen worden. Auf dem mazedonischen Kriegsschauplatz haben wir einen Angriff, den der Feind am 31. Oktober gegen unsere Truppen an der Strumafront machte, abgeschlagen.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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