Der Weltkrieg am 7. Dezember 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Der "Dresdner Anzeiger" vom 7. 12. 1916

Der deutsche Heeresbericht:

Rückzug der Rumänen auf der ganzen Front

Einnahme der Höhe 304 westlich der Maas 

Großes Hauptquartier, 7. Dezember. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Auf dem Westufer der Maas brachen nach Feuervorbereitung Abteilungen des westfälischen Infanterieregiments Nr. 15 an der aus den Sommerkämpfen bekannten Höhe 304 südöstlich von Malancourt in die französischen Gräben ein und nahmen die Kuppe der Höhe in Besitz. 5 Offiziere, 190 Mann wurden gefangen zurückgeführt. Von einem Vorstoß in die feindlichen Linien am "Toten Mann" brachten Stoßtrupps 11 Gefangene ein. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Westlich von Luck drangen an der Luga deutsche und österreichisch-ungarische Abteilungen in eine russische Feldwachstellung. Die Besatzung von 40 Mann wurde gefangen. Nachts wurde die Stellung gegen fünf Angriffe gehalten. Auch westlich von Zalozce und Tarnopol konnten unsere Patrouillen 90 bzw. 20 Gefangene aus genommenen Teilen der russischen Linien bei Rückkehr abgeben. 
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph: 
In den Waldkarpathen und Grenzbergen der Moldau zeitweilig anschwellendes Artilleriefeuer und Vorfeldgeplänkel, aus denen sich nördlich von Dorna Watra und im Trotosultal russische Angriffe entwickelten, die abgewiesen worden sind. 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Wuchtige Erfolge krönten gestern die Mühen und Kämpfe, in denen unter Generalfeldmarschall von Mackensen die Truppen der zielbewußt geführten 9. und Donauarmee den rumänischen Gegner und die herangeholten russischen Verstärkungen in schnellen Schlägen zu Boden geworfen haben. Führer und Truppen erhielten den Siegerlohn. Bukarest, die Hauptstadt des zurzeit letzten Opfers der Ententepolitik, Ploesti, Campina und Sinaia sind in unserem Besitz, der geschlagene Feind auf der ganzen Front ostwärts im Rückzuge. Kampfesmut und zäher Siegeswille ließ die vorwärtsstürmende Truppe die immer von neuem geforderten Anstrengungen überwinden. 
Neben den deutschen Hauptkräften haben die tapferen österreichisch-ungarischen, bulgarischen und osmanischen Truppen Glänzendes geleistet. 
Die 9. Armee meldet von gestern 106 Offiziere, 9100 Mann gefangen. Die Operationen und Kämpfe gehen weiter. 
Mazedonische Front: 
Bei Trnava, östlich der Cerna, warfen das bewährte masurische Infanterieregiment Nr. 146 und bulgarische Kompagnien die Serben aus der Stellung, in der sich diese vorgestern eingenistet hatten. 6 Offiziere und 50 Mann wurden gefangengenommen. In der Strumaniederung fluteten im bulgarischen Abwehrfeuer englische Abteilungen zurück, die sich den Stellungen südwestlich und südöstlich von Seres zu nähern versuchten.

Der Erste Generalquartiermeister.
   Ludendorff.
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Kapitulation der 8000 Rumänen am Alt-Fluß

Berlin, 7. Dezember, abends. (Amtlich.)
Im Westen und Osten keine besonderen Ereignisse. 
Außer dem Verlust der Festung Bukarest und ihrer wichtigsten Handelsstädte kostete der 6. Dezember den Rumänen noch eine Division, die, am Alt gestellt, mit 8000 Mann und 26 Geschützen zur Kapitulation gezwungen wurde. Serbische Nachtangriffe bei Trnava, östlich der Cerna, sind gescheitert.
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Gefangene Rumänen in Bukarest

Mackensens Einzug in die Stadt Bukarest

Berlin, 7. Dezember. (Amtlich.)
Über die Einnahme von Bukarest wird gemeldet:
Am 5. Dezember, 10.30 Uhr vormittags, wurde Hauptmann im Generalstab Lange als Parlamentär mit einem Schreiben des Generalfeldmarschalls v. Mackensen, das die Übergabe der Festung forderte, an den Kommandanten von Bukarest entsandt. Ein weiteres Schreiben gab dem Kommandanten bekannt, daß das Feuer auf die Festung eröffnet werden würde, wenn der Parlamentär nicht binnen 24 Stunden zurückgekehrt sei. Hauptmann Lange, der an der rumänischen Vorpostenlinie von einem General empfangen und mit verbundenen Augen im Kraftwagen nach Bukarest geführt wurde, ist am 6. Dezember früh vor Ablauf der gestellten Frist zurückgekehrt.
Die Annahme des Briefes des Generalfeldmarschalls v. Mackensen ist von dem Oberbefehlshaber der rumänischen Donau-Armee verweigert worden unter der Begründung, "daß Bukarest keine Festung, sondern offene Stadt wäre; es beständen weder armierte Forts noch zu ihrer Verteidigung bestimmte Truppen; es gäbe weder einen Gouverneur noch einen Kommandanten."
Hauptmann Lange hat auf den Charakter von Bukarest als Festung hingewiesen und darauf, das ein solches Ausweichen die deutschen Operationen nicht behindern werde.
Am Morgen des 6. Dezember selten Teile des Kavalleriekorps v. Schmettow sich in Besitz eines Forts auf der Nordfront, Teile des 54. Armeekorps drängten nach und nahmen die Fortlinie von Chiajua (Westfront) bis Odaile (Nordfront). Der Gegner leistete mit Infanterie Widerstand, der schnell gebrochen wurde.
Von der Südfront her drangen Teile der Donau-Armee durch den Fortgürtel in die Stadt, sie fanden keine Gegenwehr.
Die in Bukarest einrückenden Truppen wurden begeistert empfangen und mit Blumen geschmückt. Generalfeldmarschall v. Mackensen begab sich im Kraftwagen vor das Königliche Schloß, wo er mit Blumensträußen begrüßt wurde.
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Die Bedeutung der Einnahme von Ploesti - Frontverkürzung um 600 km

Berlin, 7. Dezember.
Vom strategischen Gesichtspunkt aus muß der Einnahme von Campina und Ploesti die gleiche Bedeutung wie der Eroberung von Bukarest eingeräumt werden. Die Strecke Kronstadt-Bukarest, der kürzeste Schienenweg von Ungarn nach der Walachei, ist damit in der Hand der Verbündeten, was den Nachschub von Mannschaften und Material bedeutend erleichtert. Mit der Eroberung von Ploesti ist ferner die Eisenbahnverbindung der Moldau mit der Walachei endgültig abgeschnitten. In Ploesti befinden sich die großen Petroleumraffinerien mit ihren modernen Tankanlagen. Von äußerster Wichtigkeit sind auch für die Mittelmächte die eroberten rumänischen Petroleumgebiete, deren ergiebigstes das Gebiet von Campina darstellt. Der größte Teil der Rohölproduktion Rumäniens, die nahezu 2000000 t pro Jahr beträgt, befindet sich damit in den Händen der Sieger. Alle Ententehoffnungen, daß Mangel an Schmieröl und Benzin die Kriegführung der Kriegsindustrie der Mittelmächte hemmen werde, sind somit für immer gescheitert. Die Front der Verbündeten in der walachischen Ebene ist durch die Einnahme von Ploesti von 700 km aus 100 km gekürzt worden.
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Der Dank des Kaisers an Marschall v. Mackensen

Berlin, 7. Dezember. (Amtlich.)
Seine Majestät der Kaiser hat anläßlich der Einnahme von Bukarest an Generalfeldmarschall v. Mackensen folgendes Telegramm gerichtet:
Die an Euer Exzellenz heutigem Geburtstag erfolgte und für alle Zeiten denkwürdige Einnahme Bukarests, der Hauptstadt des zuletzt in Waffen gegen uns erschienenen heimtückischen Feindes, gibt Mir Anlaß, Ihnen, mein lieber Feldmarschall, und den unter Ihrer bewährten Führung so ruhmreichen Truppen der Donau- und 9. Armee, welche unter den größten Anstrengungen Außerordentliches geleistet haben, Meinen kaiserlichen Dank und Meine vollste Anerkennung auszusprechen. Ganz Deutschland blickt voll Stolz auf seine und seiner Verbündeten tapferen Söhne, deren Taten mit Gottes Hilfe einen Markstein auf dem Wege zum endgültigen Siege sein werden.

gez. Wilhelm I. R. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die k. u. k. Heeresleitung über die Siege in Rumänien 

Wien 7. Dezember. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Die in der walachischen Ebene vordringenden verbündeten Streitkräfte haben gestern Bukarest und Ploesti in Besitz genommen. Österreichisch-ungarische Truppen gewannen Campina und verfolgen von Sinaia südwärts. Die verbündeten Streitkräfte des Generals von Falkenhayn brachten gestern 106 rumänische Offiziere und 9100 Mann ein. In den Karpathen ließ der russische Druck beträchtlich nach Nur nördlich des Trotosultales und bei Dorna Watra kam es zu schwächeren russischen Vorstößen, die glatt abgeschlagen wurden. Bei der Armee des Generalobersten v. Tersztyansky drangen Wiener Landwehr und deutsche Abteilungen, die russische Feldwachenlinie durchbrechend, bis in die feindliche Hauptstellung vor und kehrten nach Abwehr von fünf russischen Gegenstößen mit 40 Gefangenen und einer Beute von 3 Maschinengewehren und einem Minenwerfer zurück. 
Durch die Erfolge in Rumänien ist der 6. Dezember sinnfällig zu einem Tag der Vergeltung für schmählichsten Verrat geworden. Ein glänzender Siegeszug hat die Verbündeten in das Herz Rumäniens geführt. Die vierte feindliche Hauptstadt ist seit Ausbruch des Weltkrieges bezwungen. Mit Stolz darf Österreich-Ungarns Wehrmacht auf jene Truppen blicken, die, mit den deutschen, bulgarischen und osmanischen Streitkräften wetteifernd, an den Ruhmestaten gegen unsern jüngsten Feind Anteil haben, auf die rasch zusammengerafften Abteilungen, die zu Beginn des rumänischen Krieges in Siebenbürgen den ersten Stoß auffingen, auf unsere Gebirgsbrigaden, die in den transsylvanischen Alpen den schwersten Aufgaben gerecht wurden, auf die Truppen, die an der Offensive in der Walachei teilnahmen, aber auch auf die tapferen Verteidiger Ostsiebenbürgens und der Waldkarpathen, an deren Widerstand aller russischer Ansturm zerschellte, auf unsere bewährten Pioniere an der unteren Donau, die eine der größten kriegstechnischen Leistungen der Geschichte vollbrachten, auf unsere Artillerie und auf die Donauflottille, die sich auch jüngst - bei der Abwehr russischer Angriffe südlich von Bukarest - wieder hervorgetan hat. Ihnen allen gebührt unser Dank!
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
Eines unserer Seeflugzeuggeschwader belegte am 6. Dezember die Flugstation Beligna und die Sdobbabatterien trotz unsichtigen Wetters sehr erfolgreich mit Bomben. Drei Hangars wurden voll getroffen. Alle Flugzeuge sind trotz heftigem Abwehr unbeschädigt eingerückt.

  Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 7. Dezember. 
Mazedonische Front: 
In der Gegend von Monastir (Bitolla) hat sich nichts von Bedeutung ereignet. Im Cernabogen von Zeit zu Zeit heftiges feindliches Artilleriefeuer. Die bulgarischen und deutschen Truppen warfen den Feind, der erbittert gegen unsere Stellungen östlich der Cerna anstürmte, durch einen starken Gegenangriff zurück. Zahlreiche feindliche Leichen liegen vor unseren Stellungen. Wir nahmen 6 Offiziere und 50 Mann gegangen. Auf beiden Seiten des Wardar lebhafte Artillerietätigkeit An der Front der Belasitza Planina Ruhe. An der Struma heftiges Geschütz- und Gewehrfeuer. Der Feind versuchte mehrmals, uns in der Nähe des Nordufers des Tahinossees anzugreifen, er wurde aber durch Artilleriefeuer zerstreut. Unsere Artillerie schoß in dieser Gegend ein feindliches Flugzeug ab, das verbrannte. 
An der Front am ägäischen Meer beschossen 6 Schiffe ohne Ergebnis unsere Stellungen in der Nähe der Mündung der Struma. 
Rumänische Front: 
In der Dobrudscha Patrouillengefechte und schwaches Geschützfeuer. Der Feind ist lebhaft mit Schanzarbeiten vor den Stellungen unseres linken Flügels beschäftigt. Unsere Soldaten begruben bis jetzt 753 feindliche Leichen. Die russische Artillerie eröffnete ein heftiges Feuer auf unsere Soldaten, die getötete russische Soldaten begruben.
An der Donau bei Tutrakan Gewehr-, Maschinengewehr- und Geschützfeuer Bei Silistria Geschützfeuer. In der Walachei nahmen die verbündeten Truppen Bukarest und Ploesti. Sie verfolgten die fliehenden rumänisch-russischen Truppen, die in der Richtung östlich der Festung Bukarest zurückweichen, die keinen Widerstand leistete.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 7. Dezember. 
Nördlich der Donau ist nach den letzten Meldungen die Zahl der von unseren Truppen seit beginn der Kämpfe vor Bukarest gemachten Gefangenen und die Beute auf etwa 4000 Gefangene, darunter 55 Offiziere verschiedener Grade, 38 Schnellfeuergeschütze, darunter zwei 10,5 Zentimeter-Schnellfeuerhaubitzen. 100 Kisten mit Artilleriemunition, 20 Maschinengewehre, 3 Automobile, Tausende von Gewehren und eine große Menge Ausrüstungsgegenstände gediegen Die Rumänen haben allein im Kampfabschnitt unserer Truppen mehr als 600 Tote zurückgelassen.

 

Lloyd George Premierminister

Lloyd George
Lloyd George

London, 7. Dezember.
Reuter meldet:
Amtlich wird bekanntgegeben, daß Lloyd George, der heute abend eine Audienz beim König hatte, das ihm vom König angebotene Amt eines Premierministers und Ersten Lords des Schatzes annahm und dem König nach seiner Ernennung die Hand küßte.
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Der 1. Weltkrieg im Dezember 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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