Der Weltkrieg am 28. Dezember 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Voller Sieg in der Schlacht bei Rimnicul-Sarat

Über 10000 Russen gefangen

Großes Hauptquartier, 28. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Einzelne Abschnitte der flandrischen Front und des Somme-Bogens lagen zeitweilig unter starkem Feuer.
Die Tätigkeit der Luftstreitkräfte war sehr rege. Der Gegner verlor im Luftkampf und durch Abwehrfeuer 8 Flugzeuge.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
An mehreren Stellen der Front wies unsere Grabenbesatzung Vorstöße russischer Streifabteilungen ab.
Heeresfront des Generaloberst Erzherzog Joseph:
An der Ludowa in den Waldkarpathen vertrieben deutsche Jäger starke Patrouillen der Russen im Handgranatenkampf.
Im Mestecanesci-Abschnitt mehrfach lebhaftes Geschützfeuer.
In den Bergen am Oitoz- und Putna-Tal hat sich die Kampftätigkeit erhöht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Der 27. Dezember brachte der 9. Armee des Generals der Infanterie v. Falkenhayn den vollen Sieg in der Schlacht bei Rimnicul-Sarat über die zur Verteidigung Rumäniens herangeführten Russen.
Der am 26. Dezember geworfene Feind suchte durch Gegenstöße starker Massen den verlorenen Boden zurückzugewinnen. Die Angriffe scheiterten. Preußische und bayerische Infanteriedivisionen stiegen dem zurückflutenden Feinde nach, überrannten seine in der Nacht neu angelegten Stellungen und drangen über Rimnicul-Sarat hinaus vor.
Gleichzeitig durchbrachen weiter südöstlich deutsche und österreichisch-ungarische Truppen die starkverschanzten Linien der Russen, wehrten auch hier heftige, gegen die Flanke geführte Gegenangriffe ab und kamen kämpfend in nordöstlicher Richtung vorwärts.
Wieder erlitt der Gegner bei seiner Niederlage schwere blutige Verluste. An Gefangenen wurden gestern 3000 Mann, an Beute 22 Maschinengewehre eingebracht. Die Zahl der von der 9. Armee in den Kämpfen bei Rimnicul-Sarat gemachten Gefangenen beträgt im ganzen 10220 Russen.
An der Donau-Front fanden gestern nur Teilkämpfe statt.
In der Dobrudscha gelang es den Bulgaren und osmanischen Truppen, die Russen aus befestigten Höhenstellungen östlich von Macin zu werfen.
Mazedonische Front:
Nordöstlich des Dojran-Sees griffen nach starker Vorbereitung mehrere Kompagnien die bulgarischen Vorposten vergeblich an.

Der Erste Generalquartiermeister.
    Ludendorff.
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Die Verfolgung der Russen in der Walachei

Berlin, 28. Dezember, abends. (Amtlich.)
An der Westfront nur auf dem linken Maas-Ufer gesteigerte Gefechtstätigkeit.
Im Osten keine besonderen Ereignisse.
In Verfolgung der Russen hat die neunte Armee Boden gewonnen.
Aus Mazedonien nichts Neues.
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Die Durchbruchsschlacht in der Ostwalachei

Berlin, 28. Dezember.
Die große Durchbruchsschlacht in der Ostwalachei ist gewonnen. Da die durch die vielen Niederlagen demoralisierte rumänische Armee zu jedem Widerstand unfähig war, mußten starke russische Heereskräfte zu ihrem Schutze und zur weiteren Verteidigung des rumänischen Bodens eingesetzt werden. Die an Gebirge und Donau gleichmäßig stark angelehnte Stellung auf der schmalen Front Rimnicul-Sarat - Filipesti - Donau-Sümpfe schien geeignet, den Abschub der geworfenen rumänischen Armee hinter den Sereth zu ermöglichen. Gestützt auf das Festungssystem der Sereth-Linie sowie auf Straßen und Bahnnetz, Häfen und Magazine der Städte Braila, Galatz und Focsani gab sie dem gefährdeten Südflügel der russischen Gesamtfront einen anscheinend völlig sicheren Halt. Ihr ganzer Ausbau sowie die Verteidigung bezeugen, daß sie nicht als eine vorübergehende Aufnahmestellung gedacht war, sondern daß in ihr ein starker und dauernder Widerstand geleistet werden sollte. Die russische Heeresleitung fühlte sich anscheinend stark genug, hier dem Vorgehen der Verbündeten Halt zu gebieten. Im Vertrauen auf den Wert seiner Truppen wagte Mackensen kühn den kürzesten Weg des frontalen Angriffs. Er stieß gegen den stärksten Punkt der Verteidigung vor, die ausgebauten Stellungen bei Rimnicul-Sarat. In fünftägigem erbitterten Ringen schlug er südwestlich Rimnik eine Bresche von 17 km Breite, drückte zugleich am 27. Dezember in der Mitte der Front die starkbefestigte Linie Filipesti - Liscosteanca ein, während er, im Tale des Cilnau westlich Rimnicul-Sarat vordringend, die dortige russische Verteidigung zurückwarf. Im Verfolg dieser Kämpfe wurde der Angelpunkt der ganzen Stellung, die Stadt Rimnicul-Sarat, am 27. Dezember genommen. Eiligst herangezogene Truppen Sacharows sollten die Niederlage noch in letzter Stunde abwenden. Sie warfen sich den längs der Donau vorrückenden tapferen bulgarischen Divisionen entgegen, konnten aber das Schicksal der Schlacht nicht mehr wenden. Mit der Bezwingung der Rimnicul-Sarat - Donau-Stellung ist wiederum ein gewaltiger Schritt in der Eroberung Rumäniens vorwärts gemacht.
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Aufbringung eines russischen Munitionsdampfers durch ein deutsches U-Boot

Berlin, 28. Dezember. (Amtlich.)
Eines unserer Unterseeboote hat vor einiger Zeit im Nördlichen Eismeer, östlich vom Nordkap, den Dampfer "Suchan" der russischen Freiwilligen-Flotte aufgebracht. Der Dampfer war mit Kriegsmaterial beladen und befand sich auf dem Wege von Amerika nach Archangelsk. Nachdem die russischen Schiffsoffiziere als Gefangene auf das Unterseeboot genommen und ein deutscher Seeoffizier mit einigen Unteroffizieren die Führung des Dampfers übernommen hatte, wurde dieser, begleitet von dem U-Boot, nach einem deutschen Hafen gebracht. Hier stellte sich heraus, daß es der von den Russen bei Kriegsausbruch im Hafen von Wladiwostok beschlagnahmte Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie "Spezia" war. Die einen Wert von vielen Millionen darstellende Ladung des Dampfers bestand aus: 100000 7,5 -cm -Schrapnells, 75000 7,5 -cm -Sprenggranaten, 150000 3,7 -cm -Patronen, 250000 Zündern für Sprenggranaten, 100000 Zeitzündern, 125000 Zündschrauben, 150000 kg Trinitrotoluol (hochwertiger Sprengstoff), 175000 kg Röhrenpulver, 127 30-cm-Geschossen, 150 Zylindern mit Säure, 1230000 kg Blei in Barren, 7 Lastautomobilen, 200 Ballen Sohlenleder, 500 Spulen Stacheldraht und 6000 Stück Eisenbahnschienen.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 28. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Die verbündeten Streitkräfte des Generals v. Falkenhayn haben den Russen bei Rimnicul-Sarat eine schwere Niederlage bereitet. Der Feind versuchte gestern noch einmal südwestlich und südöstlich der Stadt standzuhalten; er unternahm mehrere Massenstöße, um sich Luft zu schaffen. Seine Linien wurden an mehreren Stellen durchbrochen; der Feind wich. Die Verfolgung drang über Rimnicul-Sarat hinaus. Auch auf den Höhen nordwestlich der eroberten Stadt gingen die Russen vor den Bajonetten österreichisch-ungarischer und deutscher Truppen zurück. Es wurden gestern 3000, seit Beginn der Schlacht über 10000 Gefangene eingebracht.
Heeresgruppe des Generaloberst Erzherzog Joseph:
Bei Sosmezö und im Gebirge südöstlich davon ist der Kampf in stärkerem Anwachsen. Unsere Flieger schossen in diesem Grenzraume zwei feindliche Farmans ab und zwangen zwei andere feindliche Flieger zur Notlandung. Auf unseren Stellungen in Mestecanesci-
Abschnitt lag russisches Geschützfeuer.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Nichts Neues.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der 1. Weltkrieg im Dezember 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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