Der Weltkrieg am 22. Februar 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Englische und russische Unternehmungen gescheitert

Großes Hauptquartier, 22. Februar. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Südlich von Armentières drangen nach starker Feuerwirkung mehrere englische Kompagnien in unsere Stellung: kraftvoller Gegenstoß warf sie sofort hinaus. Bei Säuberung der Gräben wurden 200 tote Engländer gezählt, 39 Mann wurden gefangen zurückgeführt.
Erkundungsvorstöße des Feindes südwestlich von Warneton, südlich des La Bassée -Kanals und zwischen Ancre und Somme schlugen fehl. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: Südwestlich von Riga und am Südufer des Naroczsees scheiterten Unternehmungen russischer Abteilungen bis Kompagniestärke. Bei Labusy an der Schtschara und an mehreren Stellen zwischen dem Dnjestr und den Waldkarpathen wurden einige Handstreiche von unseren Stoßtrupps erfolgreich durchgeführt. 
An der Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph und bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen herrschte bei Schneetreiben nur geringe Gefechtstätigkeit. 
Mazedonische Front: 
Östlich des Wardar versuchten sich Engländer vor unserer Stellung einzunisten; sie wurden im Handgranatenkampf vertrieben.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Erfolgreicher Vorstoß bei Zloczow

Berlin, 22. Februar, abends. (Amtlich.)
Im Westen bei Regen und Nebel keine Kampfhandlungen von Bedeutung.
Im Osten brachte östlich von Zloczow ein Vorstoß von Sturmtrupps 250 Gefangene ein.
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Die erfolglosen Vorstöße der Engländer

Berlin, 22. Februar.
Die englischen Erkundungsvorstöße und Patrouillenunternehmungen des letzten Tages standen unter einem unglücklichen Stern. Sämtlich endeten sie ergebnislos. Unter besonders schweren Verlusten brach der englische Vorstoß südlich Armentières zusammen. Schon am frühen Morgen des 21. Februar bereitete planmäßiges, sehr lebhaftes Feuer eine feindliche Unternehmung vor. Der von etwa einem englischen Bataillon mit Maschinengewehren unternommene starke Angriff fand uns völlig bereit. Der Gegner wurde deutscherseits bis zum zweiten Graben durchgelassen, sodann durch energisch durchgeführte Angriffe von vorn und beiden Seiten umfaßt und nach heftigen Nahkämpfen zurückgeworfen. Die Engländer ließen in den Gräben viele Tote zurück. Der vorderste Graben wurde hierauf wieder besetzt.
Die Stellung ist restlos in deutscher Hand. Die deutschen Verluste sind gering.
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Der Zusammenstoß deutscher und italienischer Truppen in Mazedonien

Berlin, 22. Februar.
Der italienischeres befürchtete Zusammenstoß deutscher und italienischer Truppen ist in Mazedonien am 12. Februar erfolgt und hat den Italienern ihre Stellungen südlich der Höhe 1050 bei Paralovo gekostet. Mit Rücksicht auf die Stimmung in Italien, wo die Presse wiederholt Befürchtungen über eine Offensive im "Trentino" unter deutscher Beteiligung äußerte, haben die Italiener diese Niederlage mit allen Mitteln zu verschleiern versucht. Der Orientbericht der Entente meldete am 15. die Wiedereroberung der verlorengegangenen italienischen Stellungen. Den Jubelhymnen, die italienische Blätter daraufhin über die unvergleichliche Tapferkeit ihrer Truppen anstimmten, muß entgegengehalten werden, daß die vermeintlich zurückeroberten Stellungen noch immer in deutschen Händen sind. Die Italiener versuchten lediglich am Tage nach ihrer Wegnahme einen schwächlich durchgeführten und völlig fehlgeschlagenen Gegenstoß. Seitdem ist kein neuer Gegenangriff erfolgt, nicht einmal der Versuch dazu. Inzwischen ist die Stellung deutscherseits ausgebaut worden, und die deutschen Patrouillen beherrschen nach wie vor das Vorfeld auch dieser neuen Stellung.
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Die Versenkung des Truppentransportdampfers "Minas" 

(1000 Mann ertrunken - Drei Millionen in Gold versenkt)

Berlin, 22. Februar. (Amtlich.)
Eines unserer Unterseeboote hat am 17. Februar im Mittelmeer den italienischen Truppentransportdampfer "Minas" (2854 Tonnen) durch Torpedoschuß versenkt. Der Dampfer hatte 1000 Mann Truppen, eine große Ladung Munition und Gold im Werte von drei Millionen Mark für Saloniki an Bord. Die Besatzung des Dampfers und sämtliche an Bord befindlichen Tropen sind umgekommen mit Ausnahme von zwei Mann, die von dem Unterseeboot gerettet wurden. - (Der Dampfer "Minas" ist schon in dem Bericht vom 19. Februar erwähnt.)
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreiche Vorstöße in der Bukowina

Wien, 22. Februar. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Die Tätigkeit unserer Jagdkommandos und Stoßtrupps war gestern wieder sehr rege, namentlich im Frontraum zwischen Dorna Watra und dem Dnjestr. Unsere Abteilungen entledigten sich ihrer Aufträge überall mit Erfolg und brachten - selbst nur sehr geringe Verluste erleidend - zahlreiche Gefangene ein. 
Italienischer Kriegsschauplatz:
Unverändert.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
An der Vojusa lebhafteres Geplänkel. Nordwestlich von Tepeleni wurden feindliche Banden zersprengt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 22. Februar. 
Mazedonische Front: 
Ziemlich schwache Artillerietätigkeit auf der gesamten Front. Eine englische Abteilung von etwa 100 Mann, der es gelungen war, sich in der vergangenen Nacht den Drahtverhauen bei Matschukowo zu nähern, wurde zerstreut. 
In einem Bombengefecht wurde der die Abteilung führende Offizier verwundet und gefangengenommen. 
Rumänische Front: 
Bei Isaccea Feuerwechsel zwischen Posten auf beiden Donauufern.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 22. Februar. 
Tigrisfront: Austausch von Artillerie- und Infanteriefeuer. 
Kaukasusfront: An der ganzen Front schwaches Artilleriefeuer. Der Angriffsversuch einer feindlichen Erkundungsabteilung gegen einen einzelnen Punkt scheiterte. 
Ein feindliches Torpedoboot, das gegen unsere Truppen das Feuer eröffnete, zog sich infolge des von unserer Artillerie erwiderten Feuers, das das Torpedoboot voll traf, zurück.

 

Die kühnen Fahrten der "Puyme" - Elf englische Kriegsschiffe auf der Jagd nach dem deutschen Hilfskreuzer

Kopenhagen, 22. Februar.
Der zweite deutsche Hilfskreuzer, der angeblich "Puyme" heißt, setzt, wie "Politiken" meldet, seine kühne Tätigkeit fort und hat bereits eine sehr große Anzahl von Schiffen versenkt. In der letzten Hälfte des Monats Dezember verlegte er seine Tätigkeit in den südlichen Teil des Atlantischen Ozeans. Dort brachte "Puyme" nach einer Meldung südamerikanischer Blätter auch den dänischen Dampfer "Hammershus" auf, der mit einer deutschen Prisenbesatzung bemannt wurde, am 22. Januar in Rio de Janeiro einlief und sich neben die dort verankerten deutschen Schiffe legte. Von ihnen nahm er Lebensmittel und auch, wie die Blätter behaupten, Munition an Bord, worauf er den Hafen wieder verlassen wollte, jedoch von einer Wache bei Santa Cruz entdeckt und durch zwei Schüsse gezwungen wurde, anzuhalten. Der Dampfer mußte neben zwei brasilianischen Kriegsschiffen Anker werfen. Auch die nordamerikanischen Zeitungen enthalten ausführliche Mitteilungen über die Tätigkeit der "Puyme". Wo die "Puyme" sich jetzt aufhält, ist unbekannt. Man meint, einige der von der "Puyme" aufgebrachten Schiffe seien von ihr auch als Hilfskreuzer ausgerüstet worden. Elf englische Kriegsschiffe, mehrere französische und ein japanisches Kriegsschiff sind jetzt auf der Jagd nach der "Puyme". Die Zahl der von der "Puyme" versenkten Schiffe ist in der letzten Zeit auf 26 gestiegen. Der Gesamtwert der versenkten und aufgebrachten Schiffe mit der Ladung wird von den Blättern auf 15 bis 20 Millionen Dollar angegeben. Iedoch wird diese Zahl sicher zu niedrig angeschlagen. Soweit bisher bekannt, ist noch kein amerikanisches Schiff der "Puyme" zum Opfer gefallen. Staatssekretär Lansing erklärte, daß die "Puyme" ganz wie andere Kriegsschiffe behandelt werden müsse und den internationalen Gesetzen der Seekriegführung unterworfen sei, die vorschreiben, daß Schiffe, die verdächtig sind, Bannware zu führen, angehalten und untersucht werden dürfen. Eine Versenkung dürfe jedoch erst dann erfolgen, wenn für die Sicherheit der an Bord befindlichen Personen gesorgt sei. Der Kommandant der "Puyme" soll dem Kapitän eines ausgebrachten Schiffes erklärt haben, er habe Anweisung, Passagierdampfer nicht aufzubringen oder zu versenken.
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Der 1. Weltkrieg im Februar 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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