Der Weltkrieg am 26. Februar 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Vergeblicher russischer Angriff am Tataren-Paß

Großes Hauptquartier, 26. Februar. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
In mehreren Abschnitten zwischen Armentières und der Ancre scheiterten englische Erkundungsvorstoße, die teils nach Feuervorbereitung, teils überraschend erfolgten. 
Südlich von Cernay in der Champagne griffen die Franzosen vergeblich an. 
Zwischen Maas und Mosel gegangen Unternehmungen eigener Aufklärungsabteilungen. 
In zahlreichen Luftkämpfen verloren die Gegner gestern 18 Flugzeuge, dabei 2 aus einem Fliegergeschwader, das erfolglos im Saargebiet Bomben abwarf. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Westlich der Aa wurden russische Jagd-Gruppen abgewiesen. An der Bahn Kowel-Luck glückte unsern Erkundern das Aufheben einer feindlichen Feldwache. 
Südlich von Brzezany schlug ein Teilangriff der Russen fehl. 
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph: 
Wie am Vortage mißlang ein mit starken Kräften geführter russischer Angriff nördlich des Tataren-Passes.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Gescheiterter englischer Vorstoß bei Arras

Berlin, 26. Februar, abends. (Amtlich.)
Östlich von Arras scheiterte mittags ein englischer Vorstoß. Im Sailly-Abschnitt hat sich abends die Gefechtstätigkeit gesteigert. - Im Osten nichts Besonderes.
1)

 

Die siegreichen Luftkämpfe des 25. Februar

Berlin, 26. Februar. (Amtlich.)
Wie an den Vortagen, so beschränkte auch am Vormittag des 25. Februar auf allen Fronten dichter Dunst jede Sicht. Die Aufklärungstätigkeit der eigenen und feindlichen Flieger wurde dadurch stark beeinträchtigt. Gegen mittag aber durchbrach die Sonne die Wolkenmassen, und mit einem Schlage starteten auf beiden Seiten die Flieger zu ihren Kampf- und Erkundungsaufgaben. Regster Fliegerbetrieb herrschte in den Mittags- und Nachmittagsstunden zwischen Lens und Arras und über der langen Sommefront. Besonders lebhaft war die Fliegertätigkeit in der Champagne. Auf beiden Seiten der Front kam es zu zahlreichen Luftkämpfen, in deren Verlauf es den deutschen Fliegern gelang, nicht weniger als acht feindliche Flugzeuge herunterzuholen. Davon wurden drei Flugzeuge nördlich der Somme zur Erde niedergezwungen, ein viertes liegt östlich St. Mihiel zerschossen dicht vor unseren Linien. Das fünfte, ein Nieuport, liegt zertrümmert im Elsaß zwischen Pfastatt und Lutterbach, während das sechste, ebenfalls ein Nieuport, an der mazedonischen Front zum Absturz gebracht wurde. Das siebente und achte Flugzeug wurde aus einem englischen Geschwader herausgeholt, das nachmittags Saargemünd anzugreifen versucht hatte. Den Engländern gelang es nicht, an das beabsichtigte Ziel heranzukommen. Unser Abwehrfeuer nötigte sie zu vorzeitigem Abdrehen, die abgeworfenen Bomben zerplatzten wirkungslos im Gelände. Unsere Kampfflieger zwangen im Luftkampf zwei von den Angreifern zur Erde nieder. Ein zerschmettertes Flugzeug liegt dicht bei Saargemünd, dem anderen gelang es mit knapper Not, bis hinter seine Linie zurückzukommen, wo es zu Bruch ging. Im Verein mit dem in der Nacht vorher bei Saaralben abgeschossenen französischen Luftschiff dürften diese Verluste unseren Gegnern doch zeigen, daß unser Heimatluftschutz auf seinem Posten ist, und es kein unbestraftes Beginnen bleibt, deutsche Industriestätten anzugreifen.
1)

 

Deutsche Torpedoboote in der Themsemündung - Erfolgreiches Gefecht zwischen Calais und Dover - Beschießung von Margate


Korvettenkapitän Konrad Albrecht

Berlin, 26. Februar. (Amtlich.)
In der Nacht vom 25. zum 26. Februar stießen Teile unserer Torpedoboots-Streitkräfte unter Führung der Korvettenkapitäne Tilessen und Albrecht (Konrad) in den englischen Kanal bis über die Linie Dover-Calais und in die Themsemündung vor.
Die im Kanal gestellten englischen Zerstörer wurden nach heftigem Artilleriegefecht zersprengt; mehrere von ihnen wurden durch Treffer beschädigt und gingen weiteren Kämpfen durch schleunigen Rückzug aus dem Wege.
Unsere Boote erlitten keine Verluste oder Beschädigungen. Im übrigen wurde in diesem Gebiete vom Gegner nichts gesichtet. Ein anderer Teil unserer Torpedoboote drang, ohne irgendwelche Bewachung anzutreffen, bis nach Nord-Foreland und in die Downs vor. Die militärischen Küstenanlagen bei Nord-Foreland, die dahinterlegende Stadt Margate sowie einige dicht unter Land zu Anker liegende Fahrzeuge wurden mit beobachtetem guten Erfolge unter Feuer genommen; Handelsverkehr wurde nicht angetroffen.
Auch diese Boote sind vollzählig und unbeschädigt zurückgekehrt.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Kämpfe an der küstenländischen Front

Wien, 26. Februar. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph: 
Nordwestlich des Tataren-Passes schlugen unsere Truppen einen neuerlichen russischen Angriff im Handgranatenkampf ab. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Südlich von Brzezany wurde ein neuer russischer Vorstoß abgeschlagen. Westlich von Luck überfielen unsere Stoßtrupps mehrere feindliche Feldwachen. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Nachmittags setzte wieder an der küstenländischen Front und in einzelnen Tiroler Abschnitten stärkeres Artilleriefeuer ein. Bei Vertoiba drangen unsere Truppen nachts in eine stark besetzte feindliche Sappe ein, zerstörten diese und vernichteten die Besatzung bis auf einige Leute, die als Gefangene eingebracht wurden.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 26. Februar. 
Mazedonische Front: 
Schwaches Artilleriefeuer auf der gesamten Front. Spärliches Gewehr- und Maschinengewehrfeuer zwischen vorgeschobenen Abteilungen in der Gegend von Bitolia und Moglena. 
Lebhafte Tätigkeit in der Luft im Tale des Wardar und an der Küste bei Orfano. Ein französisches Flugzeug wurde südlich von Gewgheli im Luftkampf abgeschossen.
Rumänische Front: 
Bei Mahmudis Vorpostengeplänkel. Östlich von Tulcea versuchte eine russische Infanterieabteilung unter Führung von zwei Offizieren sich über den gefrorenen Fluß unseren Posten zu nähern. Sie wurde aber durch Feuer zerstreut. Ein Offizier wurde gefangengenommen.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 26. Februar. 
Unsere Operationen an der Tigrisfront vollziehen sich planmäßig. 
An der Sinaifront griff feindliche Kavallerie in Verbindung mit einer Batterie und sechs Maschinengewehren eine unsere vorgeschobenen Kompagnien an. Nach dreistündigem Kampf wurde der Gegner zum Rückzug gezwungen.

 

Der Cunard-Dampfer "Laconia" torpediert

London, 26. Februar. (Reuter-Meldung. Amtlich.)
Der Passagierdampfer der Cunardlinie "Laconia" (18099 Brutto-Registertonnen), der von New York kam, wurde ohne Warnung torpediert. Ein Schiff mit 270 Überlebenden der "Laconia", darunter eine Anzahl Passagiere, wird um Mitternacht im Hafen erwartet.
1)

 

Wilson fordert kriegerische Vollmachten

Wilson
Wilson

Washington, 26. Februar. (Reuter.)
Wilson verlangte im Kongreß Vollmacht, Handelsschiffe, wenn nötig, mit Waffen zur Verteidigung und mit Mitteln auszurüsten, diese Waffen zu gebrauchen, sowie irgendwelche anderen Werkzeuge und Methoden anzuwenden, die zum Schutze amerikanischer Schiffe und amerikanischer Bürger bei rechtmäßiger Ausübung friedlicher Unternehmungen zur See nötig seien. Wilson verlangte auch die genügenden Kredite zu diesem Zweck.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Februar 1917

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

© 2005 stahlgewitter.com