Der Weltkrieg am 2. April 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Russischer Sturmangriff im Uz-Tal gescheitert -
Gefechte im Somme- und Oise-Gebiet

Großes Hauptquartier, 2. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Zwischen Arras und Aisne haben sich gestern und erneut heute morgen Gefechte entsponnen, vornehmlich zwischen den von Bapaume auf Croisilles und Cambrai führenden Straßen sowie auf beiden Somme-Ufern westlich von St. Quentin. 
Engländer wie Franzosen setzten starke Kräfte ein, die infolge unserer Artilleriewirkung mehrfach zurückfluteten und nur unter erheblicher Einbuße, auch von 50 Gefangenen und einigen Maschinengewehren, unseren befehlsgemäß ausweichenden Truppen Boden abgewannen. 
Auch zu beiden Seiten des Oise-Aisne-Kanals und auf der Hochfläche von Vregny kamen französische Angriffe in der vollen Wirkung unserer mit dem Gelände bis ins einzelne vertrauten Batterien nur verlustreich und wenig vorwärts. 
In der Champagne hielt das Vernichtungsfeuer unserer Artillerie gegen die Bereitstellungsgräben einen Angriff der Franzosen gegen die Höhen südlich von Ripont nieder 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
An der Düna wurde ein russischer Vorstoß durch Feuer vereitelt. Westlich von Luck holten bei Swinjuchy unsere Sturmtrupps mehrere Gefangene aus den feindlichen Gräben. 
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph: 
An der Ludowa in den Waldkarpathen zerstörten unsere Erkunder bei einer ihrer zahlreichen Streifen ein vom Feinde angelegtes Tretminenfeld durch Sprengung. Gegen die Grenzhöhen zu beiden Seiten des Uz-Tales setzten die Russen nach starker Artilleriewirkung zu einem Angriff in 7 Kilometer Breite an. Ihre Sturmwellen brachen in unserem Feuer, an einer Stelle im Nahkampf, zusammen. Kleinere Vorstöße seitlich des Hauptangriffs scheiterten gleichfalls.
Mazedonische Front: 
In der Seenenge blieb ein feindlicher Erkundungsvorstoß ergebnislos. 
Südwestlich des Dojransees drang ein Sturmtrupp in die englische Stellung, machte einen Teil der Besatzung nieder und kehrte mit mehreren Gefangenen zurück.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Keine besonderen Ereignisse

Berlin, 2. April, abends. (Amtlich.)
Außer den gemeldeten Gefechten im Somme- und Oise-Gebiet keine besonderen Ereignisse.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 2. April. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Bei der Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph vielfach erhöhte Kampftätigkeit.
Im Slanic-Tal wurde ein schwächerer, südlich des Uz-Tales ein starker russischer Vorstoß unter erheblichen Feindverlusten abgeschlagen. In den Waldkarpathen arbeiteten unsere Aufklärungsabteilung mit Erfolg. 
In Ostgalizien und Wolhynien keine besonderen Ereignisse.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 2. April. 
An der Tigris- und Djalafront kein meldenswertes Ereignis. Sinaifront: Nach Beobachtungen unserer Flieger hat sich der Feind mit seinen Hauptstreitkräften bis nach Hanoyunus an der ehemaligen Grenze zurückgezogen. 
Im Hedschas versuchten Aufständische, die sich den Engländern verkauft haben und von ihnen bewaffnet worden sind, die Eisenbahnlinie nördlich von Medina zu zerstören, wurden aber unter Verlusten nach Westen zurückgeschlagen. Der von den Aufständischen verursachte unbedeutende Schaden wurde sogleich wieder ausgebessert. 
An der Kaukasusfront beiderseitige Tätigkeit von Aufklärungspatrouillen.

 

Die Beute des Hilfskreuzers "Seeadler" an der brasilianischen Küste


Kapitänleutnant Graf Luckner
Kommandant vom "Seeadler"

Rio de Janeiro, 2. April. (Havas-Meldung.)
Der deutsche Hilfskreuzer hat folgende Schiffe genommen: "Gladys Royle", "Lady Island", "Charles Gounod", "Perce", "Antonin", "Buenos Aires" (italienischer Segler, 1811 Brutto -Registertonnen), "Penmore" (englischer Segler, 1497 Brutto-Registertonnen), "La Rochefoucauld", "Dupleix" und "Horngarth" mit 261 Seeleuten der verschiedensten Staatsangehörigkeit, darunter 102 Franzosen, ungerechnet noch die 22 Mann von der Bark "Cambronne".
Der Bericht des Kapitäns der Bark besagt: Am 20. März um 7 Uhr 30 Minuten morgens nahmen wir im Nordwesten ein Segelschiff wahr, das schnell näher kam. Zwei Seemeilen entfernt geite es plötzlich seine Segel auf, und wir erkannten die deutsche Flagge. Zugleich mit diesem Veränderung machte das Schiff ein Signal und feuerte einen Kanonenschuß ab. Darauf kam ein deutscher Offizier mit bewaffneter Mannschaft an Bord, beschlagnahmte die Schiffspapiere und befahl mir, mich an Bord des Kreuzers zu begeben und zur Verfügung des feindlichen Kommandanten zu stellen. Dieser teilte mir zuerst mit, daß er die "Cambronne" versenken wolle, dann besann er sich anders, entsetzte mich des Kommandos und beauftragte den englischen Kapitän John Müller vom "Penmore", alle gefangenen Schiffsbemannungen von Bord des Kreuzers nach Rio de Janeiro zu bringen. Die Umschiffung wurde sogleich mit Hilfe meiner Boote, die von den Booten des Kreuzers geschleppt wurden, bewerkstelligt. Während meiner Abwesenheit waren meine beiden Bramstengen abgesägt und die Bramsegel ins Wasser geworfen worden, um so die Fahrt der "Cambronne" zu vermindern und dem Kreuzer Zeit zu schaffen, andere Gewässer zu erreichen. Um 7 Uhr abends betraten die letzten Gefangenen, nämlich die Kapitäne, mein Schiff. Die Berichte der übrigen Kapitäne lauten ähnlich.
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Der 1. Weltkrieg im April 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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