Der Weltkrieg am 27. April 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Engländer an der Straße Arras-Cambrai verlustreich abgewiesen

Großes Hauptquartier, 27. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Auf dem Schlachtfeld von Arras hat die Bekämpfung der Artillerien sich in breiter Front gestern abend wieder gesteigert; dabei wirkte die unsere westlich von Lens auch gegen erkannte Bereitstellungen feindlicher Infanterie. 
Südlich der Scarpe griffen die Engländer rittlings der Straße Arras-Cambrai an; sie wurden durch Feuer und im Nahkampf verlustreich abgewiesen. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Allmählich nimmt längs der Aisne und in der Champagne der Artilleriekampf wieder größere Heftigkeit an. 
Infanteriekämpfe am Chemin-des-Dames brachten uns Gewinn an Boden und Gefangenen.
Heeresgruppe Herzog Albrecht: 
Nichts Neues.

Östlicher Kriegsschauplatz: 
Die Lage ist unverändert.
Mazedonische Front: 
Südwestlich des Dojransees setzten die Engländer ihre Angriffstätigkeit in Vorstößen gegen die bulgarischen Stellungen ohne Erfolg fort. 

Im Westen verloren die Gegner 11 Flugzeuge, davon 9 in Luftkämpfen, und 2 Fesselballons. Leutnant Wolff blieb zum 21. Male Sieger im Luftkampf. 
Am 25. April wurden zwischen Wardar und Dojransee von einem unserer Geschwader 2 englische Flugzeuge zum Absturz gebracht.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Erneuter englischer Angriff verlustreich gescheitert

Berlin, 27. April, abends. (Amtlich.)
An der Arras-Front hält in einzelnen Abschnitten das starke Feuer an. Ein erneuter englischer Angriff an der Straße Arras-Cambrai ist verlustreich gescheitert.
Längs der Aisne und in der Champagne wechselnd starker Artilleriekampf.
1)

 

Der vierte Tag der Schlacht bei Arras

Berlin, 27. April.
Wie am dritten Tage der Schlacht bei Arras, so vermochte der durch seine Blutverluste erschöpfte Gegner auch am vierten Schlachttage größere Anstrengungen nicht zu unternehmen. Die ihm von den deutschen Verteidigern aufgezwungene Kampfpause hielt auch am gestrigen Tage fast an allen Abschnitten der Kampffront an.
Der Artilleriekampf tobte indessen an manchen Stellen mit der alten Heftigkeit weiter. Besonders kräftig war das englische Feuer östlich Loos und auf dem Nordflügel der Kampffront zwischen Lens und Scarpe, wo es mit besonderer Heftigkeit auf unseren Stellungen westlich von Arleux etwa in der Mitte von Scarpe und Lens lag. An diesem Frontabschnitt steigerte sich gegen Abend das englische Feuer zu größter Stärke, in der es auch nachts über anhielt. Südlich der Scarpe war das feindliche Feuer zeitweise matt, nur gegen Abend setzte es mit großer Lebhaftigkeit ein und wuchs vom Bachtale bis Quéant zu großer Heftigkeit an.
Nach außerordentlich wütendem Trommelfeuer auch schwerer Kaliber versuchte der Engländer an dem gleichen Frontabschnitt, wo sich seine Divisionen in den vorhergehenden Tagen ohne jedes Ergebnis verblutet hatten, beiderseits der Straße Arras - Cambrai einen starken, hartnäckig vorgetragenen Angriff, der indessen dasselbe Schicksal wie jene der Vortage erlitt. Die englischen Sturmwellen wurden durch die heftige deutsche Feuersperre zum großen Teil niedergeworfen. An anderen Stellen wurden sie in wilden Nahkämpfen mit Handgranaten, Kolben und Bajonett zurückgejagt.
In dem heftigen Artillerieduell des Tages behielten unsere Batterien die Oberhand. Sie bekämpften mit erkennbarem Erfolg zahlreiche feindliche Batterien und zersprengten westlich Lens englische Truppenbereitstellungen, die in den deutschen Feuerwirbeln beträchtliche Verluste erlitten.
Rege Fliegertätigkeit über dem ganzen Scarpebachgebiet. Wie nach den für die Engländer
und Kanadier so außerordentlich schweren Verlusten in den Kämpfen bei Langemark im Mai 1915 sind wiederum auf den photographischen Aufnahmen unserer Flieger aus über 2000 Meter Höhe deutlich die Leichenhaufen der in den schweren Schlachttagen gefallenen englischen Sturmtruppen zu erkennen.
1)

 

Beschießung des algerischen Hafens von Gouraya

Berlin, 27. April. (Amtlich.)
Eins unserer Unterseeboote hat am 21. April die für die Erzverschiffung aus Nordafrika wichtige Hafenanlage bei Gouraya westlich Algier wirkungsvoll beschossen. Eine Erzladebrücke ist eingestürzt, eine zweite schwer beschädigt.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Fliegertätigkeit in der Adria

Wien, 27. April. 
Amtlich wird verlautbart:
Von keinem Kriegsschauplatz besondere Ereignisse zu melden. 

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
Den unschädlichen Angriff eines feindlichen Luftschiffes auf die Umgebung Triests in der Nacht vom 25. auf den 26. sofort beantwortend, belegten einige unserer Seeflugzeuge militärische Objekte von Ganziano und eine Batterie an der Sdobba-Mündung mit Bomben und beobachteten mehrere Treffer und Brände. Alle Flugzeuge sind trotz heftigem Abwehrfeuer unbeschädigt eingerückt. 

  Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 27. April. 
Mazedonische Front: 
Zwischen Wadar und Dojransee zeitweise heftiges feindliches Artilleriefeuer. Das Vorfeld unserer Stellungen ist noch mit Feindesleichen und im Stich gelassenen Kanonen sowie mit anderem Material bedeckt. Unsere Erkundungsabteilungen, die nordwestlich Resselli und östlich Doldzeli vorrückten, kehrten mit drei feindlichen Maschinengewehren und einem Minenwerfer zurück. Vereinzelte feindliche Züge versuchten, vom heftigen Artilleriefeuer unterstützt, südlich Dojran vorzurücken, wurden jedoch durch Feuer vertrieben. Auf der übrigen Front unwesentliche Tätigkeit. 
Rumänische Front: 
Bei Isaccea spärliches Artilleriefeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Die schweren englischen Verluste bei Gaza

Konstantinopel, 27. April. (Amtlicher Heeresbericht vom 26. April.)
Sinai-Front: Die Lage ist im allgemeinen unverändert. An der Front nur schwaches Artilleriefeuer. Nachdem die Aufräumung des Schlachtfeldes der zweiten Schlacht bei Gaza nunmehr soweit möglich beendet ist, stellt sich heraus, daß die englischen Verluste erheblich größer sein müssen, als anfangs angenommen werden konnte. Nach vorsichtiger Schätzung beträgt die Zahl der feindlichen Leichen vor unserer Front mindestens 3000, darunter viele Offiziere. Auf einem Fleck von 100 Metern im Geviert zählte eine unserer Offizierspatrouillen 300 feindliche Leichen. Nach Angabe eines Gefangenen soll dessen Division von 10000 auf 4000 Mann zusammengeschmolzen sein. 6 Offiziere und 221 Mann wurden bisher zu Gefangenen gemacht. Die Zahl der verwundeten Gefangenen erhöht sich noch täglich. Die bisherige Beute an Kriegsmaterial beträgt 1500 Gewehre, 20 automatische Gewehre, 5 Maschinengewehre, mehrere Fernsprechapparate, Entfernungsmesser und Pferde.

 

Der 1. Weltkrieg im April 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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