Der Weltkrieg am 9. Mai 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Neue Niederlage Serrails an der mazedonischen Front

Großes Hauptquartier, 9. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Bei ungünstigen Witterungsverhältnissen war das Artilleriefeuer nur an wenigen Stellen lebhafter. 
Bayerisch-fränkische Regimenter, die gestern morgen Fresnoy mit großem Schneid gestürmt hatten, hielten den Ort gegen neue feindliche Angriffe und brachten weitere 100 Gefangene ein. 
Teilvorstöße der Engländer bei Roeux und Bullecourt wurden abgeschlagen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Zwischen dem Winterberg und der Straße Corbeny - Berry-au-Bac schritten abends frisch eingesetzte französische Kräfte nach Trommelfeuer zum Angriff. In heißem Ringen wurde der Feind teils durch Nahkampf, teils durch Gegenstoß zurückgeworfen. 
Im übrigen war auch an der Aisne- und Champagne-Front die Gefechtstätigkeit, beeinflußt durch das schlechte Wetter, geringer als an den Vortagen. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Nördlich von Kirlibaba und südlich der Valeputna-Straße wurden Vorstöße russischer Kompagnien leicht abgewiesen. 
Die mazedonische Front war gestern der Schauplatz erbitterter Kämpfe. Nach starker Artillerievorbereitung führte General Sarrail seine verbündeten Truppen zwischen Prespa- und Dojransee an zahlreichen Stellen zum Angriff. Besonders erbittert wurde im Cerna-Bogen gekämpft, wo Tag und Nacht wiederholte feindliche Anläufe unter schwersten Verlusten für den Gegner vor unseren Stellungen vollkommen zusammenbrachen. Das gleiche Schicksal hatten Angriffe des Feindes bei Gradesnica, am Wardar und westlich des Dojransees. Deutsche und bulgarische Divisionen haben dem Feind eine schwere Niederlage bereitet.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Englische Angriffe bei Fresnoy und Bullecourt gescheitert

Berlin, 9. Mai, abends. (Amtlich.)
Bei Fresnoy und Bullecourt scheiterten englische Angriffe. Das Feuer war bei Arras und an der Aisne nur stellenweise lebhafter.
1)

 

27500 Schiffstonnen im Atlantischen Ozean versenkt

Berlin, 9. Mai. (Amtlich.)
Neue U-Boots-Erfolge im Atlantischen Ozean: 27500 Brutto-Registertonnen, darunter unter andern die bewaffneten englischen Dampfer "Rio Lages" mit 6000 Tonnen Zucker nach England und "Troilus" (7562 Tonnen) mit Stückgut von England, der englische Dampfer "Hesperide" (3393 Tonnen) mit Fleisch nach England, ferner zwei unbekannte englische Dampfer, beide mit Kurs nach England.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

22500 Schiffstonnen versenkt

Berlin, 9. Mai. (Amtlich.)
Neue U-Boots-Erfolge im Atlantischen Ozean: 4 Dampfer und 4 Segler mit 22500 Tonnen. (Folgen die Einzelheiten.)

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Abgewiesener russischer Vorstoß in der Südbukowina

Wien, 9. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
In der südlichen Bukowina wiesen wir russische Erkundungstruppen ab. Sonst nichts zu melden. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Keine besonderen Ereignisse. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
In der Landenge zwischen Ochrida- und Prespasee vereitelten österreichisch-ungarische und osmanische Abteilungen vorgestern einen feindlichen Vorstoß.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Blick auf die Höhe 1050
Blick auf die Höhe 1050

Der bulgarische Heeresbericht:

Die schwere Niederlage der Entente in Mazedonien

Sofia, 9. Mai. 
Mazedonische Front: 
Westlich und nördlich von Bitolia heftiges Geschützfeuer mit kurzen Unterbrechungen. Feindliche Infanteriegruppen, die gegen Peristeri Planina vorzudringen versuchten, wurden leicht abgewiesen. An der ganzen Front im Cerna-Bogen den ganzen Tag über und während der Nacht ununterbrochen lebhaftes Geschützfeuer, das gegen die Höhe 1050 und nordöstlich von Makowo zeitweise die Heftigkeit von Trommelfeuer erreichte. Starke feindliche Infanterieabteilungen, deren Ansammlung in den vordersten feindlichen Gräben bemerkt wurde, konnten keinen Angriff unternehmen, da sie unsererseits unter heftigstes Vernichtungsfeuer genommen wurden. Vereinzelte Kompagnien, denen es gelang, die Gräben zu verlassen, mußten unter der Wirkung aller Waffengattungen und teilweise nach Bombenkämpfen zurückfluten. Nur im östlichen Teile des Cerna-Bogens konnte der Feind einen heftigen Angriff unternehmen, aber dieser scheiterte unter schwersten Verlusten für ihn.
Gegen Mittag vermochten die feindlichen Infanterietruppen nach neuerlicher heftiger Artillerievorbereitung einen weiteren Angriff nordöstlich von Makowo zu unternehmen, aber auch dieser wurde durch Geschützfeuer abgeschlagen. Während der Nacht schritt der Feind zum Angriff auf die beiden Flügel unserer Stellungen im Cerna-Bogen, der jedoch gleichfalls vollständig zusammenbrach. Östlich der Cerna hat sich das feindliche Geschützfeuer merklich gesteigert. Im Laufe der Nacht griffen einzelne Gruppen wiederholt in Richtung der Ortschaft Stravina an; sie wurden jedesmal durch Sperrfeuer zurückgetrieben. Gegen Mitternacht schritt der Gegner zu einem heftigen Angriff auf Gradesnica, wurde aber mit großen Verlusten abgewiesen. 
In der Moglenagegend wurde die Kampftätigkeit lebhafter. Während des ganzen Tages Geschütz-, Gewehr- und Maschinengewehrfeuer. Eine feindliche Infanteriegruppe versuchte gegen das Dorf Nonte vorzugehen, wurde aber durch unser Feuer vertrieben. 
Westlich des Wardar den ganzen Tag und die ganze Nacht über heftiges Geschützfeuer mit geringen Unterbrechungen. Während der Nacht versuchten bei Alcak Mahle mehrere Infanterieabteilungen vorzurücken, wurden aber durch Gewehr- und Maschinengewehrfeuer zurückgewiesen. Während des ganzen Tages unterhielt der Feind äußerst heftiges Geschütz-, Maschinengewehr- und Gewehrfeuer gegen unsere Stellungen südlich Dojran. Um sie in Besitz zu nehmen, unternahmen die Engländer nachmittags und nachts mehrere mit größter Hartnäckigkeit geführte aufeinanderfolgende Angriffe. Der erste setzte um 9 Uhr abends auf der ganzen Front des Dojransees bis zum Dorfe Karacheli ein. Er wurde von mehrfach gestaffelten Kolonnen unternommen. die unsererseits mit heftigem Geschütz-, Gewehr- und Maschinengewehrfeuer empfangen wurden und unter schwersten Verlusten für den Feind zurückfluteten. Gegen 11 Uhr abends schritten die Engländer zum zweiten Angriff, der das gleiche Schicksal teilte. Nur an einem Punkte gelang es ihnen, in unsere Stellung einzudringen, doch wurden sie durch Gegenangriff wieder herausgeworfen. Etwa um 1 Uhr nachts unternahm der Feind einen noch wütenderen Angriff. Es gelang ihm auch, an einem Punkte in unsere vorgeschobenen Gräben einzudringen, aber ein Gegenangriff, den das 34. Regiment von Trojan mit dem Bajonett unternahm, warf ihn überall aus unseren Stellungen wieder heraus, wobei er große Verluste erlitt. Eine halbe Stunde danach versuchten die Engländer einen neuen Angriff, wurden aber ziemlich leicht geworfen.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 9. Mai. 
Irakfront: Auf persischem Gebiet wiesen unsere Vorposten östlich von Suleimanieh einen von russischer Kavallerie, mit Unterstützung von Artillerie, versuchten Angriff ab. Am Euphrat griff eine unserer Reiterabteilungen in der Gegend von Falludscha einen feindlichen Personenkraftwagen an, tötete 2 Offiziere und 1 Mann und erbeutete den Wagen mit dem darin befindlichen Gepäck und Aktenstücken. 
Am Tigris machte eine unserer Kavalleriepatrouillen einen gelungenen Überfall auf eine feindliche Transportkolonne. Mehrere englische Begleitmannschaften wurden getötet und verwundet. 
Sinaifront: Vom rechten feindlichen Flügel her versuchte stärkere feindliche Kavallerie eine unserer vorgeschobenen Eskadrons zu überfallen. Der Versuch scheiterte. Die feindliche Kavallerie ging wieder zurück.

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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