Der Weltkrieg am 26. Mai 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfolgreicher Sturmangriff am Chemin-des-Dames - 
Fliegerangriff auf Dover und Folkestone

Jagdflieger 1. Weltkrieg: Leutnant Almenröder
Leutnant Almenröder

Großes Hauptquartier, 26. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Die Kämpfe bei Loos endeten mit völligem Zurückwerfen des Gegners aus unseren Gräben; Gefangene mit Maschinengewehren wurden ein-behalten. 
Das Artilleriefeuer war wie in den Vortagen auf beiden Scarpe-Ufern lebhaft. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Am Chemin-des-Dames wurde südlich von Pargny mit geringem eigenen Verlust ein Angriff durchgeführt, der unsere Stellungen erheblich verbesserte. In kraftvollem Anlauf überrannten die aus Schlesiern, Mecklenburgern, Schleswig-Holsteinern und Hanseaten bestehenden Sturmtruppen den Gegner, machten 14 Offiziere, 530 Mann zu Gefangenen und erbeuteten 15 Maschinengewehre und viel Gerät. In den gewonnenen Linien wurde ein französischer Gegenangriff glatt abgewiesen. 
Im Westteil der Champagne brachen nach heftiger Artilleriewirkung, die sich nachmittags zum Trommelfeuer steigerte, starke Angriffe gegen unsere Höhenstellungen südlich und südöstlich von Nauroy in 4 Kilometer Breite vor. Im Nahkampf wurden die Franzosen geworfen, durch Gegenstoß Einbruchstellen gesäubert. Nach dem Mißlingen des ersten Ansturms setzte der Feind zwei weitere Angriffe an, die gleichfalls scheiterten. 
Auf erfolgreicher Streife bewarf eins unserer Luftgeschwader an der Südküste Englands Dover und Folkestone mit Bomben. 
Auch über dem Festland zeitigten Fernflüge gute Ergebnisse. 
In zahlreichen Luftkämpfen büßten die Feinde gestern 20 Flugzeuge, ein weiteres durch Abwehrfeuer ein. 
Leutnant Allmenröder schoß seinen 19. und 20. Gegner ab. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Zwischen Düna und Beresina sowie von der Bahn Zloczow-Tarnopol bis ins Karpathen-Vorland und im Grenzgebirge der Moldau war bei guter Sicht die Feuertätigkeit lebhafter als sonst.
Mazedonische Front: 
Keine wesentlichen Ereignisse.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Übliche Kampftätigkeit im Westen und Osten

Berlin, 26. Mai, abends. (Amtlich.)
Im Westen und Osten Kampftätigkeit in üblichen Grenzen.
1)

 

Wieder 76300 Tonnen Schiffsraum versenkt

Berlin, 26. Mai. (Amtlich.)
1. Durch die Tätigkeit unserer U-Boote sind auf den nördlichen Seekriegsschauplätzen weitere 70000 Brutto-Registertonnen vernichtet worden. Unter den versenkten Dampfern befand sich der bewaffnete englische Transportdampfer "Farley", unter den Ladungen der versenkten Fahrzeuge befanden sich Kohlen, hauptsächlich Lebensmittel und Farbstoffe.
2. Am 26. Mai hat eins unserer Unterseeboote im Atlantischen Ozean den 6300 Tonnen großen englischen Hilfskreuzer "Hilary" versenkt.
3. Die russische Seeflugstation Lebara wurde am 24. Mai früh morgens ausgiebig mit Bomben belegt. Die stark feuernden feindlichen Abwehrbatterien wurden durch Bombenabwurf zum Schweigen gebracht.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Neue blutige Niederlage der Italiener

Wien, 26. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts von Belang.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die große Schlacht im Südwesten dauert fort. Wenn die Heftigkeit der Kämpfe vom 23. und 24. Mai noch einer Steigerung fähig war, so ist diese gestern eingetreten. Niemals in den soeben vollendeten zwei kampferfüllten Jahren stand die heldenmütige Isonzo-Armee größeren Anstrengungen des Feindes gegenüber als in diesen Tagen. Die Kampfstätten waren auch gestern wieder die altbekannten: der Raum bei Plava, die Höhe bei Vodice, der Monte Santo, das Hügelland von Görz. Überall rannte der Feind gegen unsere Linien an, stellenweise zwei- und dreimal. Immer wieder zerschellten seine Sturmkolonnen an unserer tapferen Gegenwehr. Der gewaltigste Massenstoß galt abermals unserer Stellung auf der Karsthochfläche. Was in diesem Kampfe die Verteidiger in Abwehr und Gegenangriff, in zähem Standhalten unter stärkstem Geschützfeuer und im Ringen von Mann gegen Mann zu leisten hatten, gehört der Geschichte an. Deutlicher als alles andere spricht der Erfolg: Mag auch im äußersten Süden der Front der Kampf um schmale Abschnitte noch nicht abgeschlossen sein - das Geschick des Tages entschied sich völlig zu unseren Gunsten. Der feindliche Ansturm brach an der ganzen Front blutig und ergebnislos zusammen. Der Feind ist seinem Ziele, unsere Linie zu durchbrechen, am fünfzehnten Schlachttage nicht einen Schritt näher gekommen als am ersten. 
Kärnten und Tirol unverändert.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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