Der Weltkrieg am 29. Mai 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Gesteigerte Artillerietätigkeit in Ost und West

Großes Hauptquartier, 29. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Im Wytschaete-Bogen war gestern der Feuerkampf gesteigert. Auch im Kanal von La Bassée und in einzelnen Abschnitten beiderseits der Scarpe bekämpften die Artillerien sich lebhaft. 
Erkundungsvorstöße der Engländer sind an mehreren Stellen gescheitert. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Tagsüber durchweg nur geringe Gefechtstätigkeit. 
Nachts versuchten die Franzosen am Gehöft Hurtebise und bei der Mühle von Vauclerc Handstreiche, die dank der Wachsamkeit unserer Grabenbesatzung mißlangen. 
Ein am Osthang des Pöhlberges in der Champagne vorbrechender französischer Angriff gegen unsere neuen Gräben wurde abgewiesen. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
In mehreren Abschnitten der Front hat in den letzten Tagen die Gefechtstätigkeit zugenommen; mit russisch-rumänischen Angriffen wird gerechnet. 
Mazedonische Front: 
Im Cerna-Bogen lebte die Feuertätigkeit auf. Am westlichen Wardarufer schlugen bulgarische Vorposten mehrere englische Kompagnien zurück.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Keine größeren Kampfhandlungen

Berlin, 29. Mai, abends. (Amtlich.)
Bisher liegt keine Meldung über größere Kampfhandlungen vor.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Neue italienische Anstürme abgewiesen

Wien, 29. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Die feindliche Artillerietätigkeit nahm an vielen Stellen der Front zu. In einzelnen Abschnitten wurden russische Erkundungsabteilungen zurückgewiesen. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Nach dem ruhigeren Pfingstsonntag flammte gestern die Isonzoschlacht zum dritten Male auf. Die neue große Angriffswelle des Feindes richtet sich zunächst wieder gegen die Höhen von Vodice und des Monte Santo. Der italienische Ansturm setzte zu Mittag gegen den Nordflügel ein. Er erstreckte sich nachmittags, durch mächtiges Artilleriefeuer eingeleitet, auf den ganzen vorgenannten Abschnitt. Vielfach kam es zu erbitterten Nahkämpfen, die auch die Nacht über weiter tobten. Besonders heftig wurde im Bereiche der Kuppe 652 gerungen. Unsere Front hielt in ganzer Ausdehnung allen Anstrengungen des Feindes eisern stand. Die Infanterieregimenter Nr. 9, 24 und 77 haben sich besonders hervorgetan. Nordöstlich von Görz nahmen wir den Italienern bei Abwehr eines von ihnen versuchten Überfalles 200 Gefangene ab. Südlich von Jamiano stieß der Feind gestern vormittag neuerlich viermal gegen unsere Stellungen vor, wobei er nebst großer blutiger Einbuße 15 Offiziere, 800 Mann an Gefangenen verlor. Die Gesamtzahl der seit Beginn der zehnten Isonzoschlacht eingebrachten Gefangenen beläuft sich auf 14500 Mann.
Aus Kärnten und Tirol nichts zu melden.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 29. Mai. 
Mazedonische Front: 
Auf der ganzen Front schwaches Artilleriefeuer, an der unteren Struma lebhafter. Im Cerna-Bogen zeitweise Feuerwirbel. Während der Nacht versuchten zwei feindliche Kompagnien gegen unsere bei Altschak Mahle vorgeschobenen Posten vorzudringen, wurden jedoch durch Feuer zurückgeworfen. 
Rumänische Front: 
Während der Nacht versuchten feindliche Patrouillen, sich auf Booten Tulcea zu nähern; sie wurden durch Feuer vertrieben. Bei Isaccea vereinzelte Kanonenschüsse.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 29. Mai. 
An der Kaukasusfront ereignete sich außer dem wirkungslosen feindlichen Artilleriefeuer nichts Besonderes. 
An der Sinaifront in der Nacht zum 28. und am 28. Mai mäßiges Artilleriefeuer.

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1917

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

© 2005 stahlgewitter.com