Der Weltkrieg am 31. Mai 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Französische Gräben an der Aisne gestürmt

Großes Hauptquartier, 31. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Die lebhafte Artillerietätigkeit im Ypern- und Wytschaete-Bogen dauert an. 
Dicht südlich der Scarpe wurden mehrere englische Kompagnien, die abends überraschend gegen unsere Gräben vorstießen, verlustreich abgewiesen. 
Nach kurzer Feuersteigerung erfolgten nachts auch zwischen Monchy und Guemappe Angriffe der Engländer. In zähem Nahkampf warfen westpreußische Regimenter den mehrmals anlaufenden Feind zurück. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Längs des Chemin-des-Dames-Rückens und in der Westchampagne erreichte der Artilleriekampf wieder größere Stärke. Auf dem südlichen Aisne-Ufer stürmten nach umfangreichen Sprengungen westrheinische Truppen mehrere französische Gräben und brachten 40 Gefangene und einige Maschinengewehre zurück. 
Östlich von Auberive führten Teile eines oberrheinischen Regiments ein Erkundungsunternehmen durch, bei dem 50 Gefangene in unsere Hand fielen. 
Während der Nacht kam es auch auf dem Westufer der Maas zu lebhafter Feuertätigkeit.
Heeresgruppe Herzog Albrecht:
Nichts Neues.

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz hat sich die Gesamtlage nicht geändert.
Mazedonische Front: 
Erfolgreiche Vorfeldgefechte brachten deutschen und bulgarischen Streifabteilungen im Cerna-Bogen und auf dem westlichen Wardarufer eine Anzahl Gefangener ein.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Keine größeren Kampfhandlungen

Berlin, 31. Mai, abends. (Amtlich.)
Keine größeren Kampfhandlungen.
1)

 

Große Getreideladungen nach England versenkt

Berlin, 31. Mai.
Die Tätigkeit der U-Boote auf den nördlichen Kriegsschauplätzen hat zur Vernichtung einer Reihe von feindlichen Dampfern mit besonders wertvollen Ladungen geführt. Unter den versenkten Schiffen befanden sich unter anderen der bewaffnete englische Dampfer "Lewisham" (2810 Tonnen) mit 4000 Tonnen Weizen aus Amerika nach England, der bewaffnete englische Dampfer "Penhall" (3712 Tonnen) mit 4500 Tonnen Zucker von Kuba nach England, der bewaffnete englische Dampfer "Llandrindod" (3841 Tonnen) mit 5600 Tonnen Mais von Indien nach England für Rechnung der englischen Regierung, der englische Dampfer "Jersey City" (4670 Tonnen) mit 7346 Tonnen Weizen von Amerika nach England, ferner der japanische Dampfer "Tansan Maru" (2443 Tonnen) mit gemischter Ladung.
Von den englischen Dampfern sind 3 Kapitäne und 2 Geschützführer als Gefangene eingebracht.
Außerdem ist die englische U-Boots-Falle "Q 25" in Gestalt eines früher unter dem Namen "Lady Patricia" fahrenden englischen Frachtdampfers von 1250 Tonnen versenkt und der Kommandant und der zweite Ingenieur zu Gefangenen gemacht worden.
Am 31. Mai hat ein Geschwader deutscher Marineflugzeuge, darunter eins mit bulgarischer Besatzung, den Hafen Sulina am Schwarzen Meer mit gutem Erfolg mit Bomben belegt. Trotz starker Gegenwirkung sind alle Flugzeuge unbeschädigt zurückgekehrt

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Deutsches Entgegenkommen für die neutralen Schiffe 
(Freie Durchfahrt durch das Sperrgebiet am 1. Juli)

Berlin, 31. Mai. (Amtlich.)
Nachdem sich herausgestellt hatte, daß die englische Regierung bei Erlaß der deutschen Seesperre alle in England liegenden neutralen Schiffe festgehalten hatte, so daß diese Schiffe die ihnen von der deutschen Regierung festgelegten Auslauffristen nicht benutzen konnten, hatte die deutsche Regierung, den Wünschen der Neutralen folgend, einen neuen Termin zum Auslaufen der neutralen Schiffe festgesetzt. Auch an diesem neuen Termin, dem 1. Mai, hat die englische Regierung vielen neutralen Schiffen das Auslaufen aus englischen Häfen unmöglich gemacht. Die Folge waren große Versorgungsschwierigsten in einzelnen neutralen Ländern. Da die deutsche Seespeere sich nur gegen den Feind und seinen gesamten Handel richten will, und weil die deutsche Seekriegsleitung danach strebt, ihre Ziele, die ans Niederringung des Feindes gerichtet sind, zu erreichen, möglichst ohne die Neutralen in Mitleidenschaft zu ziehen, die diese Ziele nicht mutwillig zu durchkreuzen suchen, so hat die deutsche Seekriegsleitung sich trotz ernster militärischer Bedenken abermals dazu entschlossen, den Wünschen der durch Englands Willkür in Sorge geratenen Neutralen entgegenzukommen. Sie hat deshalb Befehl gegeben, daß allen neutralen, in England liegenden Schiffen am 1. Juli freie Durchfahrt durch das Sperrgebiet um England gewährt wird, falls die Schiffe bestimmte Abzeichen führen und bestimmte Wege einhalten.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienische Angriffe bei Monfalcone abgewiesen

Wien, 31. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Am Isonzo gestern tagsüber nur Artilleriekämpfe. In der Nacht wurden bei San Giovanni südwestlich von Monfalcone zwei italienische Vorstöße abgewiesen.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 31. Mai. 
Mazedonische Front: 
Westlich des Dojransees und im Nordteile der Serresebene lebhaftes Artilleriefeuer, auf der übrigen Front schwache Artillerietätigkeit. Im Cerna-Bogen drangen deutsche Abteilungen in den feindlichen Graben, von wo sie Gefangene zurückbrachten. Westlich des Wardar führten unsere Truppen bei dem Dorfe Altschak Mahle gelungene Erkundungsvorstöße aus und brachten Gefangene und Kriegsmaterial allerart zurück. Darauf versuchten feindliche Infanterieabteilungen unterstützt durch Artillerie, vorzudringen, wurden aber zurückgeworfen; lebhafte Fliegertätigkeit an der ganzen Front. 
Rumänische Front: 
Gewehrfeuer bei Tulcea.

 

Der türkische Heeresbericht:

Türkische Erfolge im Irak

Konstantinopel, 31. Mai. 
Im Irak wurde eine englische Sicherungsabteilung am Wadi Edherm angegriffen, zur Flucht gezwungen und eine große Menge von Lebensmitteln von uns erbeutet. 
Kaukasusfront: Feindliche Überfallsversuche auf unserem rechten Flügel und in der Mitte wurden abgewiesen.

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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