Der Weltkrieg am 10. Juni 1917

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Westfront Erster Weltkrieg: Die Ortschaft Beine in der Champagne
Die Ortschaft Beine in der Champagne

 Der deutsche Heeresbericht:

Geringe Gefechtstätigkeit an der ganzen Westfront

Großes Hauptquartier, 10. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Im Kampfabschnitt zwischen Ypern und dem Ploegsteertwalde war nach ruhigem Vormittag der Artilleriekampf erst gegen Abend, vornehmlich auf den Flügeln, gesteigert. Nachts stießen mehrfach englische Kompagnien gegen unsere Linien vor; sie wurden überall abgewiesen.
An der übrigen Front blieb bei schlechter Sicht die Gefechtstätigkeit fast durchweg gering.
Bei Alaincourt an der Oise, südlich von Beine in der Westchampagne, an der Nordostfront von Verdun und im Apremontwalde drangen unsere Stoßtrupps in die französischen Gräben ein und kehrten mit einer erheblichen Zahl von Gefangenen zurück. Bei Abwehr eines feindlichen Erkundungsstoßes bei Flirey blieben mehrere Franzosen in unserer Hand.
In Flandern verlor der Gegner vorgestern 10, gestern 6 Flugzeuge in Luftkämpfen und durch Abwehrfeuer.
Vor einigen Tagen hat Vizefeldwebel Müller seinen 14. Gegner im Luftkampf abgeschossen.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz und an der mazedonischen Front nichts von Bedeutung.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Ruhiger Tag an allen Fronten

Berlin, 10. Juni, abends.
An allen Fronten, auch im Wytschaete-Bogen, im allgemeinen ruhiger Tag.
1)

 

Der Dank des Kaisers an die Garde 

(Eine Ansprache an der Westfront)

Berlin, 10. Juni. 
Bei seinem letzten Besuch an der Westfront sah der Kaiser die unter dem Befehl des Prinzen Eitel Friedrich von Preußen stehende 1. Gardedivision und gleichzeitig die unter dem Befehl des Generals v. Scheuch stehende 33. Infanteriedivision, die beide gleich hervorragenden Anteil an den schweren Kämpfen an der Aisne hatten.
Der Kaiser richtete an die Truppen nachstehende Ansprache:
"Des Feindes Absicht war, in diesem Frühjahr nach langer Vorbereitung unter Aufwand und Einsatz aller denkbaren modernen technischen Hilfsmittel des Krieges sowie großer überlegener Menschenmassen die deutsche Mauer zu durchbrechen und die Entscheidung herbeizuführen. Seine Hoffnungen sind geschwunden und gescheitert an der Tapferkeit und eisernen Kraft der ihm entgegenstehenden deutschen Mauer, gebaut aus Bausteinen aller deutschen Stämme: ein Baustein, der mir nahe am Herzen liegt. Mein Gardekorps hat auch in diesen Kämpfen sich mit Ruhm bedeckt und meinen Erwartungen entsprochen. Das Korps hat auf beiden Kriegsschauplätzen im Osten und Westen stets da gestanden, wo es am heißesten zuging. Es kann mit Stolz die Orte nennen, wo es dem Feinde standgehalten und ihm unheilbare Wunden geschlagen hat. Daher bin ich herbeigeeilt, um diesem Korps meine volle Anerkennung und meinen kaiserlichen Dank auszusprechen und gleichzeitig damit den Dank des gesamten Vaterlandes. Was das deutsche Volk und Heer in diesem Frühjahr vollbracht haben, konnte nur mit Hilfe des Herrn der Heerscharen vollbracht werden. Ihr wißt, daß hinter euch das ganze Volk sich voll bewußt ist der Wichtigkeit des Augenblicks. Der Feind sucht die Entscheidung: ihr habt seine Hoffnungen zunichte gemacht. Es ist fast ein Jahr her, daß ich bei Coulamcourt zum letzten Male meine Garde gesehen habe. Ich bin freudig bewegt, euch hier nach heißen Kampftagen in ungebrochener Kraft und voller Frische wiederzusehen. Ganz besonderen Gruß entbiete ich den Bataillonen meiner alten Brigade. Es ist kaum eine Woche her, daß sich der Jahrestag des Exerzierens der Kaiserbrigaden gejährt hat. Ich danke der Brigade für die Gesinnung, die sie im Gedenken an diesen Tag mir in ihrem Telegramm entgegengebracht hat.
Viele Jahre lang haben wir auf den Übungsplätzen Kreuzberg und Döberitz gearbeitet, um uns kriegsmäßig auszubilden. Wir waren im Frieden bestrebt, auch auf die Kampfesauffassung und Taktik des Feindes einzugehen. Der Brigade ist es vergönnt gewesen, ihre Ausbildung in schweren, siegreichen Kämpfen auszunutzen und Neues zuzulernen. Nun ist es gelungen, die Früchte der langen Arbeit zu ernten. Wir können alle mit gutem Gewissen sagen, wir haben das möglichste getan, um uns kriegsmäßig auszubilden. Die Arbeit ist nicht umsonst gewesen.
Auch die hier versammelten Truppen der tapferen 33. Infanteriedivision haben in den vergangenen schweren Tagen zu meiner vollen Zufriedenheit gefochten. Ich spreche ihnen meine vollste und wärmste Anerkennung aus.
Ich hoffe, so wie der Herr der Heerscharen stets mit uns gewesen ist, er auch ferner uns beistehen wird bis zum Ende. Wir wollen unerschüttert festhalten an dem einen Gedanke von dem wir alle durchdrungen sind: den Kriegswillen des Gegners zu brechen!
Wo ihr auch eingesetzt werdet, werdet ihr nicht nachlassen, sondern euch weiter so schlagen, so wie bei Ypern, bei Tarnow-Gorlice und Kranostlaw, an der Somme und Aisne und in der Champagne.
Das walte Gott!"
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Heftiger Artilleriekampf im Suganatal

Wien, 10. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
In Ostgalizien an mehreren Stellen erhöhte russische Gefechtstätigkeit.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Bei der Isonzo-Armee nichts Neues.
Im Suganatal und auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden entwickelte sich gestern nachmittag heftiger Artilleriekampf, der seit heute früh in erhöhter Stärke fortgesetzt wird. Beim Feinde herrscht rege Bewegung.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 10. Juni.
Mazedonische Front:
Im Cerna-Bogen zeitweilig Trommelfeuer der feindlichen Artillerie von kurzer Dauer. Auch während der Nacht ziemlich heftiges Artilleriefeuer. Deutsche Abteilungen führten mit Erfolg Erkundungen durch und brachten Gefangene ein. An der übrigen Front spärliches Artilleriefeuer.
Rumänische Front:
Bei Isaccea spärliches Artilleriefeuer, bei Tulcea Gewehrfeuer und vereinzelte Artillerietätigkeit.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 10. Juni.
An der Kaukasusfront hält die Flieger- und Patrouillentätigkeit an. Da, wo stärkere feindliche Aufklärungsabteilungen gegen unsere Sicherungslinien vorzustoßen versuchten, wurden sie abgewiesen.

 

Janina von den Italienern besetzt

Rom, 10. Juni. 
Agenzia Stefani meldet: 
Janina wurde durch italienische Truppen ohne Zwischenfall besetzt. Stadt und Landschaft sind vollkommen ruhig.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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