Der Weltkrieg am 12. Juni 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Englischer Kavallerieangriff bei Messines gescheitert

Großes Hauptquartier, 12. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
An der flandrischen Front war die Artillerietätigkeit abends bei Ypern und südlich der Douve gesteigert.
Nachmittags ritt englische Kavallerie gegen unsere Linien östlich von Messines an; nur Trümmer kehrten zurück.
Südlich davon bei Gut Kruis angreifende Infanterie wurde durch Gegenstoß geworfen.
Im Artois war besonders am Lens-Bogen sowie in und südlich der Scarpe-Niederung die Feuertätigkeit lebhaft.
Bei Fromelles, Neuve Chapelle und Arleux vordringende englische Erkundungsabteilungen sind abgewiesen worden.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Gegen die von uns beim Vorstoß westlich von Cerny am 10. Juni besetzten Gräben führten die Franzosen gestern fünf Gegenangriffe, die sämtlich verlustreich im Feuer und Nahkampf scheiterten.
Der Artilleriekampf erreichte nur nördlich von Vailly und am Winterberg vorübergehend größere Stärke.
In der Ostchampagne schlugen bei Tahure und Vauquois französische Erkundungsstöße fehl.
Östlicher Kriegsschauplatz:
An der Düna. bei Smorgon, Baranowitschi und besonders bei Brzezany und an der Narajowka ist die Gefechtstätigkeit wieder lebhaft geworden.
Mazedonische Front:
Zwischen Prespasee und der Ostcerna sowie vom rechten Wardarufer bis zum Dojransee zeigte sich die Artillerie tätiger als in letzter Zeit.

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In dem an gesteigerter Kampftätigkeit reichen Monat Mai haben auch die Luftstreitkräfte in ihren vielseitigen Aufgaben große Erfolge erzielt. Neben den Kampf- und Infanteriefliegern bewährten sich besonders die für Feuerleitung und Beobachtung unentbehrlichen Artillerieflieger, deren Leistungen durch die Fesselballonbeobachter wertvoll ergänzt wurden. Wir verloren im Westen, Osten und auf dem Balkan 79 Flugzeuge und 9 Fesselballone.
Von den abgeschossenen feindlichen Flugzeugen sind 114 hinter unseren Linien, 148 jenseits der feindlichen Stellungen erkennbar abgestürzt. Außerdem haben die Gegner 26 Fesselballone eingebüßt und weitere 23 Flugzeuge, die durch Kampfeinwirkung zur Landung gezwungen wurden.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Englische Angriffe bei Lens gescheitert

Berlin, 12. Juni, abends. (Amtlich.) 
In Flandern zeitweilig lebhafter. Feuerkampf. Südwestlich von Lens sind englische Angriffe im Nahkampf gescheitert.
Im übrigen nichts Wesentliches.
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Der gescheiterte englische Reiterangriff

Berlin, 12. Juni. 
In Flandern wurde die übliche Kampftätigkeit der letzten Tage in überraschender Weise durch englische Kavallerieangriffe östlich Messines unterbrochen. In drei Wellen preschten die britischen Reitergeschwader über das Trichtergelände vor. Was sich nicht in den Resten der Drahtverhaue verfing und in Trichtern und Gräben zu Fall kam, brach im deutschen Schnellfeuer zusammen. In wenigen Minuten war alles vorüber. Das Gelände vor den deutschen Graben war mit toten oder sterbenden Reitern und Pferden bedeckt, während die geringen Reste der Überlebenden in rasender Karriere sich zu retten suchten. Nördlich der Douve versuchten die Engländer einen starken Infanterievorstoß. Ein geringer Anfangserfolg wurde durch sofortigen Gegenstoß wieder wettgemacht. Auch südlich der Douve wurden zwei britische Vorstöße abgewiesen.
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Erfolgreicher Bombenangriff auf Lebara und Arensburg

Berlin, 12. Juni. 
1. Einige unserer Seeflugzeuggeschwader belegten am 10. Juni die russischen Stützpunkte Lebara und Arensburg erfolgreich mit zahlreichen Spreng- und Brandbomben. Ein Teil der militärischen Anlangen ist nahezu völlig zerstört worden. Trotz äußerst starker Gegenwirkung sind die beteiligten Flugzeuge ohne Verluste oder Beschädigungen zurückgekehrt.
Bemerkung: Die russischen Stützpunkte Lebara und Arensburg befinden sich auf dem südlichen Teil der Insel Ösel.
2. Durch unsere U-Boote sind im Atlantischen Ozean u. a. versenkt worden: der englische Dampfer "Limerick", 6827 Tonnen, ein englischer bewaffneter Dampfer von 4500 Tonnen mit Munition, ein weiterer bewaffneter englischer Dampfer von 8000 Tonnen und ein Dampfer von 4000 Tonnen. 

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

33370 Tonnen U-Boots-Beute im Mittelmeer

Berlin, 12. Juni. (Amtlich.) 
1. Vor dem Westausgange des Englischen Kanals und im Atlantischen Ozean wurden neuerdings durch unsere Unterseeboote u. a. vernichtet: der englische Dampfer "Elan Murray" mit 6500 Tonnen Weizen, drei Offiziere des Dampfers wurden gefangengenommen; ein größerer englischer bewaffneter Dampfer unbekannten Namens. Durch weitere Versenkungen gingen u. a. verloren: 9000 Fässer Schmieröl, 10000 Sack Wachs nach Frankreich und weitere 1500 Tonnen Weizen.
2. Unsere U-Boote im Mittelmeer versenkten neuerdings 7 englische Dampfer und 10 italienische Segler mit insgesamt 33 370 Tonnen. (Folgen die Einzelheiten.) 

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Vergebliche italienische Anstürme an der Tiroler Front

Wien, 12. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
In Ostgalizien neuerliches Anwachsen der feindlichen Artillerie- und Fliegertätigkeit.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe in den Sieben Gemeinden dauern fort. Die italienischen Angriffe richteten sich hauptsächlich gegen den Monte Forno, den Monte Chiesa und die Grenzhöhen nördlich davon. Im südlichen Teil dieses Raumes scheiterten sie in den Nachmittagsstunden schon in unserem Geschützfeuer. Auf dem Grenzkamm fingen unsere Truppen starke feindliche Stöße im Bajonett- und Handgranatenkampf auf. Um Mitternacht brach der Gegner zwischen dem Monte Forno und dem Grenzrücken abermals mit erheblichen Kräften vor. Sein Beginnen blieb wieder erfolglos.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Ein italienisches Flugzeuggeschwader belegte Durazzo mit Bomben. Mehrere Albaner wurden getötet.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 12. Juni.
Kaukasusfront: In einigen Abschnitten wurde feindliche Patrouillen- und Aufklärertätigkeit beobachtet. An einer Stelle wurde ein Versuch des Feindes, mit etwa zwei Kompagnien einen Überfall gegen unsere Vorposten zu machen, durch Bomben und Infanteriefeuer abgewiesen.

 

Thronverzicht des Königs Konstantin von Griechenland - Thronwechsel von den Schutzmächten verlangt

König Konstantin
König Konstantin
Prinz Alexander
Prinz Alexander
Oberkommissar Jonnart
Jonnart

Athen, 12. Juni. (Havas-Meldung.) 
König Konstantin hat zugunsten seines Sohnes Prinz Alexander abgedankt. 

Athen, 12. Juni. (Meldung der Agence Havas.) 
Montag vormittag hatte der Oberkommissar der Alliierten Jonnart mit dem Ministerpräsidenten Zaimis eine Unterredung, in welcher er von ihm im Namen der Schutzmächte die Abdankung des Königs und die Bezeichnung eines Nachfolgers unter Ausschluß des Thronfolgers verlangte. Zaimis erkannte die Uneigennützigkeit der Mächte an, deren ewiges Ziel die Wiederherstellung der Einigkeit Griechenlands auf Grund der Verfassung sei, erwiderte aber Jonnart, daß ein Entschluß vom König erst am Abend nach Zusammentrttt eines Kronrats, bestehend aus den ehemalig Ministerpräsidenten, gefaßt werden könnte. Trotz der Hetzereien gewisser Agitatoren wurde die Ruhe in den Straßen Athens nicht gestört. Nachdem Zaimis Jonnart den Brief mit der Annahme der Abdankung überreicht hatte, hat der ehemalige König die Absicht ausgesprochen, sich auf ein englisches Schiff zu begeben und über Italien nach der Schweiz zu fahren. Die Truppen, die zur Verfügung des Oberkommissars der Mächte standen, hatten Befehl erhalten, nicht zu landen, bevor der Entschluß des Königs bekannt war.
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Die Mitteilung Zaimis an die Mächte - Prinz Alexander vom König als Nachfolger bezeichnet

Der griechische Ministerpräsident Zaimis
Ministerpräsident Zaimis

Athen, 12. Juni. 
Der Ministerpräsident gab dem Oberkommissar Jonnart die Antwort der Krone in folgendem Brief zur Kenntnis:
Herr Oberkommissar! Nachdem Frankreich, Rußland und Großbritannien durch ihre gestrige Note die Abdankung Seiner Majestät des Königs Konstantin und die Bezeichnung eines Nachfolgers gefordert haben, hat der unterzeichnete Ministerpräsident und Minister der auswärtigen Angelegenheiten die Ehre, Eurer Exzellenz zur Kenntnis zu bringen, daß Seine Majestät, wie immer auf das Wohlergehen Griechenlands bedacht, beschlossen hat, Griechenland mit dem Kronprinzen zu verlassen, und als seinen Nachfolger Prinzen Alexander bezeichnet. (gez.) Zaimis.
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Der 1. Weltkrieg im Juni 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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