Der Weltkrieg am 27. Juni 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Starke englische Vorstöße abgeschlagen

Großes Hauptquartier, 27. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Bei schlechter Sicht war die beiderseitige Artillerietätigkeit an der Front geringer als in den Vortagen. Nur in einzelnen Abschnitten nahm das Feuer zeitweise zu.
In den Morgenstunden wurden gegen den vorspringenden Lens-Bogen angreifende starke englische Kräfte unter schweren Verlusten abgeschlagen. In einem Vorfeldgraben beiderseits der Straße Arras-Lens setzte sich der Gegner fest.
Bei Fontaines blieben Vorstöße feindlicher Abteilungen erfolglos; ebenso scheiterten an mehreren Stellen der Arras-Front Angriffe von Erkundungsabteilungen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Abgesehen von starkem Feuer nordwestlich von Craonelle sowie beiderseits der Straße Corbeny - Berry-au-Bac hielt sich die Kampftätigkeit im allgemeinen in mäßigen Grenzen.
Heeresgruppe Herzog Albrecht: 
Keine wesentlichen Ereignisse.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Südlich der Bahn Lemberg-Tarnopol und an der Narajowka blieb das Artillerie- und Minenfeuer lebhaft.
An der Zlota Lipa brachten wir von einem gelungenen Erkundungsvorstoß mehrere russische Gefangene zurück.
Mazedonische Front:
Im Cerna-Bogen und östlich lebte die Feuertätigkeit zeitweise auf.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Beschießung des Hafens von Dünkirchen

Berlin, 27. Juni, abends. (Amtlich.)
An allen Fronten im allgemeinen ruhiger Tag. Der Hafen von Dünkirchen wurde erfolgreich durch unsere Artillerie beschossen.
1)

 

21700 Schiffstonnen versenkt

Berlin, 27. Juni. (Amtlich.)
Neue U-Boots-Erfolge im Englischen Kanal, in der Biscaya und Nordsee: 5 Dampfer, 4 Segler mit 21700 Brutto-Registertonnen. (Folgen die Einzelheiten.)

 Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Keine Ereignisse an den k. u. k. Fronten

Wien, 27. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Auf keinem der Kriegsschauplätze Ereignisse von Bedeutung.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Das Kriegsziel Österreich-Ungarns - Eine Erklärung des Ministerpräsidenten v. Seidler

Ritter v. Seidler
Ritter v. Seidler

Wien, 27. Juni.
In der Verhandlung des Abgeordnetenhauses über die Anfragen der Abgeordneten Daszynski, Dr. Stojan und Hruban an die Regierung betreffend Vorbereitungen für etwaige Friedensverhandlungen erklärte Ministerpräsident Dr. v. Seidler nach Rücksprache mit dem Minister des Äußern: Die Annahme der Anfrage Daszynskis, als ob die österreichisch-ungarische Regierung das Selbstbestimmungsrecht der Nationen als Grundlage eines dauerhaften Friedens anerkannt hätte, ist irrtümlich. Die österreichisch-ungarische Regierung steht auf der Grundlage des Staatsgrundgesetzes, wonach es Seiner Majestät vorbehalten ist, Frieden zu schließen, und somit dem Monarchen die Wahrung der Interessen und Bedürfnisse der Völker Österreichs in jenen entscheidenden Augenblicken anvertraut erscheint. Unter dieser ausdrücklichen Verwahrung der Hoheitsrechte der Krone ist die österreichisch-ungarische Regierung jederzeit bereit, im Einverständnis mit ihren Bundesgenossen auf der Basis eines ehrenvollen Friedens mit dem Feinde in Verhandlungen zu treten, lehnt jedoch entschieden jede andere Grundlage für Friedensverhandlungen ab. Der Minister des Äußern hat unsere Bereitwilligkeit zu einem ehrenvollen Friedensschluß, welcher die Garantien einer freien und gesicherten Entwicklung der Monarchie enthält, offen zum Ausdruck gebracht. Hierüber kann auch bei unseren Feinden kein Zweifel herrschen. Solange unsere Feinde diesen Standpunkt der österreichisch-ungarischen Regierung und unserer Verbündeten nicht annehmen, werden wir weiterkämpfen in festem Vertrauen, daß die heldenmütigen Leistungen unserer Armeen, verbunden mit der aufopferungsvollen Tätigkeit des Hinterlandes, den Tag bringen werden, an welchem den Völkern der Monarchie der Lohn ihres Ausharrens durch den ehrenvollen Frieden gesichert wird.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 27. Juni.
Mazedonische Front:
Schwache Artillerietätigkeit auf der ganzen Front. Im Cerna-Bogen wurde eine feindliche Erkundungstruppe durch Feuer zurückgeschlagen. Auf dem linken Ufer der unteren Struma wurden auf der Linie südlich von Ormanli-Elghian-Eniköj englische Aufklärungsabteilungen
vertrieben.
Rumänische Front:
Bei Mahmudia vereinzeltes Artilleriefeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Erfolgreiche Fliegerkämpfe an der Sinai-Front

Konstantinopel, 27. Juni.
(Amtlicher Generalstabsbericht vom 27. Juni.)

Kaukasus-Front: Im linken Flügelabschnitt leichtes Infanterie- und Artilleriefeuer.
Sinai-Front: Am 25. Juni nachmittags fanden zwei Luftkämpfe statt. In dem ersten kämpften zwei unserer Flugzeuge gegen drei englische. Ein englisches Flugzeug stürzte hinter unseren Linien ab. Der Pilot ist tot. Das zweite englische Flugzeug war gezwungen, in beschädigtem Zustande hinter den englischen Linien zu landen.
Dem dritten feindlichen Flugzeug gelang es, sich durch schleunige Flucht zu retten.
Bei dem zweiten Luftkampfe wurde ein feindliches Flugzeug zur Landung hinter den englischen Linien gezwungen. Aus allen Luftkämpfen kehrten unsere Flugzeuge
wohlbehalten zurück.
Auf den übrigen Fronten keine Ereignisse.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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