Der Weltkrieg am 30. Juni 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Kaiser Karl von Österreich in München
Kaiser Karl schreitet während seines Besuches bei König Ludwig III. in München die Ehrenkompanie ab
Aufnahme vom 30. Juni 1917

 Der deutsche Heeresbericht:

Russische Angriffstätigkeit in Ostgalizien - 
Neue Sturmerfolge westlich der Maas

Großes Hauptquartier, 30. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Die Kampftätigkeit der Artillerie hielt sich bei regnerischer Witterung in mäßigen Grenzen, sie verdichtete sich zu starkem Feuer nur an wenigen Stellen. Nachmittags brach eine englische Kompagnie begleitet von tiefliegenden Flugzeugen, südöstlich von Armentières in unsere Gräben; sie wurden im Gegenstoß sofort wieder geworfen Nachts sind mehrere feindliche Erkundungstrupps zurückgewiesen worden. Einige Vorstöße an der Yser und südwestlich von St. Quentin brachten mehrere Belgier und Franzosen als Gefangene ein. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Gestern früh wurde von bayerischen Truppen nach wirkungsvoller Feuervorbereitung eine gewaltsame Erkundung südöstlich von Corbeny durchgeführt. Die Stoßtrupps drangen in 1200 Meter Breite bis zu der hintersten französischen Linie durch und sprengten trotz zäher Gegenwehr einige Unterstände; mit einer größeren Zahl von Gefangenen kehrten sie unbelästigt vom Feinde in ihre Gräben zurück. Abends erweiterten westfälische Regimenter den Erfolg vom Vortage östlich von Cerny. In überraschendem Sturm nahmen sie mehrere feindliche Grabenlinien südlich des Gehöftes La Bovelle. Die Gefangenenzahl hat sich bedeutend erhöht. Gleichzeitig griffe die Franzosen zweimal mit starken Kräften bei Cerny an; sie wurden im Nahkampf zurückgeschlagen.
Auch auf dem Westufer der Maas wurde der Gewinn des 28. Juni vergrößert. Am Osthang der Höhe 304 stürmte ein posensches Regiment etwa 500 Meter der französischen Stellung und bemächtigten sich aus Brandenburger und Berlinern bestehende Sturmabteilungen feindlicher Gräben in dem von Bethincourt auf Esnes streichenden Grunde. Am 28. und 29. Juni sind hier 825 Gefangene zurückgeführt worden Der Feind leistete hartnäckigen Widerstand; seine blutigen Verluste sind erheblich. Er vergrößerte sie noch durch fruchtlose Gegenangriffe am Südostrande des Waldes von Avocourt und gegen den Südwesthang der Höhe 304.
Heeresgruppe Herzog Albrecht: 
Nichts Wesentliches.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Auf den wachsenden Druck der übrigen Ententemächte hin beginnt die russische Gefechtstätigkeit in Ostgalizien den Eindruck beabsichtigter Angriffe zu machen. Starkes Zerstörungsfeuer der Russen liegt seit gestern auf unseren Stellungen von der Bahn Lemberg-Brody bis zu den Höhen südlich von Brzezany. Bei Konjuchy griffen nachts russische Kräfte an, die in unserem Vernichtungsfeuer verlustreich zurückfluteten. Auch nördlich und nordwestlich von Luck nahm die russische Feuertätigkeit erheblich zu.
Mazedonische Front: 
Nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Russische Infanterieanstürme in Ostgalizien abgeschlagen

Berlin, 30. Juni, abends. (Amtlich.)
Im Westen bei Regen nichts Besonderes. 
Im Osten haben nach starkem Feuer russische Infanterieangriffe von der oberen Strypa bis zum Westufer der Zlota Lipa eingesetzt. Der Ansturm brach in unserem Vernichtungsfeuer zusammen.
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Ein englischer Kreuzer torpediert - 36000 Tonnen von einem U-Boot versenkt

Berlin, 30. Juni. (Amtlich.)
1. Im Atlantischen Ozean wurden durch eines unserer U-Boote neuerdings 36000 Brutto-Registertonnen versenkt. (Folgen die Einzelheiten.)
2. Eines unserer Unterseeboote hat am 11. Juni im Mittelmeer einen unbekannten englischen Kleinen Kreuzer älteren Typs torpediert. Aufgefundene zertrümmerte Boote trugen am Bug den Buchstaben G.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Rücktritt des Berliner griechischen Gesandten

Berlin, 30. Juni.
Wie wir erfahren, hat der hiesige griechische Gesandte Herr Theotoky bei der neuen Regierung in Athen telegraphisch seinen Abschied eingereicht und die Geschäfte der Gesandtschaft dem ersten Legationssekretär Herrn Polychroniadis übergeben.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die heftigen Artilleriekämpfe in Galizien

Wien, 30. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Das in Galizien seit einigen Tagen zunehmende feindliche Artilleriefeuer hat sich seit gestern mittag in der Gegend von Brzezany und von
Konjuchy zur größten Heftigkeit gesteigert. Wo es die Lage erforderte, antwortete unsere Artillerie mit kräftigem Vernichtungsfeuer. Ein bei Konjuchy eingesetzter Infanterieangriff brach in unserem Sperrfeuer zusammen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Feindliche Flieger warfen in der Nähe von Triest mehrere Bomben ab. Auf dem Monte Ortigara wurden bisher 12 erbeutete Geschütze eingebracht.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:


Oberleutnant Felmy

Konstantinopel, 30. Juni.
An der persischen Front nordöstlich von Suleimanie wurde ein von einer russischen Departementsabteilung unternommener Angriff abgewiesen.
Kaukasusfront: Versuche feindlicher Patrouillen, stärkere Aufklärungsabteilungen an verschiedenen Punkten gegen unsere Sicherungslinien vorzustoßen, schlugen fehl. Das gegenseitige Artilleriefeuer erreichte nur auf unserem äußersten linken Flügel größere Heftigkeit.
Sinaifront: Von den feindlichen Flugzeugen, die am 26. dieses Monats Jerusalem angegriffen hatten, wurden 3 von der Erde aus abgeschossen, 2 dieser Flugzeuge wurden von unseren Patrouillen in Brand gesteckt. Die Maschinengewehre der beiden Flugzeuge wurden erbeutet. Am 25. und 26. haben somit die Engländer 6 Flugzeuge, davon 2 im Luftkampf und 4 durch Artilleriefeuer, verloren. Die Leistung unserer Fliegerabteilung an der Sinaifront muß anerkennend hervorgehoben werden. Besonders zeichneten sich aus Oberleutnant Felmy, der an der Sinaifront zum vierten Male, sowie Leutnant Daum und Leutnant Schleiff, die zum dritten Male im Luftkampf siegreich blieben.

 

Erweiterung der englischen Gefahrzone in der Nordsee

Haag, 30. Juni.
Das Korrespondenzbureau meldet amtlich:
Das Ministerium des Äußern teilt mit, daß die britische Regierung folgendes bekanntgemacht. hat: Die gefährliche Zone in der Nordsee wird vom 4. Juli an alle Gewässer, mit Ausnahme der niederländischen und dänischen Territorialgewässer, umfassen. welche südlich und östlich der Linie liegen, die drei Meilen von der Küste von Jütland in 57 Grad 8 Minuten nördlicher Breite beginnt und über die Punkte 57 Grad 8 Minuten nördlicher Breite, 4 Grad östlicher Länge und 53 Grad nördlicher Breite, 4 Grad östlicher Länge längs des 53. Breitengrades nach einem Punkte Gent, der drei Meilen von der niederländischen Küste entfernt ist und von dort längs der Grenze der niederländischen Territorialgewässer nach Norden und Osten verläuft. Da infolge dieser Maßregel die sichere Fahrrinne in die gefährliche Zone fallen und damit die Schiffahrt um die Nordküste von England unmöglich werden würde, hat die niederländische Regierung die britische auf die höchst bedenklichen Folgen dieser Maßregel aufmerksam gemacht und die Erwartung ausgesprochen, daß sie abgeändert werden wird.
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Ein französischer Kreuzer gesunken

Paris, 30. Juni. (Meldung der Agence Havas.)
Der Kreuzer "Kleber", der aus der Fahrt von Dakar nach Brest war, um außer Dienst gestellt zu werden, ist am 27. Juni vormittags aus der Höhe der Landspitze von St. Mathieu auf eine Mine geraten und untergegangen. 38 Mann werden vermißt, darunter 3 Offiziere.
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Ein neuer Oberbefehlshaber in Ägypten

General Allenby
General Allenby

London, 30. Juni.
Amtlich wird gemeldet:
General Allenby ist in Ägypten eingetroffen und hat den Oberbefehl über das dortige Expeditionskorps übernommen.
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Der 1. Weltkrieg im Juni 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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