Der Weltkrieg am 26. Juli 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Gestrandetes deutsches U-Boot
Das Wrack des am 26. Juli 1917 bei Wissant (Kanal) gestrandeten deutschen "UC 61"

 Der deutsche Heeresbericht:

Rückzug der Russen in Richtung Czernowitz - 
Sturmerfolge bei Monchy, Ailles, Hurtebise; 1150 Gefangene

Großes Hauptquartier, 26. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In unverminderter Heftigkeit, vielfach zum Trommelfeuer anschwellend, tobte zwischen der Küste und der Lys die Artillerieschlacht weiter. Nachts ließ der Feuerkampf nur wenig nach; bei Hellwerden steigerte er sich erneut zu größter Stärke.
Die englischen Erkundungsvorstöße dauerten an; Erfolg hatten sie nicht.
Im Artois lag wieder heftige Artilleriewirkung auf den Stellungen bei Lens. Bei Monchy erkämpften lübeckische Sturmabteilungen zusammen mit Flammenwerfern ein wichtiges Grabenstück, das der Feind dreimal vergeblich zurückzuerobern versuchte.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Nach ausgezeichneter Feuervorbereitung stürmten abends Teile westfälischer Regimenter die französische Stellung südlich von Ailles in 1800 Meter Breite und 400 Meter Tiefe. Heute morgen brachen zu überraschendem Angriff niederrheinische Bataillone nordwestlich des Gehöfts Hurtebise vor und entrissen dem Feinde beherrschende Teile des Höhenkammes.
In der Champagne führten schleswig-holsteinische und märkische Sturmtruppen einen schneidigen Vorstoß erfolgreich durch. Sie nahmen am Hochberg die Reste des am 14. Juli in der Hand der Franzosen gebliebenen Geländes wieder.
Der Gegner führte auf den drei Gefechtsfeldern fruchtlose Gegenangriffe, die seine blutigen Verluste erhöhten; im ganzen sind über 1150 Gefangene, dabei 46 Offiziere, und zahlreiche Grabenwaffen eingebracht worden.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern (Heeresgruppe des Generalobersten v. Eichhorn):
Südlich von Smorgon verkleinerte unsere zusammengefaßte Artilleriewirkung die Einbruchstelle der Russen. Der Feind mußte dort weichen; fast die ganze frühere Stellung ist wieder in unserem Besitz.
Heeresgruppe des Generalobersten v. Boehm-Ermolli:
In heftigen Kämpfen gewannen unsere Divisionen die Höhen nordöstlich von Tarnopol und den Griezna- Abschnitt bis zur Straße Trembowla-Husiatyn. Weiter südwestlich sind Buczacz, Tlumacz, Ottynia, Delatyn genommen.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Die russische Karpathenfront ist durch den Druck nördlich des Dnjestr nun auch südlich des Tataren-Passes ins Wanken gekommen. Der Feind geht dort in Richtung auf Czernowitz zurück. Im Angriff wurden die Russen gestern von den Baba Ludowahöhen geworfen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Von Mittag bis zur Dunkelheit lebhafter Feuerkampf am Unterlauf des Sereth.
Mazedonische Front: 
Nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Aufgabe der russischen Karpathenfront bis zum Kirlibaba-Abschnitt

Berlin, 26. Juli. (Amtlich.)
In Flandern tagsüber geringes Nachlassen des Feuerkampfes.
Weitere Erfolge in Ostgalizien zwangen die Russen zur Aufgabe ihrer Karpathenfront bis zum Kirlibaba-Abschnitt.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Eroberung der Baba-Ludowa-Höhe

Wien, 26. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
An der oberen Susita entwickelt der Feind erneut rege Tätigkeit.
Bei der Armee des Generalobersten v. Koeveß wurde den Russen die Baba Ludowa entrissen. Der Gegner hat nordwestlich dieser Höhe seine Karpathenstellungen preisgegeben und weicht gegen Osten. Bei der Bezwingung des russischen Widerstandes im Tatarenpaß hat sich das erprobte Budapester Infanterieregiment Kaiserin und Königin Maria Theresia Nr. 32 besonders hervorgetan.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Die Heeresgruppe des Generalobersten v. Boehm-Ermolli hat Delatyn, Ottynia, Tlumacz und Buczacz gewonnen. Deutsche Truppen stehen am Westrand von Trembowla.
Der Erfolg von Tarnopol wurde durch die Eroberung mehrerer Höhen erweitert.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Außer dem gewöhnlichen Geschützfeuer keine besonderen Ereignisse.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Unverändert.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 26. Juli.
Mazedonische Front:
Längs der ganzen Front schwache Kampftätigkeit. Auf dem linken Wardarufer, südlich des Dorfes Kraschteli führte eine unserer Abteilungen Zerstörungen in feindlichen Gräben und Drahtverhauen aus. An der unteren Struma bei Christian Kamila wies eine unserer Feldwachen durch Feuer eine feindliche Erkundungsabteilung ab.
Rumänische Front:
Bei Mahmudia, Tulcea und Isaccea bis Galatz Artilleriefeuer. Am Sereth im Abschnitt unserer Truppen ziemlich heftiges Geschützfeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 26. Juli.
Kaukasusfront: In dem rechten Flügelabschnitt machten die Russen am 26. Juli an mehreren Stellen Vorstöße mit Kavallerieabteilungen, die sämtlich scheiterten.
In der Nacht zum 25. Juli an der Gazafront leichtes Artilleriefeuer, das tagsüber andauerte.
An anderen Frontteilen Patrouillentätigkeit.

 

Ein englischer Hilfskreuzer und ein U-Boot torpediert

London, 26. Juli.
Die Admiralität teilt mit:
Der bewaffnete Hilfskreuzer "Otway" (12077 Tonnen) wurde in den nördlichen Gewässern torpediert und sank innerhalb 20 Sekunden. Zehn Mann wurden getötet, die übrigen gerettet.

Amtlich wird aus Berlin unter dem 22. Juli gemeldet:
Das britische Unterseeboot "E 44" wurde durch ein deutsches Unterseeboot versenkt. Ein Heizer wurde gerettet und gefangengenommen.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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