Der Weltkrieg am 10. August 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Stärkstes Trommelfeuer zwischen Yser und Lys

Großes Hauptquartier, 10. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern schwankte gestern die Kampftätigkeit der Artillerien bei wechselnder Sicht in ihrer Stärke; sie nahm abends allgemein zu, hielt während der Nacht an und steigerte sich heute in den frühesten Morgenstunden zwischen der Yser und Lys zu stärkstem Trommelfeuer.
In breiten Abschnitten östlich und südöstlich von Ypern haben darauf starke feindliche Infanterieangriffe eingesetzt.
Im Artois war der Artilleriekampf beiderseits von Lens und südlich der Scarpe sehr lebhaft. Abends griffen die Engländer vom Wege Monchy-Pelves bis zur Straße Arras-Cambrai in dichten Massen an. Unser Vernichtungsfeuer schlug verheerend in ihre Bereitstellungsräume; die vorbrechenden Sturmwellen erlitten im Abwehrfeuer und Nahkampf mit unseren kampfbewährten Regimentern schwerste Verluste und wurden überall zurückgeworfen.
Nördlich von St. Quentin entrissen brandenburgische Bataillone den Franzosen einige Grabenlinien in 1200 Meter Breite. Gegenangriffe des Feindes scheiterten, über 150 Gefangene blieben in unserer Hand.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Zwischen Soissons und Reims, in der Westchampagne und auf beiden Maasufern erreichte das Feuer zeitweilig erhebliche Stärke.
Eine französische Erkundungsabteilung, die an der Straße Laon-Soissons in unsere Gräben eindrang, wurde durch Gegenstoß vertrieben.
Östlich der Maas brachen badische Stoßtrupps in die französische Stellung nördlich von Vacherauville ein und führten eine Anzahl Gefangener zurück.
Leutnant Gontermann schoß zwei feindliche Fesselballone ab.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Auflebende Gefechtstätigkeit bei Dünaburg, südlich von Smorgon und bei Brody. Hier brachte ein Unternehmen deutscher und österreichisch-ungarischer Truppen über 200 Gefangene ein.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Südöstlich von Czernowitz wurde hartnäckig gekämpft; unsere Truppen drangen an mehreren Punkten in die Grenzstellung der Russen ein.
Auch in der Sereth-Niederung und an der Solka wurden nach Abwehr feindlicher Gegenstöße Vorteile erzielt. Zwischen Trotus- und Putna-Tal nahmen die verbündeten Truppen trotz zähen Widerstandes der Rumänen mehrere Höhenstellungen in Sturm.
In den beiden letzten Tagen wurden im Oitoz-Abschnitt gegen 1400 Gefangene gemacht und 30 Maschinengewehre erbeutet.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Zu beiden Seiten der Bahn Focsani-Adjudul haben deutsche Divisionen in breiter Front den Übergang über die Susita erzwungen. In erbitterten Gegenstößen suchten die Gegner unter Einsatz starker Massen unser Vordringen zu hemmen; alle ihre gegen Front und Flanke geführten Angriffe scheiterten unter den schwersten Verlusten.
Mazedonische Front:
Nichts Besonderes.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreicher Kampf um die Tore der Moldau

Wien, 10. August.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Nördlich von Focsani gewannen die verbündeten Truppen nach erbittertem Ringen, unter neuerlicher Abwehr schwerer russisch-rumänischer Gegenstöße, das Nordufer der Susita.
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Beiderseits der Oitoz-Straße stießen vorgestern die österreichisch-ungarischen und deutschen Regimenter des Generalobersten von Rohr gegen die stark verschanzten Stellungen von Heerestrau vor. In zähem Angriff warfen wir gestern den Feind von den Höhen südlich des genannten Ortes. Nebst schweren, blutigen Verlusten erlitt der Gegner eine Einbuße von mehr als 1400 Gefangenen und 30 Maschinengewehren. Auch nordöstlich von Holda an der rumänischen Bistritza mußten die Russen unseren anstürmenden Honveds zähe verteidigte Stellungen überlassen. In der Bukowina bei Solka und südöstlich von Czernowitz wurden Fortschritte erzielt. Gegenangriffe der durch Kosaken vorgetriebenen russischen Infanterie vermochten keine Änderung herbeizuführen.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Bei Brody holten österreichisch-ungarische und deutsche Sturmtrupps 200 Gefangene aus den russischen Gräben.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Bei Mori in Südtirol brachen unsere Abteilungen in die feindliche Linie ein, nahmen einen Graben in Besitz und führten einen Offizier und 53 Mann als Gefangene ab.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Unverändert.

  Der Chef des Generalstabes.

Ereignisse zur See:
In der Nacht vom 8. auf den 9. haben ungefähr 25 feindliche Flugzeuge auf Pola gegen 90 Bomben abgeworfen. Es wurden gar keine militärischen und in der Stadt nur geringfügige Schäden verursacht. Zwei Personen leicht verletzt.

Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 10. August.
Mazedonische Front:
Im Cerna-Bogen, östlich von Nakow, wurde eine feindliche Erkundungsabteilung durch unsere Bomben vertrieben. Auf beiden Seiten des Wardar und an der unteren Struma lebhafte Patrouillentätigkeit. Auf der übrigen Front schwaches Feuer.
Rumänische Front:
Bei Mahmudia Gewehrfeuer. Beim Dorfe Garwan, südlich von Galatz, vereinzelte Kanonenschüsse.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 10. August.
Nordöstlich von Suleimanie wurde der Angriff zweier russischer Züge abgewiesen. Gegenüber Serduscht ziehen sich die Russen in die Berge zurück.
An der Kaukasusfront die übliche Patrouillentätigkeit.
Sinaifront: In der Nacht zum 9. August 1917 gingen zwei englische Kompagnien mit 6 Maschinengewehren gegen den rechten Flügel unserer Truppen östlich der Ghazagruppe vor. Sie stießen im Vorgelände auf unsere Patrouillen, die den Gegner ungesäumt angriffen. Nach erbittertem Nahgefecht ging der Feind unter Zurücklassung von etwa 50 Toten eilig zurück. 5 Gefangene wurden eingebracht, ein Maschinengewehr, Leuchtpistolen und Fernsprechgerät erbeutet.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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