Der Weltkrieg am 6. November 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Der 1. Weltkrieg: Italien
Unmengen von den Italienern zurückgelassenes Kriegsmaterial an den Brücken über den Tagliamento bei Codroipo

 Der deutsche Heeresbericht:

Die ganze Tagliamento-Linie gewonnen

150 Kilometer Gebirgsfront von den Italienern aufgegeben

Großes Hauptquartier, 6. November.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern setzte nach tagsüber lebhaftem Störungsfeuer gestern abend starker Artilleriekampf ein, der zwischen dem nördlichen Teil der Yser-Niederung und dem Kanal von Comines nach Ypern während der Nacht unvermindert anhielt und heute morgen vom Houthoulster Walde bis Zandvoorde sich zum Trommelfeuer gegen unsere Kampfzone steigerte.
Starke englische Infanterie hat dann beiderseits von Passchendaele und an der Straße Menin-Ypern angegriffen.
Bei den anderen Armeen, insbesondere bei St. Quentin, längs der Ailette, auf beiden Ufern der Maas und im Sundgau schwoll abends die Feuertätigkeit zu beträchtlicher Stärke an. Gewaltsame Erkundungen der Gegner schlugen an mehreren Stellen verlustreich fehl.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz und an der mazedonischen Front ist die Lage unverändert.
Italienische Front:
Die Tagliamento-Linie ist von uns gewonnen. Die Italiener sind zwischen Gebirge und Meere erneut im Rückzuge; Brände kennzeichnen ihren Weg durch die oberitalienische Ebene.
Die Erkämpfung des Uferwechsels am Gebirgsrande durch angriffsfreudige deutsche und österreichisch-ungarische Divisionen trieb einen Keil in die von Natur starken Verteidigungsstellungen des Feindes am Westufer des Abschnitts; die schnelle Erweiterung des so geschaffenen Brückenkopfes durch erfolgreiche Kämpfe zwang den Gegner zur Räumung der ganzen Flußlinie bis zur adriatischen Küste.
Flußaufwärts bis zum Fellatal hielten gestern italienische Brigaden noch stand.
Der Druck unseres Vordringens hat die Italiener auch zur Aufgabe ihrer Gebirgsfront veranlaßt; vom Fellatal bis zum Colbricon, nördlich des Suganatales, in einer Breite von mehr als 150 Kilometer, haben die Italiener ihre seit Jahren ausgebauten Stellungszonen aufgeben müssen und sind im Zurückgehen. Die weiteren Operationen der verbündeten Armeen sind eingeleitet.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Verfolgung der Italiener westlich des Tagliamento

Berlin, 6. November, abends. (Amtlich.) 
Die Frühangriffe der Engländer führten tagsüber zu Kämpfen um Passchendaele, bei Gheluvelt brach der feindliche Ansturm ergebnislos und verlustreich zusammen. - Im Osten nichts Neues. - Der Tagliamento ist auf der ganzen Font überschritten, die Verfolgung ist im Vorschreiten.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Cortina d´Ampezzo und San Martino di Castrozza befreit

Wien, 6. November.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Der aus dem Raume von Osoppo-Pinzano geführte Stoß der Verbündeten hat den italienischen Widerstand an der ganzen Tagliamento-Front gebrochen. Die österreichisch-ungarischen und deutschen Streitkräfte des Feldmarschalls Erzherzog Eugen gewannen überall, bei Codroipo - unter den Augen Seiner Majestät unseres Kaisers und Königs - das rechte Flußufer und sind im Vordringen gegen Westen. Im Bereiche des obersten Tagliamento warfen Truppen des Freiherrn v. Krobatin den Feind aus seinen Feld- und Gebirgsstellungen östlich des Cadore. Unsere neuen Erfolge konnten auf die Dolomitenfront nicht ohne entscheidenden Einfluß bleiben; vom Kreuzberg bis über den Rollepaß hinaus ist der Feind zum Rückzuge gezwungen. Feldmarschall Freiherr v. Conrad hat die Verfolgung aufgenommen. Auf dem Gipfel des Col di Lana, dessen durch Sprengung erreichte Einnahme seinerzeit ganz Italien in einen Siegestaumel stürzte, und auf dem Monte Piano wehen unsere Fahnen. In Cortina d´Ampezzo sind unsere Truppen unter dem Jubel der Bevölkerung gestern abend eingerückt. Auch San Marino di Casterozzo im Primörtal ist zurückgewonnen.
Seit Mai 1915 streckt der Italiener seine begehrliche Hand nach dem Pustertal aus und nach Bozen, dem Herzen Tirols. Dank der unerschütterlichen Standhaftigkeit unserer Tapferen wird aber des Feindes Hoffen nie und nimmer zur Tat werden. Die Vorteile, die er in diesem Raume nach 2 ½ Jahren des Kampfes und der Arbeit errang, lassen sich nach Schritten zählen. Nun ist auch dieses Werk in wenigen Tagen völlig zusammengebrochen.
Östlicher Kriegsschauplatz und Albanien:
Nichts Neues.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 6. November.
Syrien: Die der syrischen Küste vorgelagerte Insel Arwad wurde wirksam unter Feuer genommen. Hierbei wurden die auf der Insel befindlichen französischen drahtlosen Telegraphenstationen sowie zwei Geschütze zerstört. Die im Hafen von Arwad befindlichen Schiffe, fünf Segler, ein Dampfboot und zwei 4000 Tonnen- Dampfer, wurden durch Treffer versenkt.
Sinaifront: Im Ghazaabschnitt heftiges, im mittleren Abschnitt und am linken Flügel leichteres Artilleriefeuer.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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