Der Weltkrieg am 6. Dezember 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Italienische Infanterie erwartet den Abmarschbefehl zur Front
Italienische Infanterie erwartet den Abmarschbefehl zur Front 
Aufnahme vom 6. Dezember 1917

 Der deutsche Heeresbericht:

Rückzug der Engländer bei Cambrai - Zehntägige Waffenruhe an der Ostfront

Großes Hauptquartier, 6. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In dem flandrischen Kampfgebiet nahm die Artillerietätigkeit am Abend wieder erheblich an Stärke zu.
Südlich und südwestlich von Moeuvres stürmten unsere Truppen englische Gräben und stießen bis über die von Bapaume auf Cambrai führende Straße vor.
Unter der Einwirkung unseres letzten Angriffserfolges und unter dem steten Druck vom Norden und Osten räumte der Feind zwischen Moeuvres und Marcoing seine vordersten Stellungen und zog sich auf die Höhen nördlich und östlich von Flesquières zurück.
Im scharfen Nachdrängen wurden die Dörfer Graincourt, Anneux, Caintaing Novelles sowie die Waldhöhen nördlich von Marcoing genommen.
Auf 10 Kilometer Breite haben wir unsere Linien bis zu 4 Kilometer Tiefe vorgeschoben. 
Auf seinem Rückzuge hat der Feind, soweit es die Zeit noch zuließ, die Ortschaften durch Brand und Sprengung zerstört. Die Trümmer dieser Dörfer und das zwecklos begonnene Zerstörungswerk an der nun dem Feinde wieder weit entrückten Stadt Cambrai sind die Spuren, die der Engländer von seiner mit so großen Hoffnungen begonnenen, mit einer schweren Niederlage endenden Durchbruchsschlacht bei Cambrai für lange Zeiten auf Frankreichs Boden hinterläßt.
Die Verluste, die der Feind in den letzten Tagen besonders im Bourlon-Walde erlitt, sind außergewöhnlich hoch. 
Die Zahl der aus den Kämpfen bei Cambrai eingebrachten Gefangenen hat sich auf mehr als 9000, die Beute an Geschützen auf 148, an Maschinengewehren auf 716 erhöht.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
An der Ailette, in einzelnen Abschnitten der Champagne und auf dem östlichen Maasufer zeitweilig verstärkte Feuertätigkeit. Nördlich von Juvincourt brachten Sturmtrupps von schneidigem Vorstoß gegen französische Gräben eine größere Anzahl Gefangene ein.
Gestern wurden im Luftkampf und von der Erde aus 18 feindliche Flugzeuge abgeschossen.
Unsere Flieger haben die Hafenanlagen von Calais sowie London, Sheerneß, Gravesend, Chatham, Dover und Margate mit Bomben angegriffen. Große und zahlreiche Brände kennzeichneten ihre Wirkung.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die bevollmächtigten Vertreter der Obersten Heeresleitungen Deutschlands, Österreich-Ungarns, Bulgariens und der Türkei haben mit den bevollmächtigten Vertretern Rußlands für die Fronten von der Ostsee bis zum Schwarzen Meere, sowie auf den türkisch-russischen Kriegsschauplätzen in Asien Waffenruhe für die Zeit vom 7. Dezember 17, 12 Uhr mittags bis zum 17. Dezember 17, 12 Uhr mittags abgeschlossen.
Die Verhandlungen zur Herbeiführung eines Waffenstillstandes werden in einigen Tagen fortgesetzt werden.
Mazedonische Front: 
Keine größeren Kampfhandlungen.

Italienische Front:
Der am 4. Dezember in den Sieben Gemeinden eingeleitete Angriff der Heeresgruppe des Feldmarschalls Conrad brachte große Erfolge.
Österreichisch-ungarische Truppen haben die starken italienischen Stellungen im Melettagebirge erstürmt und gegen mehrfache Gegenangriffe behauptet.
Deutsche Artillerie hat an den Kämpfen mitgewirkt. Bisher wurden 11 000 Italiener gefangen und 60 Geschütze erbeutet.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Marcoing vom Feinde gesäubert

Berlin, 6. Dezember, abends. (Amtlich.) 
Südwestlich von Cambrai wurde Marcoing vom Feinde gesäubert. - Von den übrigen Fronten bisher nichts Neues.
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Die Waffenruhe von 10 Tagen für sämtliche russischen Fronten

Berlin, 6. Dezember. (Amtlich.)
Die bevollmächtigten Vertreter der Obersten Heeresleitungen von Deutschland, Österreich-Ungarn, der Türkei und Bulgarien haben am 5. Dezember mit den bevollmächtigten Vertretern der russischen Obersten Heeresleitung eine Waffenruhe von 10 Tagen für sämtliche gemeinsamen Fronten schriftlich vereinbart. Der Beginn ist auf den 7. Dezember 12 Uhr mittags festgesetzt. Die zehntägige Frist soll dazu benutzt werden, die Verhandlungen über den Waffenstillstand zu Ende zu führen. Zwecks mündlicher Berichterstattung über das bisherige Ergebnis hat sich ein Teil der Mitglieder der russischen Abordnung auf einige Tage in die Heimat begeben. Die Kommissionssitzungen dauern fort.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Schwere Niederlage der Italiener im Meletta-Gebiet

Wien, 6. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Gestern wurde zwischen Rußland und den Verbündeten eine zehntägige Waffenruhe vereinbart. Beginn für alle russischen Fronten am 7. Dezember 12 Uhr mittags. Die Waffenstillstandsverhandlungen dauern fort.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Der Feind hat auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden eine schwere Niederlage erlitten.
Am 4. Dezember brachen nach mächtiger Artillerievorbereitung, an der auch deutsche Batterien mitwirkten, die Truppen des Generalfeldmarschalls Conrad zum Angriff gegen die Gebirgsstellungen des Meletta-Gebietes vor. In gewaltiger Überhöhung angelegte, reich ausgerüstete Abwehreinrichtungen stützten die mit aller Zähigkeit geführte Verteidigung.
Hoher Schnee und strenge Kälte erschwerten das Vorwärtskommen, aber sorgfältige Angriffsvorbereitung und die Tapferkeit unserer aus allen Teilen Österreichs und Ungarns stammenden Angreifer wußten jedweder Gegenwirkung Herr zu werden.
Vorgestern früh fiel der Monte Badelecche und der Monte Tondarecar. Um Mittag stand das Kaiserschützenregiment Nr. 3 auf dem Monte Miela. Gegen Abend brach vor unserem umfassenden Ansturm der italienische Widerstand auf der Meletta zusammen. Die von Valstagna heraufstrebenden Verstärkungen des Gegners wurden durch östlich der Brenta stehende Batterien in der Flanke gefaßt.
In den gestrigen Morgenstunden verlor nach erbittertem Ringen der Feind den Monte Zomo und die Rückhaltsstellung bei Foza, um 2 Uhr nachmittags streckte, seit 24 Stunden völlig eingeschlossen, die tapfere italienische Besatzung auf dem Monte Castelgomberto die Waffen. Alles Gelände nördlich der Frenzela-Schlucht ist in unserer Hand.
Nebst großen blutigen Opfern büßten die Italiener in diesen zwei Tagen über 11000 Mann an Gefangenen und über 60 Geschütze ein. Unsere Verluste sind dank unserer geschickten Kampfführung gering.
Bei Zenson, wo wir seit Wochen auf dem westlichen Piave-Ufer stehen, hielt am 4. Dezember das auf allen Kriegsschauplätzen hervorragend bewährte Egerländer Infanterieregiment Nr. 73 mehrstündigen Anstürmen überlegener Kräfte siegreich stand.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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