Der Weltkrieg am 3. März 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Die Deutschordensburg in Narwa
Die Deutschordensburg in Narwa

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Siegesbeute im Osten - Die neuen Verhandlungen mit Rumänien

General Knörzer
General Knörzer

Großes Hauptquartier, 3. März. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Südwestlich von Lombardzyde nahmen wir eine Anzahl Belgier gefangen. Brandenburgische Sturmtrupps brachten von einem Vorstoß bei Neuve-Chapelle 66 Portugiesen, darunter 3 Offiziere, gefangen zurück. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Französische Kompagnien griffen am Abend nach mehrstündiger Feuervorbereitung unsere Stellungen bei Corbeny an; sie wurden im Gegenstoß zurückgeworfen. In der Champagne lebte die Gefechtstätigkeit in den Kampfabschnitten vom 1. März zeitweilig auf.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: 
Die nach Ablauf des Waffenstillstandsvertrages eingeleiteten Operationen haben zu großen Erfolgen geführt. Die Truppen des Generalobersten Grafen Kirchbach haben Livland und Estland zur Unterstützung der bedrängten Bewohner im Siegeszuge durcheilt, begleitet durch Teile der über den zugefrorenen Moonsund vorgehenden Besatzung der baltischen Inseln und durch estnische Regimenter. Reval und Dorpat wurden genommen. Unsere Truppen stehen vor Narwa. 
Die Armeen des Generalobersten v. Kirchbach und des Generalfeldmarschalls v. Eichhorn haben in unaufhaltsamem Vordringen über Dünaburg und Minsk nach hartem Kampf Pleskau, sowie Polozk und Borissow genommen. In Bobruisk wurde die Vereinigung mit polnischen Divisionen erzielt. 
Teile der Heeresgruppe Linsingen haben in Übereinstimmung mit der ukrainischen Regierung den Eisenbahnweg von Luniniek über Rjetschiza am Dnjepr bis Gomel nach mehrfachem Kampf geöffnet. Andere Divisionen unter Führung des Generals v. Knörzer haben feindlichen Widerstand brechend die auf Kiew führenden Bahnen und die Bahnlinie Kiew-Shmerinka vom Feinde gesäubert. Am 1. März wurde Kiew im Verein mit Ukrainern genommen, deutsche und österreichisch-ungarische Truppen sind in Shmerinka eingerückt.
Die dem Feinde abgenommene Beute ist auch nicht annähernd zahlenmäßig festzustellen. Soweit Meldungen vorliegen, sind in unserem Besitz: An Gefangenen: 6800 Offiziere und 57000 Mann; an Beute: 2400 Geschütze, über 5000 Maschinengewehre, viele tausend Fahrzeuge, darunter über 500 Kraftwagen und 11 Panzerautos, über 2 Millionen Schuß Artilleriemunition und 128000 Gewehre, 800 Lokomotiven und 8000 Eisenbahnwagen. Hierzu kommt die Beute von Reval mit 13 Offizieren, 500 Mann, 220 Geschützen, 22 Flugzeugen und viel rollendem Material. 
Heeresgruppe Mackensen: 
Der Waffenstillstand mit Rumänien ist gestern gekündigt worden. Darauf hat sich die rumänische Regierung bereit erklärt, in neue Verhandlungen über einen weiteren Waffenstillstand auf Grund der von den Mittelmächten gestellten Bedingungen einzutreten. An diese Waffenstillstandsverhandlungen sollen sich Friedensverhandlungen anschließen.
Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Der Friede mit Rußland unterzeichnet

Berlin, 3. März.
Der Friede mit Rußland ist heute 5 Uhr nachmittags unterzeichnet worden.

 

Die Operationen in Großrußland eingestellt

Berlin, 3. März, abends. (Amtlich.)
Infolge der Unterzeichnung des Friedensvertrages mit Rußland sind die militärischen Bewegungen in Großrußland eingestellt.
Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

 

Telegramm des Kaisers an den Reichskanzler

Großes Hauptquartier, 3. März. (Amtlich.)
Seine Majestät der Kaiser und König haben aus Anlaß des Friedensschlusses mit Rußland an den Reichskanzler Grafen Hertling folgendes Telegramm gesandt:
Das deutsche Schwert hat, geführt von großen Heerführern, den Frieden mit Rußland
gebracht. Mit tiefer Dankbarkeit gegen Gott, der mit uns gewesen ist, erfüllt Mich stolze
Freude über die Taten Meiner Armee, über die zähe Ausdauer Meines Volkes. Daß deutsches Blut und deutsche Kultur hat gerettet werden können, ist Mir eine besondere Befriedigung. Empfangen auch Sie für Ihre treue starke Mitwirkung am großen Werke Meinen warmen Dank. 

Wilhelm, I. R.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 3. März. 
Amtlich wird verlautbart:
An der Piave mehrere Feuerüberfälle. Im Gebirge verhindern starke Schneefälle seit gestern mittag jede Gefechtstätigkeit. 
In Podolien haben österreichisch-ungarische Vortruppen Shmerinka nach kurzem Kampf besetzt. Bei der Einnahme von Gorodok ergaben sich ein sibirisches Korps und ein Infanteriedivisionskommando. 
Der Waffenstillstand mit Rumänien wurde gestern gekündigt. Die rumänische Regierung erklärte sich daraufhin zu neuen Waffenstillstandsverhandlungen mit anschließenden Friedensverhandlungen auf Grund der von den Mittelmächten gestellten Bedingungen bereit.

 Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Entsendung deutscher Truppen nach Finnland – Einrichtung einer Etappe auf den Alandsinseln

Stockholm, 3. März. (Meldung des Svenska-Telegrambyran.)
Auf Befehl seiner Regierung hat der deutsche Gesandte in Stockholm dem Minister des Auswärtigen zur Kenntnis gebracht, daß Deutschland die Absicht habe, auf Verlangen der finnländischen Regierung Truppen nach Finnland zu entsenden, um die dort herrschende Revolte zu unterdrücken, und daß diese Truppen mit Zustimmung Finnlands sich im Verlauf ihrer Operationen auch der Alandsinseln bedienen würden. Um die Erfüllung der humanitären Aufgaben, die Schweden bezüglich der Alandsinseln übernommen habe, nicht zu beeinträchtigen, würde Deutschland sich indessen darauf beschränken, diese Inseln zu benutzen, um dort eine Etappe einzurichten, die für die militärische Expedition notwendig sei. Es wurde ferner versichert, daß Deutschland keinerlei territoriales Interesse an den Inseln habe, und daß die Frage der Alandsinseln mit Rücksicht auf die Lebensinteressen Schwedens an diesen Inseln in engem Einvernehmen mit diesem Lande geregelt werden soll. Indem sie von diesen im Namen der deutschen Regierung abgegebenen Erklärungen Kenntnis nahm, hat die schwedische Regierung, die ihre ernsten Einwendungen gegen eine etwaige Benutzung der Alandsinseln geltend machte, durch die die Inseln in den Bereich der kriegerischen Operationen gezogen oder die Erfüllung der humanitären Aufgabe Schwedens zum Schutze der Bevölkerung der Inseln verhindert werden könnte, es als ihre Pflicht betrachtet, hervorzuheben, daß nach ihrer Meinung selbst eine begrenzte Benutzung der Alandsinseln, die gemäß der gemachten Mitteilung stattfände, Schwierigkeiten mit sich bringen könnte für eine den gehegten Absichten entsprechende Verwirklichung der humanitären Ziele Schwedens auf den Alandsinseln. Der Kommandeur des schwedischen Überwachungskorps auf den Alandsinseln ist von der geplanten Ankunft der deutschen Expedition sowie von den mit Bezug hierauf gemachten deutschen Erklärungen benachrichtigt worden.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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