Der Weltkrieg am 24. Mai 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Lebhafte Artillerietätigkeit an der Westfront 

Großes Hauptquartier, 24. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Die Lage ist unverändert. Im Kemmel-Gebiet, beiderseits der Lys und der Scarpe, südlich von der Somme sowie zwischen Moreuil und Montdidier lebte die Artillerietätigkeit am Abend auf und war auch während der Nacht lebhaft. Die Infanterietätigkeit blieb auf Erkundungskämpfe beschränkt. Eigene Unternehmungen südwestlich von Bucquoy und an der Oise brachten Gefangene ein.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Englische Fliegerangriffe auf Zeebrügge

London, 24. Mai. (Amtlich.)
In der Zeit vom 20. bis 22. Mai führten Teile unserer Luftstreitkräfte Bombenunternehmungen gegen Zeebrügge, die Mole, den Stutzpunkt der Wasserflugzeuge und die in der Nähe liegenden feindlichen Schiffe, ferner gegen Thourout und den feindlichen Flugplatz von St. Denis-Westrem aus. Es wurden zwei Volltreffer auf feindlichen Torpedobootszerstörern gemeldet, mit dem durch photographische Aufnahmen festgestellten Ergebnis, daß ein Zerstörer gesunken ist. Außerdem wurden drei feindliche Flugzeuge steuerlos heruntergetrieben. Alle unsere Flugzeuge sind unbeschädigt zurückgekehrt.
Zusatz des W. T. B.:
Hierzu erfahren wir von zuständiger Seite, daß in der laut amtlicher englischer Meldung angegebenen Zeit vom 20. bis 22. Mai zwar mehrfach Fliegerangriffe auf Zeebrügge und Umgebung vom Gegner ausgeführt worden sind. Irgendwelche Erfolge blieben dem Gegner jedoch versagt. Bei einem Fliegerangriff zwei Tage vorher, am 18. Mai, auf die Werft Brügge, erhielt eines unserer Torpedoboote durch eine Fliegerbombe leichte Beschädigungen. Es ist keines unserer Torpedoboote gesunken. Die Engländer verloren bei ihren vergeblichen Bemühungen, unseren flandrischen Stützpunkten durch Fliegerangriffe Schaden zuzufügen, allein in der Zeit vom 18. bis 22. Mai fünf Flugzeuge, ein weiteres wurde zur Notlandung gezwungen, die Besatzung gefangengenommen.
1)

 

Livlands und Estlands Loslösung von Rußland

Berlin, 24. Mai.
Der Reichskanzler hat der von den Vertretern Livlands, Estlands und Finnlands geäußerten Bitte entsprochen und die Unabhängigkeitserklärung durch das Auswärtige Amt Herrn Joffe übersenden lassen. In dieser an die Regierung der Russischen sozialistischen föderativen Sowjetrepublik in Moskau gerichteten Erklärung wird unter Hinweis auf die am 9. und 10. d. M. in Reval und Riga gefaßten Beschlüsse der estländischen und livländischen Landesversammlungen ausgesprochen, daß die Bevölkerung Livlands und Estlands durch die Erklärung ihrer Vertreter von dem Recht, ihr Schicksal frei zu bestimmen, Gebrauch gemacht und die Loslösung von Rußland vollzogen haben.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienische Anstürme blutig zurückgeschlagen 

Wien, 24. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Gestern griffen die Italiener unsere Stellungen auf der Zugna Torta und im Etsch-Tal nach starkem, weitgreifendem Geschützfeuer zu wiederholten Malen an. Die beiden ersten Angriffe brachen schon in dem trefflich wirkenden Feuer unserer Batterien blutig zusammen. Die Angreifer flüchteten in ihre Gräben zurück. Bei dem dritten Ansturm kamen die Italiener bis knapp an unsere Stellungen. Kaiserschützen vom 3. Regiment sprangen aus ihren Deckungen und warfen sich dem Feinde mit gewohnter Tapferkeit entgegen. Der Nahkampf endete mit einem vollen Siege der Unsrigen. Der Angreifer wurde überall zurückgeworfen, ein letztes Italienernest noch in der Nacht gesäubert. Zu gleichem Ergebnis führten drei Vorstöße, die der Feind gegen unsere Stellungen auf dem Monte Asolone versuchte. Auch hier wurde er jedesmal abgeschlagen. So hat für die Italiener auch das vierte Jahr ihres Raubkrieges mit schweren Mißerfolgen begonnen.

 Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Nikaraguas Kriegserklärung

Berlin, 24. Mai.
Wie halbamtlich mitgeteilt wird, ist die bereits von der deutschen Presse wiedergegebene Nachricht, daß Nikaragua den Kriegszustand mit Deutschland und Österreich erklärt habe, nunmehr amtlich bestätigt worden.
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Der 1. Weltkrieg im Mai 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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