Der Weltkrieg am 31. August 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

BRITISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der gescheiterte Durchbruchsversuch bei Arras

Großes Hauptquartier, 31. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Böhn:
Vorfeldkämpfe beiderseits der Lys. Feindliche Erkundungsabteilungen, die über die Lawe vorstießen, wurden zurückgeworfen.
Auf dem Schlachtfelde südöstlich von Arras suchte der Engländer gestern erneut den Durchbruch zu erzwingen. Unter starkem Einsatz von Panzerwagen brachen am frühen Morgen auf einer Frontbreite von 20 Kilometern englische und kanadische Divisionen zwischen Straße Arras-Cambrai und südöstlich von Bapaume zum Angriff vor. Württemberger schlugen südlich der Straße den Feind vor ihren Linien ab. Im Verein mit rheinischen Bataillonen warfen sie den nördlich von Hendecourt vorgedrungenen Feind wieder zurück. Südlich von Hendecourt brachten Kavallerie-Schützenregimenter den feindlichen Ansturm zwischen Vaulx-Vraucourt und Fremiecourt zum Scheitern. Sie nahmen Hendecourt, das vorübergehend verloren ging, wieder, gingen nach Abkehr des Feindes selbst zum Angriff vor und warfen ihn beiderseits von Bullecourt und über den Westrand des Ortes zurück. Südlich von Ecoust schlugen westpreußische Regimenter in erbittertem Kampf mehrfache Angriffe des Feindes ab. Selbständiges Eingreifen des Oberleutnants Mann mit Kompagnien des Infanterieregiments Nr. 175 ermöglichte die Wiedernahme des vorüber-gehend verlorenen Ortes Ecoust. Beiderseits von Bapaume brachten preußische, sächsische und bayerische Regimenter den feindlichen Ansturm zum Scheitern.
Am Nachmittage warf der Feind beiderseits der Straße Arras-Cambrai frische Divisionen in den Kampf. Erneuter Masseneinsatz von Panzerwagen und Infanterie sollte die Entscheidung herbeiführen. Am späten Abend war die Schlacht zu unseren Gunsten entschieden. Die aus dem Sensée-Grunde heraus über Eterpigny , Haucourt und südlich der Straße aus Vis-Cherisy anstürmenden dichten Linien des Feindes brachen in unserem Feuer und in erbittertem Nahkampf zusammen. Seine Panzerwagen wurden zerschossen. Die Infanterie des Feindes erlitt außergewöhnlich hohe Verluste.
Nördlich der Somme wurden englische Angriffe zwischen Morval und Clery abgewiesen. Wo der Feind unsere Linien erreichte, warf ihn unser Gegenstoß in seine Ausgangsstellungen zurück.
Nördlich der Oise griffen Franzosen den Kanalabschnitt zwischen Libermont und nordöstlich von Noyon mit starken Kräften an. Ihre Angriffe kamen meist schon auf dem Westufer in unserem Feuer zum Stehen. Aus Chevilly auf dem östlichen Ufer wurde der Feind nach hartem Kampf wieder geworfen. Mehrfach aus Noyon heraus geführte Angriffe scheiterten im Feuer und durch Gegenstoß.
Heftiger Artilleriekampf und Infanteriegefechte an der Ailette. Nördlich von Soissons nahmen wir den zum Paslykopf vorspringenden Frontabschnitt in die kürzere Linie Juvigny-Bucy le Long zurück. Juvigny blieb bei gestrigen Angriffen des Feindes in seiner Hand.
Wir schossen in den beiden letzten Tagen 52 feindliche Flugzeuge ab. Oberleutnant Lörzer errang seinen 32. und 33., Leutnant Könneke seinen 32. und Leutnant Laumann seinen 28. Luftsieg.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Frontverkürzung zwischen Ypern und La Bassée

Berlin, 31. August, abends. (Amtlich.)
Der Engländer hat heute die seit einigen Tagen erfolgte Verkürzung unserer zwischen Ypern und La Bassée auf Hazebrouck vorspringenden Front bemerkt und ist unseren am Feinde belassenen Erkundungsabteilungen über den Kemmel - Bailleul - Neuf-Berquin und über die Lawe gefolgt.
Südöstlich von Arras sind englische Teilangriffe gescheitert. Kämpfe nördlich
der Somme.
Beiderseits von Noyon und zwischen Oise und Aisne haben sich am Nachmittag
nach stärkstem Artilleriekampf französische Angriffe entwickelt.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreicher Gegenstoß am Monte Majo

Wien, 31. August.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
In den Judikarien erfolgreiche Erkundungsgefechte. Der Monte Majo (östlich des Pasubio) war gestern vorübergehend im Besitz des Feindes. Mehr als zweistündiges Artillerie- und Minenfeuer verschüttete unsere Besatzung, worauf es den Italienern gelang, in unsere Gräben einzubrechen. Unsere Abschnittreserve, Abteilungen des 3. Regiments der Tiroler Kaiserjäger und des Kaiserjäger-Sturmbataillons brachen sofort zum Gegenangriff an und warfen, durch die Batterien der Kaiserjägerdivision und der 40. Honved-Artilleriebrigade trefflich unterstützt, den Feind in kurzem erbitterten Ringen wieder hinaus. Das 20. Bersaglieriregiment bußte seine Schlappe mit dem Verlust von mehr als 200 Toten und etwa 100 Gefangenen.
Albanien:
Nichts Neues.

 Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der britische Heeresbericht:

31. August 1918.
Das fortwährende Einsetzen des Feindes an Reserven, um die Verluste, die er in diesen Massenangriffen während des ersten Teils des Jahres und im Laufe der glücklichen Offensiven der Alliierten erlitten hatte, aufzufüllen, zwang ihn zur Räumung des Lys-Vorsprunges und zur kampflosen Aufgabe der wertvollen taktischen Stellungen, die er um teuren Preis errungen hatte. Unsere Truppen nahmen wiederum Besitz vom Kemmel-Berg. Wir erreichten die allgemeine Linie Voormezeele - Lindenhoek - La Creche - Doulieu und nähern uns Estaires. Unsere Truppen drücken den Feind auf seinem Rückzug zusammen und machten zahlreiche Gefangene.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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